Jugendraum in weiter Ferne

BIEWER. Kein Raum nirgends: Biewers Jugendliche müssen weiterhin auf einen überdachten und geheizten Treffpunkt verzichten. Der Ortsbeirat hat seine Bemühungen, passende Räumlichkeiten zu finden, aufgegeben.

"Biewer ist ein Kaff", sagt Marina entnervt. Nur noch die lautstarke Unterstützung ihrer beiden Freundinnen, mit denen sie an diesem Nachmittag im Regen steht, vermag das Mädchen aufzuheitern. Dabei kommen Jasmin und Laura aus Ehrang, und dort scheinen Jugendliche wesentlich besser aufgehoben zu sein als im kleinen Nachbarstadtteil. "Wir haben wenigstens einen Raum mit Couch", berichtet Jasmin, und Marina ergänzt mit einer Mischung aus Neid und Begeisterung in der Stimme: "Sogar ne' Tischtennisplatte und einen Kicker haben die."Wir müssen draußen bleiben, könnten sich Biewers Jugendliche inzwischen auf die Stirn schreiben. Denn in mehr als zwei Jahren gelang es dem Ortsbeirat nicht, Räume für einen Jugendtreff zu finden.Das Vorhaben, in der Grundschule einen Raum bereit zu stellen, scheiterte am Widerstand von Schulleitung und Schulträgerausschuss. Man fürchtete Sachbeschädigungen am und im Gebäude und verwies auf entsprechende Vorkommnisse in der Vergangenheit. Vor diesem Hintergrund habe man Verständnis für die ablehnende Haltung der Schulverantwortlichen, hieß es darauf hin auch im Ortsbeirat.Seit Generationen trifft sich Biewers Jugend auf dem Vorplatz der Mehrzweckhalle sowie dem nahe gelegenen Schulhof. Auch der Spielplatz an der Grundschule ist ein beliebter Treffpunkt geworden. "Wo sollen wir denn sonst hin?", fragt Marina.Die Präsenz der Jugendlichen auf dem Spielplatz passt wiederum Stefan und seinen Freunden nicht. "Die lassen uns dann nicht mehr an die Spielgeräte ran", berichtet der Zehnjährige. "Wenn die einen Raum hätten, würde das auch uns was bringen", ist Stefan überzeugt.Doch Ortsvorsteher Birkel und der Ortsbeirat scheinen die Suche nach Räumen inzwischen aufgegeben zu haben. "So leid es mir tut, aber absehbar wird es so etwas in Biewer nicht geben", sagt Birkel.Wie schwach die Lobby der Jugendlichen sein muss, zeigt auch ein anderes Projekt: So existiert die seit Jahren geplante Inline-Skater-Bahn bis heute nur auf dem Papier. Einst sollte sie im falschen Biewertal gebaut werden, doch das wussten Anwohner zu verhindern.Vereine sollen Jugendarbeit richten

Inzwischen scheint nun ein Standort für die Inline-Skater gefunden: Am Rande des Stadtteils soll geskatet werden. Die Firma Kirsch sei bereit, eine Optionsfläche - die für eine eventuelle Betriebserweiterung bereit gehalten wird - zur Verfügung zu stellen, so Birkel. "In respektablem Abstand" zum Firmengebäude dürfe die Anlage aufgestellt werden, heißt es in einem Protokoll des Ortsbeirats. Und dass - bei Bedarf der Fläche durch die Firma Kirsch - die Anlage schnell wieder entfernt werden kann...Nun sollen die Vereine die Jugendarbeit richten. Der Ortsbeirat beschloss im Juni, dafür rund 4000 Euro zur Verfügung zu stellen. Ursprünglich wollte das Gremium das Geld im Herbst verteilen, doch offenbar wurden die Vereine erst kürzlich informiert. "Ich hab erst vor einigen Tagen erfahren, dass wir einen Antrag stellen sollen", so TSG-Vorstand Gerd Kirsch.

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