You(th)-Rock It!!! 2020 Über 100 Jugendliche veranstalten inklusives Rockkonzert in Schweich

Schweich · You(th)-Rock It!!! 2020: Schweicher Jugendliche präsentieren am Samstag ein dreistündiges Rockkonzert. Ein Song passt besonders gut zum inklusiven Projekt.

 Richtig spannend war die erste gemeinsame Probe Anfang März.

Richtig spannend war die erste gemeinsame Probe Anfang März.

Foto: TV/Privat

Seit Wochen üben über 100 Jugendliche aus Schweich und Umgebung für einen ganz besonderen Tag. 60 Jugendliche aus den Jugendorchestern der Musikvereine Föhren, Klüsserath, Ensch, 40 Schüler des Chors des Stefan-Andres-Schulzentrum Schweich, 20 Schüler mit Behinderungen des Chors der Levana-Schule Schweich und eine Rockband um namenhafte Musiker wie etwa Daniel Bukowski und Dirk Klinkhammer haben sich zusammen getan. Ob mit oder ohne Behinderung: gemeinsam stellen die 15 bis 21-Jährigen ein Konzert der besonderen Art auf die Beine. „Die Musik schafft kreative Verbindungen zwischen uns“, sagt Sebastian Pesch, Dirigent des Jugendorchesters Klüsserath und im Organisationsteam. Das Rockkonzert steigt am Samstag, 14. März, im Bürgerzentrum in Schweich.

DER ABEND SELBST
Das Publikum bekommt an diesem Abend Songs von Queen, Bon Jovi, John Miles, den Toten Hosen, Ava Max und vielen mehr in einem etwa dreistündigen Konzert von den Chören, den Orchestern und der Rockband präsentiert. 30 Musiktitel insgesamt – üblich seien eigentlich 10 bis 15, sagt Pesch. Schon jetzt sind 800 Karten verkauft. Das Konzert kostet keinen Eintritt, man kauft mit der Karte aber einen Fünf-Euro-Verzehrbon. Damit es ein richtiges Rockkonzert sein kann, ohne große Pausen, Erklärungen und Platzwechsel, spielt Dirigent Pesch an dem Abend selbst „nur“ Schlagzeug. Auch die Dirigentin des Jugendorchesters Ensch, Carolin Welter, ist im Organisationsteam tätig, dirigiert ihr Orchester bei den Proben und hat mit den anderen viele Arrangements umgeschrieben, spielt aber beim Konzert selbst Posaune und Tenorhorn. Timo Matthes (40), Dirigent des Jugendorchesters Föhren, wird an dem Abend also allein vor den vielen Mitwirkenden stehen, wenn das Licht sich dimmt und das Orchester Child‘s Anthem der Band Toto anstimmt. Später singt Angelina Moos (19) „This is me“ aus dem kürzlich verfilmten Musical The Greatest Showman. „Darin geht es um eine Person, die etwas korpulenter gebaut ist und gemobbt wird. Die Person singt, dass sie genau richtig ist und dass sie zu sich selbst steht. Da bekomm’ ich Gänsehaut, aber auch für die Levanakinder ist das ein super Song, weil die auch merken, dass sie respektiert werden, so wie sie sind,“ erzählt Moos in einem Interview beim Offenen Kanal (OK 54).

 Unter den teilnehmenden Gruppen ist auch der Chor der Levana-Schule.

Unter den teilnehmenden Gruppen ist auch der Chor der Levana-Schule.

Foto: TV/Privat

IDEE UND HINTERGRUND
Die Idee zum inklusiven Rockkonzert kam den jugendlichen Musikern im Februar vergangenen Jahres. Damals saßen die drei Jugendorchester gerade für die Proben eines kleineren Kooperationskonzerts zusammen, das dann im April stattfand. Sie träumten von einer noch innovativeren und größeren, irgendwie rockigeren Sache, am besten mit Band und Chor, so Pesch. Er erinnert sich: „Erst dachten wir, dass so etwas Großes eh nicht klappt, aber dann hörte Daniela Konz von der Idee und fragte ‚Warum denn nicht?‘“

Daniela Konz (47) aus Naurath war früher Lehrerin an der Levana-Schule Schweich und bildet heute Förderschullehrkräfte aus. Sie hat zwei Kinder, die im Jugendorchester Föhren mitspielen. Als sie davon hörte, dass die Jugendlichen ein gemeinsames Rockkonzert planten, schlug sie vor, auch den Chor der Levana-Schule dazu einzuladen. Seither, so Pesch, gelte „Geht nicht, gibt’s nicht“ und dieser Glaube ans Gelingen habe sich auf die jungen Menschen übertragen.

 Das Organisations-Team unter anderem mit Daniela Konz (vorne Mitte), Sebastian Pesch (Mitte hinten) und Timo Matthes (Mitte vorne) freuen sich aufs Rockkonzert.

Das Organisations-Team unter anderem mit Daniela Konz (vorne Mitte), Sebastian Pesch (Mitte hinten) und Timo Matthes (Mitte vorne) freuen sich aufs Rockkonzert.

Foto: TV/Privat

WERBUNG UND FINANZIERUNG
Auf ihrem Instagram Kanal youth_rock_it zeigen die Jugendlichen erste Kostproben von den Songs und viele Fotos und Videos von den Proben. Im Oktober vergangenen Jahres gab es ein Kennenlernfest für alle Beteiligten und deren Eltern, „vor allem, damit die Eltern der jüngeren Schüler wissen, wem sie da an den Probewochenenden ihre Kinder anvertrauen“, so Pesch. Man hat Werbeprodukte erstellen und ein eigenes Logo gestalten lassen. Alle Teilnehmer machen ehrenamtlich mit und müssen nichts bezahlen. „Wir finanzieren uns über Stiftungsgelder – unter anderem zu 90 Prozent über die Aktion Mensch. Aber auch Sponsoren aus der Region haben wir angeworben“, sagt Pesch. Regulär wird in Föhren geprobt. Im Bürgerzentrum in Schweich ist das Projekt nur am Konzertwochenende und dort zahlen sie auch Miete. Über viele verschiedene WhatsApp-Gruppen organisieren die Jugendlichen die Proben und die Logistik.

ETWAS VERÄNDERN
Das Projekt tritt mit einem hohen Anspruch an. Man wolle die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen fördern und für das Recht auf Inklusion eintreten. Daniela Konz findet: „So eine gemeinsame kulturelle Bildung schafft die Chance einer Gesellschaft, in der das Recht ‚dabei zu sein‘ eine Selbstverständlichkeit wird.“ Sebastian Pesch beschreibt, wie die Teilnehmer sich auch gegenseitig verändern: „Am Schlagzeug spielt bei uns zum Beispiel der 16 jährige Florian Mees von der Levana-Schule mit. Der freut sich so, wenn wir ein Stück erfolgreich meistern und lobt uns, dass ich schon merke, wie die gesamte Gruppe auch wertschätzender geworden ist.“

 Solistin Angelina Moos bekommt Gänsehaut, wenn sie „This is me“ aus dem kürzlich verfilmten Musical The Greatest Showman singt. Das Lied passt ihrer Meinung nach sehr gut zum inklusiven Projekt.

Solistin Angelina Moos bekommt Gänsehaut, wenn sie „This is me“ aus dem kürzlich verfilmten Musical The Greatest Showman singt. Das Lied passt ihrer Meinung nach sehr gut zum inklusiven Projekt.

Foto: TV/Privat

Die Veranstaltung muss wegen Corona verschoben werden. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

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