Junge Fahrer machen gern den Bob

Trier · Für die Verkehrssicherheitskampagne "Bob - Nüchtern ist cool" setzt das Polizeipräsidium Trier auf Flugblätter und neue Plakate mit Barcodes. Der TV ist Medienpartner der Aktion. Bis heute sind bereits 60 000 Bob-Schlüsselanhänger an junge Fahrer verteilt worden - und es sollen noch mehr werden. Eine Umfrage hat ergeben, dass es Schülern gefällt, Bob zu sein.

Trier. Bob kann jeder sein. Und wer Bob ist, trinkt keinen Alkohol, sondern fährt seine Freunde nach einer Party sicher nach Hause. Aloys Junk, Leiter des Sachbereichs Verkehrsangelegenheiten im Polizeipräsidium Trier, erklärt das Ziel der Verkehrssicherheitskampagne "Bob - Nüchtern ist cool": "Keiner, der am selben Tag noch Auto fährt, soll zu Alkohol greifen. Wenn wir jemanden betrunken hinter dem Steuer erwischen, dann ist er in der Rolle des ertappten Pechvogels." So weit wolle es die Polizei aber gar nicht kommen lassen.
Polizeipräsident Lothar Schömann: "Letztlich wollen wir Verunglückte nicht schwerverletzt oder tot von der Straße auflesen und ihren Angehörigen die schlimme Nachricht überbringen." Weil gerade Unfälle von jungen Fahrern unter Alkoholeinfluss schlimme Folgen hätten, sei die Bob-Aktion, die das Polizeipräsidium mit dem TV als Medienpartner vor dreieinhalb Jahren gestartet hat, ein guter Baustein. "Bob ist ein Freund von uns geworden, ein Helfer unserer Arbeit", erklärt Schömann. Denn Bob habe keinen belehrenden Charakter, vielmehr sei die aktive Mitarbeit der jungen Menschen gefragt, ergänzt Junk.
Dass die Aktion auch bei den Jugendlichen gut ankommt, bestätigt jetzt erstmals eine wissenschaftliche Untersuchung durch das Landesinstitut für Präventives Handeln (LPH) des Saarlandes, mit dem das Polizeipräsidium seit 2010 kooperiert. Der Leiter des Instituts, Dr. Günter Dörr, erklärt: "Das Polizeipräsidium Trier hat gute Arbeit geleistet: Nahezu drei Viertel der befragten Jugendlichen war Bob bekannt. Die Schüler haben die Aktion Bob insgesamt positiv bewertet."
Befragt wurden 878 junge Menschen im Durchschnittsalter von 17 Jahren. 83,4 Prozent von ihnen sagen, dass Alkohol trinken und Auto fahren für sie überhaupt nicht infrage komme (siehe Grafik).
Dörr erklärt: "Grundsätzlich haben wir bei Frauen sowie bei den Jugendlichen mit Führerschein die besseren Ergebnisse, wobei die Daten von Region zu Region auch durchaus unterschiedlich ausfallen." Bemerkenswert sei, dass materielle Anreize wie beispielsweise das Gratisgetränk keine große Rolle für die Jugendlichen spielen. "Wichtiger ist ihnen der ethische Wert und das Verantwortungsbewusstsein", so Dörr.
Mit der Unfallstatistik des Polizeipräsidiums will Dörr das Ergebnis der Untersuchung noch nicht in Verbindung bringen. Ein Vergleich der Zahlen von 2008 und 2011 zeigt zwar, dass die Verkehrsunfälle unter Alkoholeinwirkung zurückgegangen sind und die Zahl der Unfallopfer gesunken ist (siehe Extra). "Die Beteiligung junger Fahrer an solchen Unfällen mit fast 30 Prozent gegenüber einem Anteil an den Einwohnern von etwa 8,8 Prozent ist allerdings noch deutlich zu hoch", sagt auch Junk.
Über das positive Ergebnis der sozialwissenschaftlichen Untersuchung freut sich Polizeipräsident Schömann. Er will sich darauf aber nicht ausruhen. "Die Aktion ist noch jung, und sie macht nur Sinn, wenn sie nachhaltig betrieben wird", meint er.
Deshalb hat sich das Polizeipräsidium jetzt auch einen neuen Anstrich für die Kampagne einfallen lassen. Auf den neuen Plakaten steht ein Barcode, der mit Handys eingescannt werden kann und so auf die Internetadresse www.bob-trier.de führt. Neue Banner sollen aufgehängt werden, und einen neuen Slogan gibt es auch: "Pick up your Friends" (Nimm deine Freunde mit). Junk weiß: "Mit Bob gehen wir als Polizei durchaus einen ungewöhnlichen Weg." Schömann sagt: "Wir freuen uns über jeden neuen Bob."
Extra

Das Polizeipräsidium Trier ist zuständig für die Stadt Trier sowie die Kreise Trier-Saarburg, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich, Daun, Zell und Birkenfeld. Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss ist zwischen 2008 und 2011 gesunken: 2008 waren es insgesamt 467 Alkoholunfälle, 383 Unfälle 2011, das ergibt ein Minus von 18 Prozent. 227 Opfer durch Alkoholunfälle gab 2008, 2011 waren es 197 Opfer. Das sind minus 13,2 Prozent. Mit jungen Fahrern (18 bis 24 Jahre) als Unfallverursacher hat es 116 Alkohlunfälle im Jahr 2008 gegeben, im Jahr 2011 waren es 114. Das ergibt ein Minus von 1,7 Prozent. 64 junge Fahrer waren 2008 Unfallopfer bei Alkoholunfällen, 2011 waren es 58. Das ergibt ein Minus von 9,4 Prozent. eibExtra

Und so funktioniert Bob: Wenn ein Fahrer in einem der Bob-Lokale - mittlerweile sind es mehr als 200 - seinen gelben Bob-Schlüsselanhänger am Fahrzeugschlüssel vorzeigt, bekommt er ein alkoholfreies Getränk entweder kostenlos oder mit einem Preisnachlass. Die Schlüsselanhänger gibt es gratis bei der Polizei sowie bei den Partnern. Eine Übersicht der Partner sowie der teilnehmenden Gastronomiebetriebe steht im Internet: www.bob-trier.de eib

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