Jetzt sind Sie dran!

TRIER. "Aktiv werden statt einfach nur zuzuschauen", "Mit Zeit und Einsatz statt nur mit dem Geldbeutel anderen helfen." Kommen Ihnen diese Vorsätze zum neuen Jahr bekannt vor? Fast ein Drittel der Deutschen strebt an, sich ehrenamtlich zu engagieren - tut es aber nicht. Hier erfahren Sie, wo man Sie in Trier braucht.

Rosemarie Stenger war 59 Jahre alt und arbeitslos, als sie von Hermeskeil nach Trier zog. "Statt einfach nur zu Hause zu sitzen und Trübsal zu blasen, wollte ich etwas Sinnvolles tun", sagt die Sekretärin, "dann waren da diese Berichte." Anfang 2002 wurde die frisch gebackene Trierer Ehrenamtsagentur gerade durch die Medien gereicht. Rosemarie Stenger wurde einer ihrer ersten Erfolge: Im Café Haltepunkt des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF) arbeitet sie noch heute einmal die Woche mit obdachlosen und gefährdeten Frauen, kocht, redet und ist einfach für sie da.Unzählige Möglichkeiten

"Im Moment haben wir ganz konkret 140 Freiwilligenstellen zu besetzen", zeigt der Vermittler der Ehrenamtsagentur, Carsten Müller-Meine, den steten Bedarf im Kreis Trier-Saarburg. Die Möglichkeiten gingen vom Seniorenbesuchsdienst bis zum Vereinstrainer. Mit einem Fragebogen erfasst der Diplom-Pädagoge Erfahrungen, Interessen, Neigungen und - was er "die Gretchenfrage" nennt - zeitliche Ressourcen der potenziellen Helfer: "Da fallen oft sehr viele Vorschläge weg", sagt Müller-Meine. Ziel sei, Interessenten und Institutionen schon im Vorfeld optimal aufeinander abzustimmen und Frust zu vermeiden. "Aber man merkt auch, wer wirklich will, schaufelt sich die Zeit frei", weiß Müller-Meine aus Nachbetreuungen seiner Vermittlungsfälle. Gar nicht so viel Zeit brauche man fürs Engagement in einem der drei Arbeitsfelder der Vereinigten Hospitien, versichert Christina Lukas: "Alle zwei Wochen ein paar Stunden" reichten schon für den regelmäßigen Besuch von an Multipler Sklerose erkrankten Patienten, Altenheimbewohnern oder Menschen in der geriatrischen Klinik. Gerade für die Zielgruppe "alte Menschen" Begleiter zu finden, sei nicht einfach. In die Geriatrie komme derzeit nur ein einziger Freiwilliger. "Dabei kriegt man sehr viel Dankbarkeit von denen, die man betreut", versichert Lukas: "Selbst Demenzkranken, die einen nicht mehr richtig zuordnen können, merkt man die Freude an". Einmal im Monat gebe es Treffen, um Gleichgesinnte kennen zu lernen, außerdem kleinere Fortbildungen, verspricht sie. Eine große - gesprächstherapeutische - Fortbildung muss machen, wer für den Kinderschutzbund einen der über 20 000 Anrufe jährlich am Trierer Kinder- und Jugendtelefon entgegen nehmen will. "Da brauchen wir Kontinuität, allein schon wegen der hohen Schulungskosten, die der Verein trägt", sagt die Trierer Vorsitzende Elke Boné. Außerdem gelte es mit Hilfe von Ehrenamtlichen den Umgang für Kinder aus Trennungsfamilien mit dem zweiten Elternteil auf neutralem Boden möglich zu machen. Und im Mutterhaus besuchen Frauen freiwillig vormittags erkrankte und chronisch kranke Kinder, entlasten die Eltern. "Ganz viele Leute brauchen wir momentan aber für das neue Projekt Lichtblick für suchtbelastete Familien", betont Boné. Um Information, Akquise und Werbung ginge es bei dieser Arbeit: "Da ist unheimlich viel zu tun." Viel zu tun ist auch beim Arbeitgeber von Rosemarie Stenger: bei der Tafel für Arme und Obdachlose, bei Schwangerentreffen und Mutter-Kind-Gruppen für Minderjährige, bei Kinderbetreuungen oder eben im Café Haltepunkt - "Bedarf gibt es immer", sagt SKF-Beraterin Helga Kudjer-Lauer.Ehrenamt wird bezahlte Arbeit

"Mir bringt die Arbeit persönlich sehr viel, weil mir diese Menschen zeigen, wie verschwindend gering meine eigenen Probleme eigentlich sind", erzählt Rosemarie Stenger. Und manchmal zahlt sich uneigennütziger Einsatz dann auch mehr als persönlich aus: Über den SKF hat Frau Stenger mittlerweile wieder eine Honorarstelle bekommen. Ehrensache, dass sie dem Haltepunkt trotzdem treu geblieben ist.

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