Jensens Frauen: Was enge Mitarbeiterinnen an ihrem scheidenden Chef besonders schätzen

Wer in das Büro des Oberbürgermeisters möchte, kommt an Iris Schneider nicht vorbei; selbst Klaus Jensen nicht. Keine Frau dürfte den scheidenden Stadtchef in den vergangenen acht Jahren häufiger gesehen haben als die freundliche Frau mit den leuchtenden Haaren - die eigene Gattin eingeschlossen.


Da muss die Chemie schon stimmen, anders sei das nicht zu machen, weiß Iris Schneider. Zwischen ihr und Jensen stimmt die Chemie. "Er hatte immer gute Laune, wenn er ins Büro kam! Auch wenn ihn etwas beschäftigte oder ihm zusetzte." Was die 55-Jährige an Jensen besonders schätzt: "Er begegnet jedem mit dem gleichen Respekt, ob es nun ein Amtsleiter ist oder die Reinemachfrau."
Spricht man mit den Mitarbeiterinnen, die Jensen in seinem Amt wohl am Nächsten standen, klingt es, als hätten diese sich abgestimmt. Was sie nicht haben! Derart spontan wurden die drei Damen befragt, dass ihnen für Absprachen keine Zeit blieb. Also muss was dran sein an den durchweg positiven Zuschreibungen, mit denen Iris Schneider, Nadja Driessen und Ruth Mereien-Gürke Klaus Jensen nun bedenken.
Als "unglaublich lustig" beschreibt Nadja Driessen jenen Mann, dessen rechte Hand sie seit fast vier Jahren war und noch ein paar Tage ist. Oft tauschten sich der OB und seine Persönliche Referentin aus, das gehört zum Job. Doch selbst in schwierigen Momenten "hat er mit seiner tollen Art der Schwere etwas Leichtigkeit gegeben." Jensen sei ein "sehr reflektierter Mensch", berichtet die 41-Jährige, er habe nicht nur Rat gesucht, sondern sich mit diesem ernsthaft auseinandergesetzt und sich ihn manchmal auch zu eigen gemacht. Klassische Chefallüren seien Jensen zuwider, doch seiner Rolle als Chef sei er sich natürlich immer bewusst. "Er wird nie laut, aber das muss er auch nicht. Wenn er mit etwas unzufrieden ist, dann gibt er das trotzdem zu verstehen und man weiß, wo man dran ist." Dann attestiert auch die Referentin Jensen etwas, das Inhabern von Führungspositionen bisweilen schwerfällt: "Er tritt allen mit der gleichen Wertschätzung entgegen", Jensen spreche auch nie von "Mitarbeitern", sondern immer von Kollegen. Ob der OB denn nicht auch Macken habe, wenigstens sympathische? Nadja Driessen lacht und erwähnt Jensens Vorliebe für Schokolade und Kuchen - "dann ist es um ihn geschehen"; auch von seinem Hang zu Wortwitzen erzählt sie. Wenn er in einer Besprechung aber den x-ten Wortwitz brachte, wurde es auch ihr zu viel: "Da habe ich das ein oder andere Mal mit den Augen gerollt", gesteht Nadja Driessen.
Ruth Mereien-Gürke ist die Frau, die dem OB immer wieder die Kette anlegt - die Amtskette, versteht sich. Die Leiterin des Amtes für Protokollangelegenheiten und Städtepartnerschaften schwärmt von Jensens "wunderbar trockenem Humor". Doch ebenso schätzt sie an ihm dessen "hervorragende Umgangsformen". Bei Amtsantritt habe Jensen einmal an seine Mitarbeiter, pardon Kollegen, appelliert: "Packt mich nicht in Watte". Soll heißen: Er verlangte Offenheit, konstruktive Kritik, auch Widerspruch, wenn er angezeigt ist. "Er hat das nicht nur gesagt, er hat das bis zum Ende durchgehalten. Jensen hat immer wieder das offene Gespräch gesucht und seinem Gegenüber wirklich zugehört." Obendrein sei er ein "hochgebildeter und intelligenter Mann", sagt Ruth Mereien-Gürke.
Humorvoll, guter Zuhörer, gebildet, perfekte Umgangsformen? Als Journalist müsste man nun misstrauisch werden ob dieses geballten Lobs. Oder aber man respektiert die drei Damen und verlässt sich auf deren Eindruck von einem Mann, den sie nicht bloß ausschnittsweise erlebten, sondern täglich. Und an dem Iris Schneider besonders behagt, "dass er Mensch geblieben ist."

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