Jenseits der Stäbe

Elvis ist tot, da bin ich mir sicher. Er hat sich aus dem Staub gemacht, als ich noch ziemlich klein war. Die Flucht im richtigen Moment: Es war nur ein Flügelschlag ins Fremde - und hinter tausend Stäben blitzte plötzlich eine Welt.



Ach so, bevor es allzu geheimnisvoll klingt: Elvis hieß unser Haustier. Und während Menschen gern mal vor offenen Türen stehen bleiben können und zaudern und zögern, nutzt der gemeine Wellensittich seine seltenen Abflug-Chancen. Wenn denn der Käfig offen und die Luft rein ist. Vielleicht nur, weil er nicht wusste, dass Feichtners Küchenfenster-Knast ein längeres Leben versprochen hätte als der deutsche Winter.

Womöglich sollte ich mir ein Haustier anschaffen und es Michael nennen. Als Reverenz und Erinnerung. Um für mich endlich einen Bezug zu einem anderen Großen der Pop-Kultur zu schaffen, der mir zu Lebzeiten eher Achselzucken beschert hatte. Denn an jedem Tag, an dem ich im Internet meine privaten E-Mails aufrufe, bekomme ich als Top-Nachricht die vermeintlich neuesten Entwicklungen im Todesfall Jackson vorgesetzt: Dass er ermordet wurde. Dass er den Tod vorgetäuscht hat. Was die Familie sagt. Und all die blumigen Verschwörungstheorien. Ich glaube, "Jacko" ist einfach nur weggeflogen. Wie einst Elvis. Und bei allem, was war: Ich hoffe, es geht ihm gut.

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