"Jutta, du läufst zu schnell!"

Die Ortsvorsteher-Wahl in Trier-Süd wird am 27. Januar in einem zweiten Wahlgang entschieden. Gestern lag Jutta Föhr (SPD) mit 45,9 Prozent vor Helmut Freischmidt (CDU), der 36,3 Prozent erreichte.

 Momentaufnahme am Wahlabend: die Stichwahl-Kandidaten Jutta Föhr (SPD) und Helmut Freischmidt (CDU). TV-Foto: Bianca Weber

Momentaufnahme am Wahlabend: die Stichwahl-Kandidaten Jutta Föhr (SPD) und Helmut Freischmidt (CDU). TV-Foto: Bianca Weber

Trier. Kurz nach 18 Uhr herrscht im Konferenzraum "Steipe" im Trierer Rathaus eher gute Laune als nervöse Spannung. Noch zeigt die Leinwand ein kategorisches 0,0 für die Kandidaten Jutta Föhr (SPD), Helmut Freischmidt (CDU) und Aaron M. Braun (Bündnis 90/Die Grünen). Es gibt keinen klaren Favoriten. Kann der politische Späteinsteiger Helmut Freischmidt die rot-grüne Burg Trier-Süd knacken? Wird Aaron M. Braun der erste grüne Ortsvorsteher Triers? Oder bleibt Triers drittgrößter Stadtteil in den Händen der SPD? Alles scheint möglich. Der Raum wird voller. Berti Adams, CDU-Fraktions-Chef im Stadtrat, erörtert Freischmidts Chancen im Gespräch mit Bernhard Kaster. Der Bundestags-Abgeordnete und starke Mann der Trierer CDU hat Freischmidt quasi für die Politik rekrutiert. "Er hat das richtige Profil und gute Chancen heute Abend", sagt Kaste ohne das kleinste Zeichen von Nervosität. Die Nachricht der erneuten knappen Niederlage der Trierer Basketballer trübt die Stimmung kurz.18.24 Uhr: Die ersten Zahlen tauchen auf. Der Bezirk "Barbara 3" meldet 47,3 Prozent für Jutta Föhr, 31,8 für Freischmidt und 20,9 für Braun, der spontan ruft: "Jutta, du läufst zu schnell." Wenn keiner der drei Kandidaten mehr als 50 Prozent erreicht, muss ein zweiter Wahlgang entscheiden.Föhrs Vorsprung wächst nach dem Ergebnis des zweiten von sechs Bezirken auf 49,7 Prozent. Schafft sie die 50er-Marke? Nach vier von sechs Bezirken sind es plötzlich nur noch 43,1 Prozent, Helmut Freischmidt kommt auf 37,9 Prozent heran.Fünf Bezirke sind gezählt, jetzt kommen die Ergebnisse im Minutentakt. 46,3 Prozent für Jutta Föhr, 36,8 für Helmut Freischmidt. "Barbara 4 und 5", der letzte Bezirk, wird die Entscheidung bringen. Plötzlich ist es sehr leise im Raum "Steipe". Vier der fünf bisher gezählten Bezirke hat Jutta Föhr klar gewonnen, nur in "Barbara 1 und 2" liegt Freischmidt vorn. Reicht es für 50 Prozent? Die Minuten ziehen sich in die Länge. "Wir wollten in die zweiten Runde, das haben wir geschafft", wagt Berti Adams vorherzusagen. "Das ist ein Riesen-Ergebnis für Helmut Freischmidt, wenn man bedenkt, dass der Junge erst seit ein paar Wochen im Geschäft ist." Der letzte Bezirk lässt weiter auf sich warten. Wieder Adams: "Kann mal jemand rüberfahren und zählen helfen?" Die Grünen zeigen gelassene Resignation. Aaron M. Braun ist aus dem Rennen. 18.47 Uhr: Die Meldung kommt. Jutta Föhr gewinnt ihren fünften Bezirk und landet insgesamt bei 45,9 Prozent. Helmut Freischmidt erreicht 36,3 Prozent, Aaron M. Braun 17,8 Prozent. Am 27. Januar wird das Duell Föhr gegen Freischmidt folgen. Die Wahlbeteiligung pendelt sich bei 23,5 Prozent ein. "Ich freue mich total", sagt Helmut Freischmidt. "Ich habe noch zwei Wochen Zeit, und jetzt gebe ich richtig Gas." "Ich bin positiv überrascht", meint Jutta Föhr. "Ich hoffe, dass die Wähler mir in zwei Wochen wieder die Treue halten." Meinung Ein Neuling sammelt Punkte Die Ortsvorsteherwahl in Trier-Süd ist ein Paradebeispiel für die von der Kommunalpolitik ausgehende Faszination und Spannung. Ein politischer Neuling tritt mal eben in die CDU ein, startet bei der Wahl und landet bei 36,3 Prozent. In den nächsten beiden Wochen wird bei den Christdemokraten wohl viel Adrenalin frei. Werden sie die Bastion stürmen? Jutta Föhr und ihre SPD sind stark, aber nicht unbesiegbar. Bis zum 27. Januar wird das Leben Trier-Süd wohl von einem überaus intensiven Wahkampf geprägt sein. j.pistorius@volksfreund.de

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