Junge Flüchtlinge suchen Gastfamilien

Trier · Tritt das geplante Gesetz zur gerechten Verteilung von Flüchtlingen in Kraft, müssen in der Region Trier mehr Plätze für junge Flüchtlinge geschaffen werden. Das Jugendamt bereitet sich derzeit darauf vor. Gesucht werden auch Familien, die ein Pflegekind aufnehmen möchten.

Trier. Junge Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern nach Deutschland kommen, sind besonders auf Unterstützung angewiesen. Ihre Anzahl wird in Rheinland-Pfalz deutlich steigen. Auch das Jugendamt Trier bereitet sich darauf vor. Um mehr Plätze zur Verfügung zu stellen, ist unter anderem ein Gastfamilienmodell geplant. Dabei sollen junge Flüchtlinge in der Phase des sogenannten Clearings, die rund drei Monate dauert, in deutschen Familien untergebracht werden. Während dieser Zeit wird der Hilfebedarf und Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen von Sozialpädagogen festgestellt. Das Jugendhilfezentrum Don Bosco Helenenberg soll die jungen Flüchtlinge und ihre Gastfamilien in dieser Zeit begleiten.
Nach dieser Phase ist ein längerer Aufenthalt in den Familien möglich, wenn alle Beteiligten dies möchten. Die Gastgeber erhalten eine finanzielle Unterstützung durch das Jugendamt. Damit sollen die anfallenden Kosten für ein weiteres Familienmitglied abgedeckt werden. Interessierte Familien können sich an das Jugendamt Trier (siehe Extra) wenden. Nach einer Prüfung durch das Jugendamt erhalten sie eine Pflegeerlaubnis, wenn sie als Gastfamilie infrage kommen.
Ungleiche Verteilung verhindern


Hintergrund für die steigende Anzahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz ist das geplante Gesetz, alle in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge anteilig auf die Bundesländer zu verteilen. Bald soll es beschlossen werden. Bisher werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in dem Bundesland betreut, in dem sie gefunden werden. Das führt zu Ungleichheiten. Rheinland-Pfalz hat im vergangenen Jahr 378 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgenommen. Wäre das Gesetz schon 2014 in Kraft getreten, hätte Rheinland-Pfalz um die 900 Jugendliche aufnehmen müssen.
Achim Hettinger, Leiter des Jugendamts Trier, stellte in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses ein neues Modell für die Aufnahme junger Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz vor. Initiiert wurde es unter anderem vom Mainzer Ministerium für Integration und Familie, den Jugendämtern und kommunalen Spitzenverbänden. Bisher war es allein Aufgabe des Jugendamtes Trier, die in Rheinland-Pfalz gefundenen Kinder und Jugendlichen aufzunehmen und auf die Kommunen zu verteilen. Künftig soll es mehrere dafür zuständige Schwerpunktjugendämter im Land geben. Ist das neue Gesetz zur anteiligen Verteilung in Kraft, vermittelt der Bund die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge an das Landesjugendamt, das sie wiederum auf die Schwerpunktjugendämter aufteilt, zu denen auch das Jugendamt Trier gehören wird. Dessen Chef Hettinger sagte, es hätten sich bereits einige Träger in der Region Trier gefunden, die Plätze für die Kinder und Jugendlichen bereitstellten. "Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, mehr dauerhafte Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu schaffen. Das ist aber durchaus machbar."
Wer minderjährige Flüchtlinge aufnehmen oder sich über dieses Modell informieren möchte, kann sich melden beim Jugendamt Trier, Herbert Marth, Telefon 0651/7183510, E-Mail
herbert.marth@trier.de

Extra

Die zusätzlichen Kosten, die dadurch entstehen, dass mehr Plätze für Flüchtlinge benötigt werden, erstatten nach Auskunft des Trierer Jugendamtes die Länder. Für den höheren Personal- und Sachaufwand in den Schwerpunktjugendämtern zahlt nach jetziger Planung das Land Rheinland-Pfalz eine Fallkostenpauschale.fkr

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