Jupiter-Jones-Gitarrist Sascha Eigner im TV-Interview

Trier · Den Mund aufmachen, auch wenn’s Gegenwind gibt. Hingucken, auch wenn’s nicht schön anzusehen ist. Die Band Jupiter Jones hat keine Lust auf den bequemen Weg - vor allem dann nicht, wenn es gilt, rechtes Gedankengut zu bekämpfen. Am 4. September spielt sie beim 1. Trierer Volkspicknick auf Gut Avelsbach.

Menschlichkeit - davon dürfte es auch in den Augen der Band Jupiter Jones gerne mehr auf der Welt geben. Im Interview erzählt Gitarrist Sascha Eigner von mangelnder Empathie mancher Zeitgenossen und warum es wichtig ist, als Band Stellung zu beziehen. TV-Redakteurin Rebecca Schaal hat ihn in seiner Wahlheimat Hamburg erreicht. Am Sonntag, 4. September, sind die Vier zu Gast beim 1. Trierer Volkspicknick, dessen Erlös der Allianz Pro Menschlichkeit zugute kommt. Der Trierische Volksfreund präsentiert die Veranstaltung auf Gut Avelsbach in Trier-Kürenz.

Wann und wo hast du zuletzt gepicknickt?
Sascha Eigner: Das ist wirklich schon ewig her. Aber ich war diesen Sommer auf jeden Fall schon mal am Elbstrand und habe gegrillt.

Was gehört für dich unbedingt in einen Picknickkorb?
Eigner: Auf jeden Fall ein leckeres, kühles Pale Ale, da stehe ich sehr drauf. Dazu ein guter Käse, ein gutes Stück Brot, Oliven und Knochen für den Hund.
Drei von vier Bandmitgliedern von Jupiter Jones kommen aus der Eifel - und als Eifelerin muss ich das jetzt fragen:

Macht es für euch einen Unterschied, hier zu spielen? Gibt es zum Beispiel mehr bekannte Gesichter im Publikum?
Eigner: Wir haben ja schon sehr oft in der Eifel und Trier gespielt mittlerweile. Aber so ein kleines bisschen etwas Besonderes ist es doch, weil an dem Abend wahrscheinlich auch meine Oma da sein wird, die über 80 ist. Auch meine Mutter wird dabei sein, glaube ich. Und sicherlich auch der eine oder andere, den man schon ewig nicht mehr gesehen hat. Insofern kommen da schon heimatliche Gefühle auf. Wenn wir wirklich mal in der tiefsten Eifel spielen, gehe ich dann gerne auch mal durch Prüm spazieren. Oder in Trier zu Stellen, an denen man früher immer war. Das ist schon nett.

Das aktuelle Album "Brüllende Fahnen" ist das erste mit Sven Lauer als Sänger. Schaut man sich die Internetrezensionen an, fällt vor allem eines auf: Die Leute sind entweder total begeistert oder sagen: Das sind nicht mehr die alten Jupiter Jones. Habt ihr mit diesen sehr unterschiedlichen Reaktionen gerechnet?
Eigner: Wir haben diese Platte ja ganz bewusst gemacht. Ich bin der Typ, der schon immer die Musik gemacht hat. Mir war klar, dass das hier ein großer Schritt wird, auch musikalisch. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich ein bisschen totgelaufen habe bei dem, was wir vorher gemacht haben.
Und klar haben wir damit gerechnet, dass es jetzt - mit neuem Sänger und neuem Sound - einen großen Aufschrei geben wird. Letztendlich finde ich die Reaktionen total super, denn die Platte ist niemandem egal. Sie erzeugt eine Reaktion. Wenn diese negativ ist, bin ich natürlich ein bisschen traurig, denn da steckt viel Herzblut drin. Aber über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Ihr positioniert euch immer wieder sehr deutlich gegen Rechts. Seht ihr euch selbst als politische Band?
Eigner: Mehr denn je. Auch in der früheren Konstellation gab es immer wieder Aktionen und Texte gegen Rechtsradikalismus. Bei der jetzigen Platte wollten wir ganz bewusst einige Texte dabei haben, die das noch konkreter und eindeutiger machen. Diese Platte ist die politischste, die wir jemals gemacht haben.
2015 war ein Jahr, als diese ganze Griechenland-Geschichte, die Flüchtlingskrise und überhaupt eine Krise nach der anderen von den Medien aufgebauscht wurden und eine gewisse Paranoia entstand. In diesem Geiste ist diese Platte entstanden.

