Jugendzentrum Euren: Keine Einigung in Sicht

Trier-Euren · Der Kulturring Euren und die Trie rer Stadtverwaltung sind weiter uneins über einen möglichen Mietvertrag für das Jugendzentrum. Derzeit deutet vieles darauf hin, dass die Räume im Bürgerhaus, Ottostraße 29, an einen anderen Mieter gehen.

Trier-Euren. Das Jugendzentrum Euren der Stadt Trier bietet unter anderem einen regelmäßigen Kinderclub, einen offenen Jugendtreff mit viel Sport, Werkstätten, Ausflüge und Ferienprogramme. Jahresbudget: 94 400 Euro. Vorübergehend ist die Einrichtung in der Ottostraße 7 untergebracht. Der geplante Umzug ins Gebäude Ottostraße 29 des Kulturrings Euren (siehe Extra) steht massiv infrage.
Das Problem: Laut Verwaltung liegt noch kein Kosten- und Finanzierungskonzept des Gesamtvorhabens vor: "Insbesondere fehlt eine Kostenberechnung auf der Basis von Gewerken oder Kostengruppen." Erst nach Prüfung könne der Stadtrat beschließen, die Räume zu mieten, betont Dezernentin Angelika Birk.
Der Kulturring argumentiert anders: Es habe Einigkeit über eine Miete von 6,85 Euro bestanden. Der Kulturring habe zugesagt, dies auch bei Mehrkosten durch gewünschte Planungsänderungen aufrechtzuerhalten.
Die Vorgeschichte: 1997 übernahm die Stadt eine Ausfallbürgschaft für ein Darlehen, das der Kulturring für den Kauf des Bürgerhauses in der St.-Helena-Straße benötigte. "Mit dem Abriss dieses früheren Standortes sind die durch erhebliche Eigenleistungen und Zuschüsse der öffentlichen Hand entstandenen Werte vernichtet. Die Bürgschaft besteht jedoch weiterhin, derzeit noch in Höhe von 259 000 Euro", behauptet die Stadt.
"Der Kulturring hat es 1987 durch mehrere 1000 Arbeitsstunden ermöglicht, für die Stadt Trier mit geringen finanziellen Mitteln ein Gebäude zu sanieren, das als Bürgerhaus und Jugendzentrum genutzt werden konnte", sagt Kulturring-Vorsitzender Karl Biegel. Nach dem Kauf durch den Kulturring habe die Stadt nur 1,93 Euro pro Quadratmeter Miete gezahlt. Zuletzt sei das Haus als gesundheitsgefährdend einzustufen gewesen. Die Bürgschaft belaufe sich noch auf 203 000 Euro, sei inzwischen jedoch ihrerseits durch Bar- und Grundstückswerte des Kulturrings unterlegt.
Die Finanzierung: "Wir brauchen den unterschriebenen Mietvertrag als Grundlage für ein Darlehen mit günstigen Konditionen", erklärt Karl Biegel, Vorsitzender des Kulturrings. Das liefe über die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Steht der Kreditvertrag, dann kann der Kulturring Aufträge an Firmen für den Umbau vergeben.
Vertragsdauer: Die Stadt ist zwar zu 20 Jahren bereit, will sich neuerdings aber "vorzeitige Kündigungsmöglichkeiten" etwa nach zehn Jahren vorbehalten. Für Biegel ein Unding: "Unsere gesamte Kreditstruktur und die günstige Miete für das Jugendzentrum basieren auf 20 Jahren."
Das Ultimatum: Der Kulturring hat kein Verständnis für die "Hinhaltetaktik". Nach Ablauf eines Ultimatums an die Stadt (1. Februar) ermächtigte die Mitgliederversammlung den Vorstand mehrheitlich, "einen alternativen Mieter für die Räume zu suchen". Die Stadt wird nur bis Donnerstag, 16. Februar, bevorzugt, wobei die Konditionen neu zu verhandeln sind. Bisher kalkulierte der Verein mit 6,85 Euro pro Quadratmeter, was pro Jahr eine Summe von rund 21 000 Euro plus Nebenkosten ergebe. Nach Ablauf der Frist erhalte als Mieter "derjenige den Zuschlag, der zuerst ein wirtschaftlich sinnvolles Angebot unterbreitet", heißt es im Mitgliederbeschluss.Meinung

Zusammenraufen für die Jugend
Selten haben sich zwei Projektpartner, die eigentlich das gleiche Ziel verfolgen, auf dem Weg dorthin so ineinander verhakt wie der Kulturring und die Stadtverwaltung. Beide wollen, dass das Jugendzentrum Euren wieder ein dauerhaftes Domizil bekommt. Doch dabei machen sie sich gegenseitig das Leben schwer. Wenn es überhaupt noch Kontakte gibt, erhöhen Vorwürfe nur die Verärgerung und Versteifung auf die eigene Position. Eigene Versäumnisse oder Verpflichtungen würde niemand zugeben. Stattdessen wird die Kluft immer größer. Nur relativ neutrale Vermittler wie Ortsvorsteher und Oberbürgermeister könnten versuchen, die Beteiligten an einen Tisch zu bringen und einen tragfähigen Kompromiss ausarbeiten zu lassen. Massive Kommunikationsstörungen dürfen jedenfalls nicht auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen in Euren ausgetragen werden. m.hormes@volksfreund.deExtra

Bürgerhaus: 15 Mitgliedsvereine, Kindergarten und Pfarrgemeinderat bilden den Kulturring Euren 1957. Diesem Verein gehörte seit 1997 das Bürgerhaus in der St.-Helena-Straße. Die Stadt zahlte einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von rund 5000 Euro. 2011 verkaufte der Kulturring 1000 Quadratmeter des Grundstücks, dort entstand ein Altenheim. Das alte, sanierungsbedürftige Bürgerhaus wurde im Sommer 2011 abgerissen. Auf den restlichen 500 Quadratmetern wollte der Kulturring ursprünglich ein neues Bürgerhaus bauen. Stattdessen kaufte er die ehemalige Druckerei Lintz (Ottostraße 29) und will sie entsprechend umbauen. Veranschlagte Kosten für Kauf und Umbau: etwa 1,2 Millionen Euro. Provisorisch nutzen der Karnevalsclub und die Koobengarde derzeit das Gebäude. cus

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort