Jungenbesuch kommt bei Kindern gut an

Turnen, spielen, Bücher anschauen: Die 14-jährigen Schüler Philipp und Flavius waren gestern Erzieher für einen Tag. Der Boys' Day hat die beiden in die Kindertagesstätte Trier-Feyen geführt. Erstmals gibt es in diesem Jahr diesen Zukunftstag für Jungen als Pendant zum Girls‘ Day.

 Seltener Besuch: Beim Boys' Day in der Kindertagesstätte in Feyen versucht sich Flavius als Erzieher. Mit Leonard und Julia schaut er sich ein Buch an. TV-Foto: Ariane Arndt

Seltener Besuch: Beim Boys' Day in der Kindertagesstätte in Feyen versucht sich Flavius als Erzieher. Mit Leonard und Julia schaut er sich ein Buch an. TV-Foto: Ariane Arndt

Trier-Feyen. "Fängst du mich auf?", fragt ein Kindergartenkind und läuft hoch zur Rutsche. Flavius empfängt den Jungen, als dieser lachend unten ankommt.

"Er ist wie ein Magnet", meint eine Erzieherin zu ihrer Kollegin mit Blick auf den 14-jährigen Schüler, der den Vormittag in der städtischen Kindertagesstätte in Trier-Feyen verbringt. Der Boys' Day hat Flavius in die Kita gebracht: Erstmalig gibt es in diesem Jahr bundesweit auch einen Zukunftstag für Jungen (siehe Extra). Während Schülerinnen beim Girls' Day typische "Männerberufe" kennenlernen, sich unter anderem bei der Bundeswehr oder in einer Autowerkstatt umschauen, besuchen ihre Schulkameraden beispielsweise Kindertagesstätten oder Pflegeeinrichtungen.

Männliche Erzieher sind selten



"Es gibt viel zu wenig Männer, die sich für den Erzieherberuf interessieren", meint Kita-Leiterin Martina Weber. Sie begrüßt den Boys' Day sehr. "Die Kinder sind froh, wenn mal Jungs im Haus sind", sagt sie. Das beobachtet sie auch, wenn einmal ein Praktikant für sechs Wochen da ist. "Der ist ständig ausgebucht", sagt sie lachend.

Während Flavius sich mit zwei Kindern ein Buch über Dinosaurier anschaut, ist Philipp mit einer anderen Kita-Gruppe beim Turnen - und macht zum Vergnügen der Kleinen sämtliche Fang- und Reaktionsspielen einfach mit. So wie früher, als er selbst in Feyen in die Kita ging. Deswegen hat sich der 14-Jährige, der wie Flavius auf das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium geht, diese Einrichtung auch ausgesucht.

Die männliche Komponente sei für die frühkindliche Erziehung sehr wichtig, betont Martina Weber. Sie fehle aber oft, denn auch in den Familien hätten die Väter häufig nicht viel Zeit.

Image Frauenberuf



Das Image als reiner Frauenberuf sei ein Grund, weshalb kaum Männer im Kindergarten arbeiten wollten, meint sie. Der andere Grund für den Erziehermangel sei die geringe Bezahlung. Ausgebildete Erzieher bekommen für ihre Arbeit im Kindergarten nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein Einstiegsgehalt von 2280 Euro brutto. Nach 16 Jahren im Beruf liegt das Gehalt bei 2915 Euro brutto.

Philipp erinnert sich nicht, als Kindergartenkind einen männlichen Erzieher vermisst zu haben. "Ich habe aber auch nicht drüber nachgedacht", fügt der 14-Jährige hinzu. Ob er selbst einmal als Erzieher arbeiten will, weiß er noch nicht. Anders als Flavius: Er ist sich sicher, dass er das nicht möchte.

EXTRA

ZUKUNFTSTAG



Die Idee hinter dem Girls' und dem Boys' Day: Jungen und Mädchen lernen Berufe kennen, in denen größtenteils Frauen beziehungsweise Männer vertreten sind. Für Jungen gab es bundesweit etwa 34 500 Plätze, für Mädchen 125 500. Infos: www.girls-day.de; www.boys-day.de arn

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