Habt ihr das Gefühl, mit euren klaren Statements etwas verändern zu können? Oder muss das erst einmal einfach raus?
Eigner: Ja, zunächst mal muss es einfach raus, weil wir auch privat politische Menschen sind. Aber wir sind in der luxuriösen Situation, dass Menschen uns zuhören und wir vor großem Publikum spielen können. Ich hoffe, dass die Leute zumindest mal anfangen nachzudenken. Ich habe das Gefühl, dass in Deutschland viele Menschen gar nicht mehr richtig nachdenken. Dass Empathie verloren geht und alle nur noch schnell irgendwas raushauen, ohne darüber nachzudenken. Wenn man dann als Band da steht und den Kopf in den Wind hält, gibt es immer wieder riesigen Shitstorm von der rechten Fraktion. Aber das muss man aushalten, den Kopf hinhalten und einfach Stellung beziehen. Es gibt leider zu wenige Menschen, die das tun.

Der Auftritt in Trier ist einer der letzten in diesem Sommer. Welches Fazit ziehst du für diese Festival-/Open-Air-Saison?
Eigner: Für uns ist es super gelaufen. Es macht nach wie vor unglaublich Spaß, auch in dieser Konstellation jetzt auf der Bühne zu stehen. Es war in diesem Jahr ein bisschen schwierig, also das Jahr generell, von der Stimmung her. Nicht was unsere Band angeht, sondern was die ganze Weltsituation, was die Menschen angeht. Aber auch mit dieser neuen Platte, die wir gemacht haben, die Ecken und Kanten hat. Das ganze Jahr 2016 quietscht und wackelt irgendwie, da muss man sich so ein bisschen durchwurschteln.
Aber nach wie vor macht's einfach Spaß, unterwegs zu sein. Ich merke das jedes Mal, wenn ich wieder wegfahre und in einem Club oder auf einer Festivalbühne stehe oder backstage rumlaufe, dass da mein Herz dran hängt. Und dass es das ist, was ich am liebsten tue.

Was würdest du sonst tun?
Eigner: Ich habe es jetzt fast zehn Jahre geschafft, professioneller Musiker zu sein. Davor war ich Informatiker und habe in Saarbrücken bei einer Firma gearbeitet. Ich glaube nicht, dass ich das heute noch machen würde. Ich spinne jetzt mal rum: Ich würde dem Musikbusiness entweder erhalten bleiben, oder ich würde ein Restaurant eröffnen.

Also ist das Kochen auch eine Leidenschaft - wie die Musik?
Eigner: Auf jeden Fall. Ich bin begeisterter Hobbykoch. Ich beschäftige mich sehr viel mit allem, was Essen betrifft, und ich koche auch sehr, sehr viel. becExtra

Mit dem 1. Trierer Volkspicknick feiert das Deutsche Rote Kreuz (DRK) den Neustart des Trierer Gutes Avelsbach. Seit Juli wird es von einem neuen Pächter, dem DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich, bewirtschaftet (der TV berichtete). 24 Menschen mit Beeinträchtigung soll dort die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben ermöglicht werden. Der Erlös des Picknicks mit Konzert, Vorführungen von DRK-Rettungshunden, Kinder-Sommer-Spaß und Avelsbach in Flammen geht an die Allianz Pro Menschlichkeit. Picknickkörbe können - inklusive der Eintrittskarten für Jupiter Jones - per E-Mail unter menschlichkeit@lv-rlp.drk.de oder Telefon 0176/68352406 vorbestellt werden. Der Korb kostet für eine Person 30 Euro, für zwei Personen 50 Euro und für eine Familie 60 Euro (der Eintritt für das Konzert ist darin enthalten). Es ist auch möglich, nur das Konzert von Jupiter Jones zu besuchen. Tickets gibt es im Vorverkauf für 20,30 Euro unter der Tickethotline 0651/7199-996, im TV-Service-Center Trier (Neustraße 91) und im Internet: www.ticket.volksfreund.de . becExtra

Gegründet in der Eifel - genauer gesagt in der Prümer Kante - machen Jupiter Jones seit 2002 zusammen Musik. Der radiotauglichste, und deshalb wohl auch bekannteste, Song ist die Popnummer "Still". Dafür erhielt die Kombo 2012 den wichtigen deutschen Musikpreis Echo. Vor gut zwei Jahren stieg Sänger und Gründungsmitglied Nicholas Müller wegen einer Angststörung aus. Neuer Frontmann ist Sven Lauer, ebenfalls Eifeler und seit Kindertagen mit Gitarrist Sascha Eigner bekannt. Mittlerweile lebt nur noch Schlagzeuger Marco Hontheim in der Region. Im März dieses Jahres erschien das Album "Brüllende Fahnen". Die Band hat übrigens beste Erinnerungen an Trier: 2003 gab sie im Exhaus ihr erstes Konzert. bec

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