Volksfreund-Serie Jetzt aber wirklich mal Weinstadt Trier

Trier · Trier zeigt Flagge in Sachen Riesling & Co.: Wine in the City am Wochenende mit verkaufsoffenem Sonntag. Aber nicht alle Winzerbetriebe sind mit von der Partie.

Erwin Engel wundert sich: "Wir behaupten immer von uns, eine bedeutende Weinstadt zu sein. Aber ausgerechnet in der Fußgängerzone bekommt man wenig davon mit." Der 55-Jährige weiß, wovon er spricht: Als Verkaufsleiter der Bischöflichen Weingüter hat er schon einige zehntausend Menschen aus aller Welt durch Proben geleitet. "Da kommen oft auch kritische Fragen danach, wie sich Wein-Trier präsentiert."

Am kommenden Wochenende wird es in dieser Hinsicht keine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit geben. Die Aktion Wine in the City wartet mit genau dem auf, was man von einer Weinmetropole erwartet: Ein Wochenende lang stehen Riesling & Co., aber auch ihre Hersteller, im Herzen der Stadt im Mittelpunkt.

Und offenbar hat alles darauf gewartet, dass es einmal so kommt. Es musste nur jemanden geben, der die Zügel in die Hand nimmt und die Chose organisiert. Das hat die City-Initiative Trier (CIT) getan, die Aktions- und Werbegemeinschaft vorwiegend von Kaufleuten und Gastronomen aus der Altstadt. Die Idee und das Konzept zu Wine in the City stammen von Jennifer Schaefer (38), Leiterin der CIT-Geschäftsstelle. Sie wundert sich inzwischen ebenfalls: "Wir sind bei der Vorbereitung ausnahmslos auf positive Resonanz gestoßen. Streng genommen hätte man da also schon viel früher drauf kommen können oder sogar müssen, eine solche Aktion ins Leben zu rufen."
Dass ausgerechnet die CIT, die ja alles andere als eine Winzervereinigung ist, in die Bresche springt, sei kein Widerspruch: "Trier ist eine Einkaufs-, Kultur- und Erlebnisstadt, aber auch eine Weinstadt. Wir bringen das jetzt alles zusammen."

Dreh- und Angelpunkt besagter Aktion ist der Hauptmarkt, auf dem ab heute rund ums Marktkreuz ein sieben Pagodenzelte umfassendes Weindorf entsteht. Dort präsentieren sich sechs Trie?rer Güter, darunter auch ein ganz kleines: "Die City-Initiative hat uns gefragt, ob wir Interesse hätten, und da haben wir natürlich gleich Ja gesagt", berichtet Tina Litz (52) vom Weingut Werner Longen, einem Zwei Hektar Rebfläche umfassenden Betrieb aus dem Stadtteil Ruwer. "Das ist eine tolle Veranstaltung, und schön, dass man nicht immer nur an die Großen denkt."

Gedacht hat die CIT "an alle Trie?rer Betriebe und alle gefragt, ob sie mitmachen möchten. Viele mussten aber passen, weil sie bereits anderweitige Verpflichtungen hatten." So erklärt sich auch, warum zum Beispiel Peter Terges, Chef des Vereins der Olewiger Winzer, und andere "übliche Verdächtige" nicht mit von der Partie sind. Dafür aber neben Werner Longen der Deutschherrenhof, Gehlen, Georg Fritz von Nell, Schleimer und die Bischöflichen Weingüter. In Zelt Nummer sieben geht das Begleitprogramm über die Bühne, darunter ein Interview mit Moselweinkönigin Lisa Schmitt (Leiwen; Samstag, 12 Uhr) oder die abendliche Beschallung durch die Disc-Jockeys CM (Samstag) und Carnage (Sonntag, jeweils 18 bis 22 Uhr). Stimmungsvoll illuminiert wird das Zeltdorf von der Veranstaltungstechnik-Firma ProMusik, deren Inhaber und Illuminale-Pionier Winfried Kornberg (51) ebenfalls schon im Vorfeld vom Wine in the City begeistert ist: "Ein vielversprechendes neues Format, das wir gerne unterstützen und das unserer Stadt gut tut."

Wine in the City geht aber weit über den Hauptmarkt hinaus. Zum Programm gehören eine Schlenderweinprobe und weitere Aktionen in Mitgliedsbetrieben der City-Intiative. Schon jetzt steht fest, dass Wine in the City in Serie geht. Die zweite Auflage findet am 5. und 6. Mai 2018 statt, dem Eröffnungswochenende der großen Karl-Marx-Landesausstellung - und möglicherweise mit Winzern, die diesmal nicht mit dabei sind.

Premiere-Programm online: www.treffpunkt-trier.de
LEXIKON DES WEINS:
R WIE RIESLING

Riesling ist eine der hochwertigsten, aber auch anspruchsvollsten Weißweinreben der Welt. In passenden Lagen ergibt Riesling hochklassige Weine, in zu warmem Klima jedoch oft belanglose. Für Kenner gilt die Moselregion als optimales Anbaugebiet. Der Riesling hat seinen Ursprung in Deutschland, wo er die am häufigsten angebaute Rebsorte ist. Aber auch im Elsass und in Österreich ist er stark vertreten und in Neuseeland stark im Kommen.
Was beim Bier das Reinheitsgebot, ist für den Moselweinbau eine 1787 erlassene landesherrliche Verordnung zur Qualitätsverbesserung: Kurfürst Clemens Wenzeslaus verfügte, dass binnen sieben Jahren die unter dem Namen "rheinisch" bekannte Gattung von Reben, die Trauben mit schlechten Eigenschaften und zu viel Säure lieferte, ausgerottet werden und durch "gute" Reben, vornehmlich Riesling, ersetzt werden.
WEINGENUSS ZWISCHEN
PORTA UND SAARSTRASSE

 Der 7. Mai ist der zweite verkaufsoffene Sonntag 2017 in Trier. Anlass ist die Aktion Wine in the City.

Der 7. Mai ist der zweite verkaufsoffene Sonntag 2017 in Trier. Anlass ist die Aktion Wine in the City.

Foto: Roland Morgen

Nicht nur der Hauptmarkt, auch Geschäfte und Gaststätten in der Altstadt stehen am Wochenende ganz im Zeichen von Riesling & Co. Zum Wine in the City-Angebot gehört eine Schlenderweinprobe mit acht Stationen zwischen Porta und Neustraße. Das Ticket kostet zwölf Euro, dafür erhalten die Teilnehmer je Geschäft/Warenhaus 0,1 Liter aus der Produktpalette, die dort präsentiert wird. Partnerweingut des Modehauses Marx beispielsweise ist Josef Linden (Köwerich). Die Schlenderweinprobe ist nicht an einen Tag gebunden, sie kann auf Samstag und Sonntag verteilt werden.

Fast 30 Geschäfte/Gastro-Betriebe, davon auch zwei in der Saarstraße, warten zudem mit eigenen Aktionen rund ums Thema Wein und Sekt auf. So stellt sich im Einkaufszentrum Trier-Galerie am verkaufsoffenen Sonntag der Winzerverein Elblingfreunde der südlichen Weinmosel vor.

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