Jugend will Nachtbusse behalten

Waldrach/Pluwig · Das geplante Aus für die Zwei-Uhr-Nachtbusse in Richtung Waldrach und Pluwig (der TV berichtete) hat auf der Internetplattform Facebook eine heftige Diskussion unter Jugendlichen aus dem vorderen Ruwertal ausgelöst. Verbandsgemeinde und Stadtwerke Trier (SWT) luden daher zu einer Gesprächsrunde mit den jungen Busbenutzern ein.

Waldrach/Pluwig. Die Nachricht löste an der Ruwer Ärger und Unverständnis aus: Wegen zu geringer Fahrgastzahlen wollen die SWT zum 1. Januar 2012 die Spätbuslinien 86 (bis Waldrach) und 87 (bis Pluwig) streichen. Derzeit starten die Wochend-Spätbbusse um 2 Uhr am Trierer Hauptbahnhof. Besonders betroffen sind viele Jugendliche aus dem vorderen Ruwertal - für sie bieten die beiden Linien am Wochenende die letzte Heimfahrgelegenheit nach Disco-Besuchen in Trier. Seit Wochen klagen junge Betroffene in der Internetplattform Facebook über das angekündigte Aus. Angesichts anhaltender Proteste lud Bürgermeister Bernhard Busch von der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer die Jugendlichen zu einer Informations- und Diskussionsrunde ins Waldracher Rathaus ein. An der Runde nahm auch der Leiter der SWT-Verkehrsbetriebe, Frank Birkhäuer, teil. Der SWT-Vertreter zeigte Verständnis für den Unmut der Jugendlichen, verwies aber auch auf die wirtschaftlichen Fakten.
Nach einer einstündigen Aussprache, an der sich auch Jugendpflegerin Julia Eiter sowie einige Fraktionssprecher des Verbandsgemeinderats beteiligten, war eine Kompromislösung in Sicht: Für die Fahrtrichtung Waldrach besteht technisch die Möglichkeit, von Donnerstag bis Samstag den Drei-Uhr-Bus bis Trier-Ruwer weiter ins untere Ruwertal zu führen - das heißt, Fahrer und Bus sind vorhanden. Zusätzlich wird auf Wunsch der Jugendlichen geprüft, diesen Nachtbus über Waldrach weiter bis Morscheid fahren zu lassen.
Schwieriger wird es für die Spät anbindung von Pluwig. "Der weitere Einsatz eines Nachtbusses bis Pluwig ist aussichtslos", sagte Birkhäuer. "Um hier Wirtschaftlichkeit zu erreichen, müssten sich die Fahrgastzahlen verzehnfachen."
Jugendtaxi als Alternative


Als Alternative sah er ein Jugendtaxi mit Zuschuss vom Landkreis oder einen Kleinbus, der auf Abruf ab Trier-Filsch die Orte Korlingen bis Pluwig bedient. Ohne finanzielle Eigenbeteiligung der Jugendlichen könne eine solche Lösung jedoch nicht realisiert werden. Bürgermeister Busch kündigte an, in der nächsten VG-Ratssitzung das Thema mit auf die Tagesordnung zu nehmen. Zu prüfen sei eine finanzielle Unterstützung der Jugendlichen durch die VG.
Den meisten jungen Buskunden ist das finanzielle Problem durchaus bewusst. "Dass die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist, ist klar", sagt der 17-jährige Kevin Hennen aus Morscheid. Daher wären die Jugendlichen auch bereit, zwei bis drei Euro aus eigener Tasche in die Heimfahrt aus der Stadt zu investieren. Nicht wirklich zufrieden mit dem Abend war Michael Reuter (16) aus Riveris - er hatte sich eine schnelle und konkrete Lösung erhofft. Er meint aber: "Man kann auch mal ein Bier weniger trinken und das Geld ins Busticket investieren." Auch der Pluwiger Benedikt Nilles (18) hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: "Ich finde es gut, dass wir gehört worden sind. Wir sind denen noch nicht ganz egal."
Eine Lösung muss laut Birkhäuer nun bis spätestens Ende Oktober gefunden sein. "Dann ist definitiv Schluss", sagt er, "danach können die Fahrpläne nicht mehr geändert werden."
Meinung

Lichtblick im Dunkel
Dass Verbandsgemeinde und Stadtwerke das Gespräch mit den betroffenen Jugendlichen suchen, ist der Lichtblick in der Nacht, die über den Spätbusbetrieb im Ruwertal hereinzubrechen droht. Während sich für Waldrach eine Ersatzlösung abzeichnet, scheint das Aus für die Linie nach Pluwig besiegelt: Zu wenig Fahrgäste für teure Nachtfahrten - für die Stadtwerke ist die Schmerzgrenze erreicht. Denkbar wären auf dieser Strecke ein Jugendtaxi oder ein Bedarfskleinbus. Diese (Kosten-)Entscheidung im Interesse der Jugendlichen liegt nun beim Verbandsgemeinderat - hoffen wir auf eine weise Entscheidung. f.knopp@voksfreund.deGlücklicher in Sachen Busanbindung steht die Stadt Schweich da: Sie soll mit dem neuen Fahrplan 2012 direkt an die SWT-Linie 8 angebunden werden, die bisher von Mariahof bis Quint fährt. Außerdem denken die Stadtwerke darüber nach, an den Wochenenden Fahrten der Spätbus-Linie 87 von Trier Hauptbahnhof bis nach Schweich zu verlängern. Der Schweicher Stadtrat hat bereits den Aufbau einer Businfrastruktur beschlossen (der TV berichtete). f.k.

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