Kabinenbahn: Trier geht auf Investorensuche

Trier · Die Stadt sucht international nach einem möglichen Investor für die Kabinenbahn über die Mosel. Sollte sich niemand finden, der die seit fast zehn Jahren still stehende Anlage wieder in Betrieb nimmt, droht 2013 endgültig der Abriss der Berg- und der Talstation.

Die Gnadenfrist für Peter Schwab (71) ist abgelaufen. Seit 1. Mai ist der Inhaber der Bergbahnbetriebe Trier-Bad Dürkheim GmbH, nicht mehr Betreiber der Kabinenbahn über die Mosel. Vor 13 Tagen ist das so genannte "Heimfallrecht für das Erbbaurecht Kabinenbahn" eingetreten. Das heißt im Klartext: Die Stadt ist wieder Eigentümer der Grundstücke von Talstation am Zurlaubener Ufer und Bergstation auf dem Weißhaus-Gelände. Sie hat nun das Alleinvermarktungsrecht und versucht das hinzubekommen, was Schwab ein Jahrzehnt lang nicht gelungen ist: "Wir suchen einen neuen Betreiber", kündigt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani an. In der Sitzung am 16. Juni will sie den Segen des Stadtrates für eine Ausschreibung von Liegenschaften und Bahnbetrieb einholen.

Nächster Schritt sei die Ausarbeitung eines Exposés, mit dem man die Anlage international möglichen Geldgebern schmackhaft macht. "Wir haben großes Interesse daran, dass die Bahn wieder in Fahrt kommt", erklärt die Dezernentin. Als Bedingung lasse sich dieser Wunsch aber nicht festschreiben, zumal ein künftiger Betreiber nicht auf öffentliche Zuschüsse hoffen darf.

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Parallel will Simone Kaes-Torchiani das Gespräch mit dem österreichischen Seilbahnbau-Weltmarktführer Dopplmayr suchen. Dopplmayr betreibt die Bundesgartenschau-Seilbahn in Koblenz und habe "ja vielleicht Interesse an der Trierer Anlage". Die ist ein Unikat. Sie wurde 1967 erbaut und verkehrte mit ihren lediglich zwei Kabinen (Fassungsvermögen: je 15 Personen) in der Fremdenverkehrssaison auf der 375-Meter-Strecke zwischen Zurlaubener Moselufer und 60 Meter höher gelegenen Weißhaus-Plateau. Bis Peter Schwab, der die Anlage von Vater Otto Schwab geerbt hatte, 2001 wegen hoher Verluste die Notbremse zog. Zu der für 2004 geplanten Reaktivierung kam es nicht: Beim Probebetrieb verunglückte ein Schwab-Mitarbeiter tödlich. Seither wurden die beiden Kabinen nicht mehr bewegt.

An potenziellen Investoren mangelte es nicht. Auch ein ehemaliger russischer Fußball-Nationalspieler, der Millionen im Ausland verdient hat, soll sich 2009 für die Anlage interessiert haben, um sie in Kombination mit einem Restaurant zu betreiben. Wie so viele andere Interessenten sprang er aber ab.

Während das Rathaus die Investoren-Suche startet, gehen die Gespräche mit Peter Schwab weiter. So habe man eine Fristverlängerung vereinbart und vermieden, dass die Stadt bis zum 30. Juni eine verbindliche Entscheidung darüber treffen muss, ob die Kabinenbahn-Anlagen abgerissen werden. Die soll nun spätestens Ende 2012 fallen. Interessenten für eine Nutzung des attraktiven Talstation-Grundstückes (2851 Quadratmeter) ohne Bahnbetrieb gibt es schon jetzt und reichlich: "Uns liegen Anfragen unter anderem aus den Bereichen Hotel, Gastronomie und Seniorenwohnanlage vor", bestätigt die Baudezernentin.

Peter Schwab will versuchen, das Werk seines Vaters, der auch Macher der Moselland-Ausstellungen war, zu retten: "Bei der Investorensuche werde ich als Mitbewerber antreten", kündigt er auf TV-Anfrage an; "Ich habe noch ein paar Ideen zur Erhaltung der Kabinenbahn und hoffe auf Unterstützung aus der Bevölkerung."

Meinung Gesucht: Millionär mit großem Herz

Ein trauriges Jubiläum: Ende Oktober ist der zehnte Jahrestag der letzten regulären Fahrt der Kabinenbahn. Nach der Saison 2001 stellte Peter Schwab den Betrieb ein. Nachvollziehbar: Das Defizit belief sich auf umgerechnet fast 80.000 Euro jährlich. Kostendeckend wird auch der nun händeringend gesuchte Investor die Anlage nicht betreiben können. Im Gegenteil: Er muss auch erst mal geschätzte 600.000 Euro locker machen, um die technischen Voraussetzungen für einen Neustart zu schaffen. Aus diesem Investitions- und Zuschussbedarf resultiert letztendlich die ganze Misere um die Kabinenbahn. Realistischerweise sollte man sich nicht allzu viel vormachen: 2013 werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die Abrissbagger anrollen. Es sei denn, es findet sich ein Gönner mit Geld und großem Herz; ein Visionär, dessen Lieblingsbeschäftigung nicht die Gewinnmaximierung ist. So einer, wie es Otto Schwab war, dem Trier die Bahn zu verdanken hat. r.morgen@volksfreund.de

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