Junge Leute denken über Gewalt und Frieden nach

Lüttich · Junge Leute aus den Bistümern Trier und Lüttich haben sich in einem Workshop mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt. Sie haben sich - auch mit Blick auf die aktuellen Krisenherde - gefragt, wie solche Gewaltausbrüche verhindert werden können.

 Ungewohnt: Junge Deutsche und Belgier singen im Workshop „Jugend für den Frieden“ zunächst ihre Nationalhymnen. Foto: Privat

Ungewohnt: Junge Deutsche und Belgier singen im Workshop „Jugend für den Frieden“ zunächst ihre Nationalhymnen. Foto: Privat

Lüttich. Am 3. August 1914 sind deutsche Truppen ins neutrale Belgien einmarschiert. Einen Tag später begann die Schlacht um Lüttich, bei der Tausende Menschen ihr Leben verloren. Hundert Jahre später erinnern sich junge Menschen aus den Bistümern Lüttich und Trier gemeinsam an den Beginn des Ersten Weltkriegs. Und sie beschäftigen sich mit der Frage, wie sich Gewalt verhindern lässt. "Jugend für den Frieden" ist die 24-stündige Jugendbegegnung in Lüttich überschrieben.
Die Situation ist ungewohnt: Die Jugendlichen aus den Bistümern Lüttich und Trier singen ihre jeweiligen Nationalhymnen. Das ist Bestandteil eines Workshops, der die jungen Leute zum Nachdenken über den Umgang von Menschen verschiedener Nationen anregen soll. Schon davor haben sie intensiv darüber diskutiert, was getan werden muss, um Gewaltausbrüche wie damals vor 100 Jahren zu verhindern. "Gewalt beginnt da, wo Kommunikation aufhört", ist eine Feststellung, die immer wieder zu hören ist. Aktuelle Beispiele wie der Krieg in Gaza zeigten aber auch, wie schwierig es ist, Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Am Abend zuvor sind die Jugendlichen aus dem Bistum Trier bei einem Rundgang mit einem Historiker eingetaucht in die Geschichte der Stadt Lüttich und haben viel zum Hintergrund des Ersten Weltkriegs erfahren. Anschließend waren sie zu Gast beim Bischof von Lüttich, Jean-Pierre Delville. Der lud sie auch gleich wieder ein, in vier Jahren erneut nach Lüttich zu kommen, um des Endes des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Am Folgetag bereiteten die jungen Leute unter anderem Fürbitten für den Gottesdienst für Frieden und Versöhnung vor. Sie trafen sich auch mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann. "Ich finde es klasse, dass sich die jungen Leute für das Thema interessieren", sagte Bischof Ackermann. Es sei wichtig, um die Geschichte Europas besser zu verstehen und Europa zu gestalten.
"Über den Zweiten Weltkrieg habe ich viel von meinen Großeltern erfahren, der Erste Weltkrieg ist mir mangels Zeitzeugen dagegen wenig präsent", berichtet der 29-jährige Jens Artmann aus Gutenberg bei Bad Kreuznach über seine Motivation, an der Jugendbegegnung teilzunehmen. Auch der 16-jährige Florian Schu aus Aach interessiert sich besonders für Geschichte: "Der Erste Weltkrieg hat Auswirkungen bis heute und damit auch auf uns", stellt er fest.
Lockere Stimmung trotz Thema


Carina Seger aus Saarlouis hat sich spontan zur Teilnahme entschieden: "Die aktuellen Krisen in Gaza, der Ukraine oder Syrien zeigen, wie schnell Konflikte aus dem Ruder laufen können, da kann uns die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg aufrütteln", so die 30-Jährige. Alle sind sich einig: Der Weg nach Lüttich hat sich gelohnt.
Trotz des schwierigen Themas sei die Stimmung locker, herzlich und spontan gewesen. Und als Fazit nehmen sie mit, dass die jungen Leute von heute die Aufgabe haben, die europäische Integration fortzuführen und sich für Frieden und Völkerverständigung einzusetzen. red

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