Junge Frau aus Syrien wird Weinkönigin in Trier

Trier · Alle reden von Integration, die Olewiger Winzer setzen ein spektakuläres Zeichen: Sie küren die aus Syrien stammende Ninorta Bahno zu Triers neuer Weinkönigin. Die 25-Jährige, die seit 2012 in Trier lebt, ist „sehr, sehr stolz“.

 Zwei Syrer in Trier: Ninorta Bahno am Trebeta-Gemälde im Stadtmuseum Simeonstift.

Zwei Syrer in Trier: Ninorta Bahno am Trebeta-Gemälde im Stadtmuseum Simeonstift.

Foto: Roland Morgen

Alt, älter, Trier: Schon 1300 Jahre vor Rom habe die Stadt bestanden, besagt eine Inschrift am Roten Haus neben der Steipe. Der sagenhafte Gründer und Namensgeber: Königssohn Trebeta, von seiner Stiefmutter Semiramis aus Assyrien vertrieben. Ihre Zelte schlugen er und sein Gefolge nach langer Flucht in Europa auf, im schönen Moseltal, und bauten dort gleich eine Stadt, die sie Trebeta nannten. Niedergeschrieben wurde die Sage vor gut 900 Jahre von Mönchen der Trierer Abtei St. Matthias in den "Gesta Treverorum" ("Taten der Treverer"), doch sie ist auch in Syrien bekannt: "Ich habe schon als kleines Kind davon gehört. Trebeta ist der Mann, der seine Heimat verlassen musste", weiß Ninorta Bahno (25).

Nun hat sie ein ähnliches Schicksal hinter sich: Vor vier Jahren verließ sie gemeinsam mit ihrer Schwester Fadia (29) ihr Heimatland, in dem gerade der Bürgerkrieg entflammt war, in Richtung Deutschland. Beide leben im Trierer Stadtteil Ruwer und zählte zu den 25 jungen Syrern, die von der Olewiger Winzervereinigung zum Trierer Weinfest 2015 eingeladen worden waren. Ninorta Bahno fungierte damals als Dolmetscherin, vermittelt von CDU-Stadtratsmitglied Jutta Albrecht. Die 54-Jährige ist an Integrationsprojekten für Flüchtlinge beteiligt - und sehr beeindruckt von der jungen Syrerin. Auch Winzerchef Peter Terges (62) ist ebenfalls sehr angetan: "Eine tolle Persönlichkeit." Er und Jutta Albrecht waren sich schnell einig, dass Ninorta Bahno eine "wunderbare Repräsentantin für den Wein, den Sekt und die Winzerschaft ihrer neuen Heimatstadt" wäre.
Die 25-Jährige ließ sich nicht lange bitten: "Ich liebe Wein, er ist mehr als ein Getränk - ein Kulturgut." Den Job als (Wein-) Botschafterin für ein Jahr traut sie sich zu: "Ich bin aramäische Christin und akzeptiere und toleriere alle Religionen. Ich kann auf Menschen zugehen." Dass man ihr "das schöne, spannende und verantwortungsvolle Amt" angetragen habe, mache sie "sehr, sehr stolz".
Nun hat auch die Bundesagentur für Arbeit den Segen zur Regentschaft Ninorta Bahnos gegeben, die derzeit eine Einstiegsqualifikation für Fachangestellte absolviert. Damit steht der Krönung zur 68. Weinkönigin nichts mehr im Wege.

In der Olewiger Winzerschaft, die seit 1949 in ihrem Stadtteil das Trierer Weinfest veranstaltet und jährlich die Königin bestimmt, ist die Vorfreude groß: "Ich glaube, damit haben wir einen echten Coup in Sachen Integration und Weltoffenheit gelandet, der weit über Trier hinaus Wellen schlagen wird", sagt der Vorsitzende Terges.

OB Wolfram Leibe äußert sich auf TV-Anfrage schon mal positiv: "Ich bin angenehm überrascht über die Entscheidung und freue mich darauf zu sehen, wie die junge Frau aus Syrien diese Aufgabe mit ihrer Persönlichkeit ausüben wird".Extra: Das Olewiger Weinfest

 Vor vier Jahren noch auf der Flucht, jetzt bald Weinkönigin in Trier: Ninorta Bahno.

Vor vier Jahren noch auf der Flucht, jetzt bald Weinkönigin in Trier: Ninorta Bahno.

Foto: Roland Morgen

Ninorta Bahno wird am Mittwoch, 3. August, 20 Uhr, in einer öffentlichen Feier im Olewiger Klostergarten zu Triers 68. Weinkönigin gekrönt. Vom 5. bis 8. August folgt das Trierer Weinfest, das seit 1949 im Stadtteil Olewig über die Bühne geht. Auf der Hauptbühne im Klostergarten bietet der Winzerverein wieder ein großes Livemusik-Programm. Freitag (Feuerwerk-Abend): Casamento und White Chocolate; Samstag: Akku-Stick und Groove Lane; Sonntag: Präsentation der Schüler der Modern Music School Trier und Rainer Wollmann & Thomas Esch; Montag: Tonsport.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort