"Jeder braucht seinen Heimathafen"

Trier · Andreas Kieling hat sich zu einem der bekanntesten Tierfilmer gemausert. Der 53-Jährige ist am 26. und 27. April auf der Outdoormesse in Trier zu Gast, die der TV präsentiert. Im Vorfeld spricht er über Prägendes und die Zukunft.

 Liebt Tiere und die Natur: Tierfilmer Andreas Kieling – hier mit seinem Hund Cleo – ist am Samstag und Sonntag, 26./27. April, bei der Trierer Outdoormesse zu Gast und präsentiert dort zwei seiner Filme. Foto: privat

Liebt Tiere und die Natur: Tierfilmer Andreas Kieling – hier mit seinem Hund Cleo – ist am Samstag und Sonntag, 26./27. April, bei der Trierer Outdoormesse zu Gast und präsentiert dort zwei seiner Filme. Foto: privat

Trier. Zum zweiten Mal öffnet die Outdoormesse sw am Wochenende im Trierer Messepark ihre Pforten. Als Gaststar tritt dabei der Tierfilmer und Abenteurer Andreas Kieling auf. Kieling wird außergewöhnliches Filmmaterial präsentieren und dem Publikum Rede und Antwort stehen.Im Interview spricht der zweifache Vater über Fernweh, seinen persönlichen "Heimathafen" in der Hocheifel und zukünftige Projekte für das ZDF und das Magazin National Geographic. Mit Andreas Kieling sprach TV-Mitarbeiter Nicholas Steinberg.Herr Kieling, wie lautet Ihre persönliche Berufsbezeichnung?Andreas Kieling: In erster Linie bin ich immer noch Tierfilmer. Ich würde aber auch sagen: Abenteurer. Seit zwei Jahren auch noch National-Geographic-Fotograf. Das ist ein Titel, den man sich dazu verdienen kann.Wie sind Sie zu dem gekommen, was Sie heute machen?Kieling: Es ist eine Leidenschaft, die mich von klein an in den Bann gezogen hat. Ich meine die Neugierde auf Tiere, auf die Natur. Da gab es bestimmt mal eine frühe Prägungsphase, in der ich Schlüsselerlebnisse hatte, die mich so begeistert haben, dass ich mich immer weiter in diese Richtung entwickelt habe. Was würden Sie als Ihr aufregendstes Erlebnis bezeichnen?Kieling: Da machen sich bei mir zehn Bilder auf. Das ist erst mal meine lange Zeit als Tierfilmer, Abenteurer und Entdecker. Das ist meine Zeit in Alaska. Da ist sehr viel Prägendes passiert, was mich in meiner Arbeit und in meiner Haltung zur Natur beeinflusst hat. Die ersten Jahre war ich reiner Tierfilmer, der im Fernsehen nie zu sehen war. Da stand im Abspann, wer die Kamera gemacht und das Drehbuch geschrieben hat. Und vorne stand: Ein Film von Andreas Kieling. Das haben nur sehr wenige wahrgenommen. Von welchen Filmen sprechen Sie genau?Kieling: Ich habe sechs Jahre lang nur Filme über Eisbären gemacht, in der alaskanischen und kanadischen Arktis. Sie haben wahrscheinlich Filme von mir gesehen, wissen aber gar nicht, dass sie von mir sind. Später waren es die Grizzly-Bären. Dann diese langen und aufwendigen Yukon-Expeditionen. Dann kam die Zeit, in der auch zum Teil meine Söhne mitkamen. Seit 2006 bin ich für Terra X im ZDF und für National Geographic tätig. Es ging immer weiter um die Welt.Was fasziniert Sie so sehr an der Natur?Kieling: Einerseits ist es eine Leidenschaft. Ich habe es einfach im Blut, den Dingen in der Natur auf den Grund gehen zu wollen. Und dann natürlich die Freude, wilden Tieren so nahe sein zu dürfen. Aber auch die Jagdleidenschaft, als Jäger mit der Filmkamera. Ich kehre mit Bildern zurück, die nicht jeder hat und die sich die Leute einfach gerne anschauen. Diese Aufnahmen bauen wir dann zu unterhaltsamen Geschichten zusammen.Da Sie die Bären ansprechen: Kennen Sie denn kein Angstgefühl?Kieling: Angst ist immer relativ. Ich nenne es eher Respekt. Den habe selbst ich nicht verloren. Das ist auch ganz wichtig. Angst hat immer etwas Negatives und Lähmendes an sich, aber ein gesunder Respekt vor den Tieren ist wichtig. Den habe ich mir trotz meiner Routine erhalten.Sie bezeichnen die Natur als größtes Glück. Wie ist das gemeint?Kieling: Das Gefühl, der Natur, den Tieren sehr nahe sein zu können, das empfinde ich in der Tat als großes Glück. Es ist ein Geschenk, dass ich mir meine Jugendträume erfüllen kann.Ihr Fernweh ist uns bekannt. Haben Sie denn auch Heimweh?Kieling: Das ist bei mir vielleicht nicht ganz so stark ausgeprägt. Das darf es auch gar nicht sein. Wenn das Heimweh stärker wird als die Neugierde auf den Ort, an dem man sich gerade aufhält und vielleicht tolle Sachen dreht, dann sollte man kein Tierfilmer werden.Haben Sie schon mal einen Gedanken daran verschwendet, endgültig sesshaft zu werden?Kieling: Ich lebe seit 32 Jahren in der Hocheifel. Jeder Mensch, der in der Welt unterwegs ist, braucht seinen Heimathafen. Mein Heimathafen ist der kleine Ort Hümmel im Landkreis Ahrweiler. Und das ist auch wichtig. Ich habe eine Familie. Auch wenn wir uns nicht so oft sehen wie andere, sehen wir uns schon regelmäßig. Das möchte und kann ich auch nicht missen.Welche Rolle werden Sie denn konkret auf der Trierer Outdoormesse sw am letzten April-Wochenende spielen?Kieling: Einmal werden wir Filmmaterial zeigen und in einem moderierten Gespräch aufarbeiten. Ich glaube, es hilft vielen, dass man sagt: ,Hey, der Typ ist mal da. Ich kann den wirklich mal was fragen, wozu ich sonst nicht die Möglichkeit habe.\' Ich werde vielleicht den ein oder anderen Kniff oder Trick verraten. Letztendlich lebe ich von meiner 25-jährigen Erfahrung als Tierfilmer. Diese Erfahrung kann man auch nicht so schnell aufholen oder nachmachen.Welchen Bezug haben Sie zur Stadt Trier? Was verbinden Sie mit ihr?Kieling: Trier ist die älteste Stadt Deutschlands. Ich interessiere mich auch sehr für ethnologische Dinge. Durch die Römerzeit ist Trier gerade in dieser Hinsicht etwas ganz Besonderes. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?Kieling: Ich möchte bis an mein Lebensende Tiere filmen und mit ihnen zusammenleben. Ich hoffe, und ich tue auch einiges dafür, dass ich fit bleibe. Das ist das Entscheidende. Und die Neugierde auf die Natur, die Tiere, die Welt, wird mir bis zum Ende meines Lebens erhalten bleiben. Ich arbeite momentan für die Sendereihe Terra X im ZDF. Wir planen neue Folgen. Unter anderem am 13. April, um 19.30 Uhr, wird ein neuer Film aus der Reihe "Terra X - Kielings wilde Welt" laufen. Ich habe noch so viele Ideen, was ich machen möchte. Für mich wird es immer wichtiger, Menschen von den letzten Orten der Erde zu berichten, an denen Tiere noch ihr ursprüngliches Leben führen. Das können auch durchaus Gebiete in Deutschland und Mitteleuropa sein. nstExtra

