Junge Familien könnten die Grundschulen in Trittenheim und Schöndorf retten

Trittenheim/Schöndorf · Die von einer Schließung bedrohten Standorte Trittenheim und Schöndorf haben eine gute Bevölkerungsprognose. Die Verbandsgemeinden liefern weitere Gründe für den Erhalt.

Trittenheim/Schöndorf 41 Zwergschulen in Rheinland-Pfalz bangen um ihre Zukunft. Noch in diesem Herbst will das Bildungsministerium prüfen, welche dieser Mini-Schulen zukunftsfähig sind und welche möglicherweise schon ab übernächstem Schuljahr geschlossen werden (der TV berichtete). Auch die Grundschulen in Trittenheim (Mosel) und Schöndorf (Hochwald) stehen auf der Kippe, nachdem der Landesrechnungshof die Wirtschaftlichkeit der Zwergschulen infrage gestellt und auf die geltenden Mindestgrößen verwiesen hatte.
Laut Schulgesetz müssen Grundschulen mindestens eine Klasse pro Jahrgangsstufe haben, also vier. Bei allen Schulen, die jetzt auf der Kippe stehen, reicht es nur für zwei altersgemischte Klassen.
Das drohende Aus rief Proteste bei Eltern und Lehrern hervor, auch Räte und Schulträger stellten sich auf die Seite der Schulen. In den vergangenen Wochen haben die Verbandsgemeinden Schweich und Ruwer an Konzepten gefeilt, die bis zum 30. September der Schulbehörde ADD in Trier vorgelegt werden müssen. Darin sollen als Entscheidungsgrundlage für das Ministerium gute Gründe für den Erhalt der Schulen an den Standorten Trittenheim und Schöndorf aufgezeigt werden - unter Berücksichtigung der örtlichen Situation und der Einwohnerentwicklung. Die Verbandsgemeinderäte Schweich und Ruwer beraten heute Abend darüber (siehe Info).

In Trittenheim besuchen derzeit 31 Kinder die Schule. Im Konzept wird auf die steigende Schülerzahl bis zum Jahr 2021 verwiesen (38 Schüler). Statistisch werden zu diesem Zeitpunkt sogar 42 Schüler angenommen, weil in einem geplanten Baugebiet im Ort auch Familien mit Kindern erwartet werden. Auch die intakte Dorfgemeinschaft, das gesunde Vereinsleben und der gute Zustand des Schulgebäudes finden Erwähnung.
Breiten Raum nehmen in dem Konzept pädagogische Gründe ein. So werden ADD und Ministerium auf die "große Zufriedenheit mit dem Lehrpersonal" und auf die "überdurchschnittlichen Leistungen der Schüler" hingewiesen. Das Betreuungsangebot in der Schule von 12 bis 16 Uhr werde sehr gut angenommen, dagegen bestehe kein Interesse vonseiten der Eltern an dem Ganztagschulangebot in der benachbarten Leiwener Schule. Wenn Trittenheim als Schulstandort wegfiele, kämen die Kinder mit großer Wahrscheinlichkeit nach Leiwen. Die Schule wurde erst saniert und hat freie Kapazitäten. In Klüsserath, dem anderen Nachbarort mit Grundschule, wäre das Betreuungsangebot zwar ähnlich wie das in Trittenheim, aber es fehlt an Platz für die Trittenheimer Schüler.

In Schöndorf besuchen derzeit 21 Schüler die Enterbach-Grundschule. Damit wird die Mindestgröße von vier Klassen deutlich unterschritten. Dies sei allerdings nur vorübergehend so, schreibt der Schulträger in seinem Konzept an die ADD. Spätestens ab dem Schuljahr 2018/19 erreiche man in Schöndorf wieder zwei Kombiklassen (38 Schüler). Ab 2022 seien wieder vier Schulklassen möglich (65 Schüler).
Die VG macht die positive Prognose der Kita- und Schülerzahlen auch an der Bau- und Einwohnerentwicklung fest. Mit 50 bis 100 Einfamilienhäusern und 35 Wohnungen sei kurz- und mittelfristig im Einzugsbereich der Grundschulen Schöndorf und Gusterath zu rechnen. Ausführlich geht die VG Ruwer in ihrem Konzept auf eine Aussage des damaligen Bürgermeisters Bernhard Busch im Jahr 2014 ein. Busch war in einem TV-Bericht mit den Worten zitiert worden, er könne sich vorstellen, dass unter anderem die Grundschule Schöndorf schließe; die Zahl der Grundschüler sinke weiter. Dieser Satz habe "gravierende Auswirkungen" auf den Schulbezirk Schöndorf gehabt, bemerkt der Schulträger. Alle Kinder des Einschulungsjahrgangs 2015/16 seien daraufhin in Gusterath angemeldet worden. Dies sei auch nachvollziehbar, so die VG, weil die Eltern von einer Schließung der Grundschule Schöndorf ausgehen mussten. Niemand habe ihnen auch nur ansatzweise Auskunft geben können, ob die Schule bestehen bleibe, wie viele Klassen gebildet werden oder ob es ein Betreuungsangebot gebe.KommentarMeinung

Daumen hoch für Schöndorf und Trittenheim!
Im Jahr 2013 stellten die Kultusminister eine Schülerprognose für Deutschland auf, die heute noch Geschäftsgrundlage ist. Danach sollten die Schülerzahlen bis 2025 um rund eine halbe Million auf 7,2 Millionen fallen - der demografische Wandel lässt grüßen. Diese Rechnung ist heute überholt. Die Bertelsmann-Stiftung sagt in einer neuen Studie voraus, dass es 2025 über 8,2 Millionen Pennäler geben wird, also eine Million mehr als die obersten Bildungshüter der Länder vor vier Jahren angenommen hatten. Es kommen mehr Kinder auf die Welt, das ist der eine Aspekt, der jetzt berücksichtigt werden muss, wenn es um die Zukunft der Zwergschulen geht. Der andere Aspekt ist, dass der Raum Trier eine Sonderstellung hat. Er ist in weiten Teilen ein Zuzugsgebiet - die Einwohnerzahlen steigen, zumindest kurz- und mittelfristig. Das trifft auch auf die Einzugsbereiche der Grundschulen Schöndorf und Trittenheim zu. Deshalb kann die Bewertung durch die ADD und das Bildungsministerium nur lauten: Daumen hoch! a.follmann@volksfreund.deExtra: VG-RÄTE SCHWEICH UND RUWER TAGEN HEUTE


Der Verbandsgemeinderat Schweich befasst sich heute Abend (ab 18 Uhr Rathaus in Schweich) mit dem Flächennutzungspan Windkraft und der Renaturierung von Bächen in Leiwen, Mehring, Föhren, Naurath und Longuich. Weitere Themen sind der Umbau der alten Schule in Riol zu einem Familienzentrum und die Neufestsetzung der Gebühren für Wasser und Abwasser. Der Verbandsgemeinderat Ruwer will heute (ab 18.30 Uhr Rathaus Waldrach) den Flächennutzungsplan so ändern, dass Bau- oder Mischgebiete in Kasel, Korlingen, Lorscheid, Morscheid, Osburg und Waldrach möglich sind. Weitere Themen: Einrichtung einer Vergabestelle für Aufträge sowie Neubau oder Sanierung des Feuerwehrgerätehauses Pluwig.

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