Jugend im Gespräch mit dem Trierer Bischof

Trier · Nach Malu Dreyer im Mai vergangenen Jahres hat sich jetzt Bischof Stephan Ackermann in der Aula des Humboldt-Gymnasiums Trier (HGT) den Fragen der Schüler gestellt.

 Der Trierer Bischof Stephan Ackermann beantwortet Fragen von Schülern des Humboldt-Gymnasiums Trier. TV-Foto: Frank Goebel

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann beantwortet Fragen von Schülern des Humboldt-Gymnasiums Trier. TV-Foto: Frank Goebel

"Sie lassen aber auch kein Thema aus", seufzt der Trierer Bischof Stephan Ackermann in der Aula des HGT vor rund 120 Schülern, und es klingt nur halbwegs belustigt. Hauptsächlich Zwölftklässler, aber auch Mitglieder der Redaktion der Schülerzeitung "Humburg" dürfen Ackermann nämlich zwei Stunden lang Löcher in den Bauch fragen. Das Auditorium nutzt die Gelegenheit reichlich, ebenso der Moderator Jakob Moggia. Der scheidende Chefredakteur der Schülerzeitung hat die Veranstaltung mitorganisiert und geht nach ersten Plaudereien ("Wollten Sie schon immer Priester werden?") bald zu handfesteren Themen über: Wie ist Ihre Haltung zum Libyen-Konflikt? Darf ich mich freuen, wenn ich morgen erfahre, Gaddafi sei erschossen worden?

Die Fragen aus dem Auditorium drehen sich schnell um die typischen Themen, für die die katholische Kirche immer wieder kritisch angegangen wird: Mein Freund ist schwul, warum wird er von seiner Gemeinde diskriminiert? Ist es bei der Bewertung von Homosexualität noch angebracht, sich auf ein altes Buch zu beziehen? Wieso verbietet die Kirche Verhütungsmittel, wo doch etwa durch Aids so große Gefahr droht?

Auch wenn Ackermann solche Fragen sicherlich erwartet hat, macht er es sich mit den Antworten nicht leicht. Er spult keine vorbereiteten Statements aus, oft ringt er lange mit dem richtigen Ausdruck, will nicht missverstanden werden. "Der Westen hat auf jeden Fall eine Verantwortung, in Libyen nicht nur tatenlos zuzusehen", wiederholt er noch einmal, was er bereits als Vorstand des kirchlichen Think Tanks "Iustitia et Pax" öffentlich geäußert hat: dass diese Verantwortung schon vorher bestanden habe und dass die Versäumnisse sich jetzt rächten.

Es bestehe die immanente Gefahr einer Eskalationsspirale - und selbst, wenn der Tod Gaddafis erst mal Schlimmeres verhindern könne, sei es doch auf jeden Fall erstrebenswerter, ihn vor einem ordentlichen Gericht zu sehen, "wo er angeklagt werden kann - sich aber auch verteidigen kann". Bei den Fragen zur Sexualmoral versucht Ackermann, die harte Linie der Kirche zu erklären. Dass er nicht versucht, diese für die Dauer der Diskussion schönzureden oder gar zu negieren, bringt ihm erkennbar Respekt ein.

Allerdings nimmt Ackermann auch zeitweilig unmerklich das Heft an sich, "sammelt" erst mal die Fragen und lässt dann einige unbeantwortet.

Die Frage Moggias, ob er einen Zusammenhang zwischen dem Zölibat und den Missbrauchsfällen sehe, darf Ackermann ohne weitere Erklärungen mit einem knappen "Nein" beantworten.

Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung nimmt sich der Kirchenobere noch so viel Zeit, wie er kann, um in lockerer Runde weiterzudiskutieren, bevor endgültig die nächsten Termine rufen.

UMFRAGE



"Ich fand, der Bischof war sehr menschlich und sympathisch und hat sich auch offen gezeigt. Er hat sich außerdem den pikanteren Fragen gestellt und offen darauf geantwortet - eine gute Veranstaltung!"

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