Der Dokumentarfilmer und Autor Andreas Kieling wurde am 4. November 1959 im thüringischen Gotha geboren. 1976 floh er aus der DDR. Seit 1990 bereist er als Naturfilmer die Welt. Heute ist Kieling einer der bekanntesten Tierfilmer weltweit. Privat lebt er mit seiner Frau und den zwei Söhnen auf einem Bauernhof in Hümmel in der Hocheifel. Dem deutschen Publikum ist er aus der ZDF-Serie Terra X bekannt. 2008 wurde Kieling mit dem Panda Award, dem Oscar des Tierfilms, ausgezeichnet. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. nst Extra

Die Trierer Agentur Mizando veranstaltet am 26. und 27. April zum zweiten Mal die Outdoormesse sw im Trierer Messepark. Themenschwerpunkte sind unter anderem Aktivreisen, Trekking, Klettern, Biking, Fliegen, Fallschirmspringen, Kommunikation und Orientierung. Bei Gesprächsrunden geht es um Outdoorsport und Gesundheit. Die Besucher können im Segelflug-Simulator, an der Kletterwand, auf dem Quadparcours oder beim Fallschirmspringen aktiv werden. Andreas Kieling stellt seine zwei Themenfilme "Aus dem Leben eines Tierfilmers und Abenteurers - 14 Jahre Sehnsuchtsland Alaska" (Samstag, 15.30 Uhr; Sonntag 12 Uhr) und "Wälder, Wildnis, wilde Tiere - vier Jahre mit der Filmkamera durch Deutschland" (Samstag 13 Uhr; Sonntag 15.30 Uhr) vor. Die Öffnungszeiten der Messe sind am Samstag, 26. April, und Sonntag, 27. April, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Weitere Informationen sind bei der Agentur Mizando unter Telefon 0651/4637910 oder unter www.outdoormesse-trier.de erhältlich. nst

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