Junge Ideen für die älteste Brücke Deutschlands

Trier · Eine von Laternen und Asphalt entrümpelte Brücke zwischen einem Platz im Westen und einem östlichen Moselufer, das durch Unterführungen im Moseldamm an die City angeschlossen ist - mit dieser Vision hat das Landschaftsarchitektenbüro Lohrer.Hochrein (München) den Wettbewerb zur Gestaltung der Römerbrücke und ihres Umfeldes gewonnen.

Nicole Buttke (24) war am Freitag erstmals in Trier - eine lohnenswerte Tour für die aus Zwickau stammende Wahl-Münchnerin. Neben jeder Menge Pressevertretern erwarteten sie eine Urkunde und ein Scheck über 27.000 Euro, beides in den Viehmarktthermen feierlich überreicht von Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Denn von Nicole Buttke, Diplom-Ingeneurin in Diensten des Münchner Landschaftsarchitektenbüros Lohrer.Hochrein, stammt der Siegerentwurf zur Gestaltung der Römerbrücke und ihres Umfeldes. Planerische Grundlagen zur Neuinszenierung eines Weltkulturerbemonuments schaffen als Trockenübung ohne Ortskenntnis? Für die Wettbewerbssiegerin kein Widerspruch: "Man kann auch auf Plänen und Fotos erkennen, dass Trier Deutschlands älteste Brücke völlig unter Wert verkauft. Es hat mich sehr gereizt, mich damit auseinanderzu- setzen." Mit, wie sie selbst sagt, "unerwartetem Erfolg".
Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani attestierte dem von der Jury einmütig zum Sieger gekürten Entwurf aus München "ganz viel Potenzial und ein paar Ideen, die uns Rathaus-Leute erst einmal die Luft hatten anhalten lassen". Sprachlos gemacht habe weniger die Vision, die Brücke von Autos zu befreien und sie damit nach fast 1900 Jahren von ihrer Aufgabe als wichtige Verkehrsachse zu entbinden. Es waren die Ideen zum cityseitigen Ufer. Das will Nicole Buttke terrassenförmig gestalten und mit Rampen und Treppen versehen.Ohne Planung keine Zuschüsse
Die Verbindung zur Altstadt schaffen große Unterführungen der Moseluferstraße in Höhe Krahnenstraße und Südallee. Den westlichen Brückenkopf entwickelt sie Richtung alter Bahnhof als großen Platz mit Freitreppe zum Wasser. Die Römerbrücke selbst wird "entrümpelt" und auf ihr historisches Profil zurückgebaut: Lampen, Schilder und Asphalt sollen verschwinden, ein schlichtes Stabgeländer vor Absturz schützen und ein neuer Steinbelag als Untergrund für Fußgänger, Radfahrer und Stadtbusse dienen. Eine "unaufdringliche" Beleuchtung wird gespeist aus Lichtbändern an Pfeilern und Geländerbrüstung.
"So wird unser alter Star wirklich gut inszeniert", lobte die Dezernentin und wies zugleich darauf hin, dass gut Ding viel Weile haben will. Den 300.000 Euro teuren Wettbewerb hat Trier, wie den 2010er zur Aufwertung des Porta-Nigra-Umfeldes, aus dem Investitionsprogramm nationale Unesco-Welterbestätten quasi geschenkt bekommen. Ein Angebot, das die Stadt, die jeweils zehn Prozent der Kosten trägt, nicht ablehnen konnte: "Der Wettbewerb ist eminent wichtig für uns", betont Stadtpanungsamts-chefin Iris Wiemann-Enkler. "Ohne ihn würde nichts passieren, weil wir selbst kein Geld haben. Die Ergebnisse sind für uns die Grundlage, um Fördermittel zu beantragen."
Das, was in den Viehmarktthermen als Siegerplanung gekürt wurde, würde in der baulichen Umsetzung einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen - ganz abgesehen von der ungelösten Verkehrsfrage. "Wir wollen das große Ziel in kleinen Schritten erreichen", sagt die Baudezernentin und schließt nicht aus, dass das Café am Krahnenufer in fünf Jahren Realität sein könnte. Die Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs zur Römerbrücke:1. Preis (27.000 Euro) Lohrer.Hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner mit Day & Light Lichtplanung (München), 2. Preis (20.000 Euro) A 24 Landschaftsarchitektur und Swillus Architekten Berlin mit SHP Ingenieure Hannover (Verkehrsplanung) und Studio Dinnebier Berlin (Lichtplanung), 3. Preis (14.000 Euro) Beretta Kastner Architetti (Monza/Italien), 4. Preis (9000 Euro) Club L94 Landschaftsarchitekten und MVM Starke Architektur Köln. Alle 17 Wettbewerbsarbeiten sind bis zum 13.Januar in einer Ausstellung in den Thermen am Viehmarkt zu sehen (geöffnet von 9 bis 17 Uhr, montags geschlossen). rm.

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