Jetzt müssen Flüchtlinge in Trier schon im Freien schlafen

Trier · Die Trierer Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende kann seit einigen Tagen nicht mehr allen Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten – noch nichtmal mehr ein Zeltdach. Viele Flüchtlinge müssen unter freiem Himmel schlafen. Ende der Woche sollen knapp 400 Flüchtlinge in Notunterkünfte in Hermeskeil umziehen.

 Die Aufnahmeeinrichtung fuer Asylbewerber ist ueberfuellkt. Viele Menschen muessen draussen schlafen, oder suchen sich irgendwo einen Schlafplatz TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Aufnahmeeinrichtung fuer Asylbewerber ist ueberfuellkt. Viele Menschen muessen draussen schlafen, oder suchen sich irgendwo einen Schlafplatz TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Dutzende Menschen haben in Trier die vergangenen Nächte im Freien verbracht. Nicht aus Spaß und wegen der warmen Witterung, sondern weil die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) völlig überfüllt ist. Neu ankommenden Flüchtlingen kann teilweise kein Bett und auch keine Pritsche in einem der Zelte mehr zugeteilt werden. Stattdessen müssen sich die Flüchtlinge draußen einen Schlafplatz suchen.

Etliche haben ihr Lager im öffentlichen Nell's Park in Trier-Nord aufgeschlagen. Einige versuchen in Eigenregie, sich auf dem Außengelände der Afa aus Holzlatten und Plastikfolien notdürftige Unterstände zu zimmern.

Margit Gottstein, Staatssekretärin im Mainzer Integrationsministerium, bestätigt auf Anfrage des TV: "Es gibt keine freien Betten mehr in der Trierer Afa. Wir sind leider in der Situation, dass Menschen draußen schlafen müssen." Es würde allerdings alles dafür getan, diese Menschen dorthin zu verlegen, wo es noch Platz gibt - zum Beispiel in die Aufnahmeeinrichtung Ingelheim oder die Notunterkünfte auf dem Bitburger Flugplatz (der TV berichtete ).

Abhilfe schaffen sollen laut Gottstein zudem auf dem Gelände der ehemaligen Hochwaldkaserne in Hermeskeil eiligst aufgebaute Zelte, in denen Betten für 375 Flüchtlinge aufgestellt werden. Möglichst noch am morgigen Donnerstag sollen die ersten Flüchtlinge dort einziehen.

Das dürfte allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, denn täglich reisen in Trier rund 200 neue Flüchtlinge an. Gut die Hälfte davon kommt aus Albanien. Ihre Chance auf Asyl ist schlecht: Bundesweit werden nur ein Prozent der albanischen Asylbewerber als Flüchtlinge anerkannt. Um Anträge schneller bearbeiten zu können und so die Aufenthaltsdauer in der Afa zu verkürzen, hat das Ministerium die Arbeitsstellen für die Registrierung der Flüchtlinge dvon vier auf acht verdoppelt. Die CDU-Opposition kritisiert, die Landesregierung sei überfordert. Es müssten dringend bürokratische Hürden abgebaut werden.

Sie irren umher und finden kein Bett - Asylbewerber müssen in Trier draußen schlafen

Bilder der SchandeMeinung

 Die Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber ist überfüllt. Viele Menschen müssen draußen schlafen, oder suchen sich irgendwo einen Schlafplatz.

Die Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber ist überfüllt. Viele Menschen müssen draußen schlafen, oder suchen sich irgendwo einen Schlafplatz.

Foto: Friedemann Vetter

Von Damian Schwickerath

Spätestens jetzt kann in Rheinland-Pfalz niemand mehr behaupten, man habe das Flüchtlingsproblem im Griff. Die Unterkünfte sind hoffnungslos überfüllt, jetzt müssen in Trier sogar schon Menschen draußen schlafen.
Sie haben noch nicht einmal mehr ein Zelt über dem Kopf und irren umher auf der Suche nach einem Bett.
Wo soll das noch hinführen? Diese Zustände werden zu wachsenden Spannungen führen, zu Chaos - und immer wieder auch zu gewalttätigen Ausbrüchen.

Dabei ist all das so nötig wie ein Kropf. Es gibt landauf, landab Dutzende leerstehende Kasernenblöcke, leerstehende Schulen oder andere nicht mehr genutzte Gebäude. All diese Unterkünfte könnten wir den Menschen, die zu uns kommen, zur Verfügung stellen - und zwar kurzfristig. Aber das geht ja nicht, weil wir uns in Deutschland in einem Brandschutzsicherheitswahn suhlen, der die Unterbringung von Hilfsbedürftigen dort angeblich unmöglich macht.
Stattdessen nehmen wir massenhaft unmenschliche Zustände in Kauf und schlittern sehenden Auges in die Katastrophe. Zudem ist dieser verantwortungslose Bürokratenirrsinn auch noch Wasser auf die Mühlen der braunen Rattenfänger, die sowieso lieber heute als morgen die Schotten dicht machen würden.

Das, was wir jetzt in Trier zu sehen bekommen, sind Bilder der Schande und eines demokratischen, weltoffenen Landes, wie Deutschland es ist, unwürdig. Nicht unser Boot ist voll, aber ganz sicher das Maß an behördlicher Ignoranz und Paragrafenreiterei! d.schwickerath@volksfreund.de

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