Kaffee mit Auspuffgasen

TRIER. Der Frühling ist da – Zeit, das erste Eis oder den ersten Milchkaffee auf einer der Gastro-Terrassen in der Trierer Fußgängerzone zu genießen. Doch auf dem Stockplatz vergällt reger Autoverkehr das Vergnügen.

Eine große weiße Frau mit einem Kind an der Hand, hinterlegt mit blauer Farbe, begrüßt die Passanten am Beginn der Jakobstraße. Das Verkehrsschild zeigt laut amtlicher Bezeichnung den "Beginn eines Fußgängerbereichs" an. Doch Fußgänger leben gefährlich auf dem sich anschließenden Stockplatz - was klar wird, wenn man es sich auf einer der anliegenden Gastro-Terrassen gemütlich machen will.Kontrollen sind schwierig

Beinahe minütlich fahren Autos, Lieferwagen und Motorräder in die Fußgängerzone hinein. Etliche Fahrer wollen einen der rund 50 Dauerparkplätze im Innenhof des Palais erreichen oder Geschäfte, Hotel und Kneipen beliefern. Manche heben mal eben am Bankautomaten Geld ab oder machen sich gar auf zur Einkaufstour. In einem Fahrschulauto wartet ein Fahrlehrer mitten auf dem Platz über eine halbe Stunde lang auf seinen nächsten Schüler. Andere bilden sich ein, mit aufgemotzten Autos, lockerem Gasfuß und quietschenden Reifen beeindrucken zu können. Das Problem ist die verworrene verkehrsrechtliche Situation auf dem Stockplatz: Während in der übrigen Fußgängerzone Lieferverkehr größtenteils nur bis 11 Uhr zugelassen ist, ist die Zufahrt zum Stockplatz für Lieferverkehr unbeschränkt frei. Auch die Inhaber von Dauerparkplätzen im Palais-Innenhof dürfen den Platz queren. Dazu kommt die ansässige Fahrschule, die wegen ihrer privaten Stellplätze zufahrtsberechtigt ist. Und obwohl vor der Einfahrt zur Jakobsstraße ein amtliches Schild verkündet "Keine Parkplätze - auch nicht für Anlieger" hängen an der angrenzenden Hauswand vier Nummernschilder, die Privatparkplätze kennzeichnen sollen. "Am vergangenen Samstag habe ich gezählt: 38 Autos sind binnen einer Stunde über den Platz gefahren, die definitiv keine Lieferungen für anliegende Geschäfte hatten", sagt Alexander Brittnacher, Geschäftsführer der beiden Stockplatz-Kneipen "Mintons" und "Ziegels". "Der erlaubte Lieferverkehr und die Zufahrt zum Palais-Parkplatz machen auf andere Autofahrer offenbar den Eindruck, dass der Platz für den allgemeinen Verkehr freigegeben sei", sagt Brittnacher. Das Ordnungsamt kontrolliere zwar regelmäßig, aber nur den parkenden Verkehr. "Ich beobachte häufig, dass die Politessen warten, bis sich geklärt hat, ob ein Fahrer etwas liefert oder ganz privat auf dem Stockplatz geparkt hat - und wenn der Fahrer zurückkommt und sich ins Auto setzt, ist es für ein Knöllchen offenbar zu spät." Auch die Polizei kontrolliere ab und an den Platz. "Aber nur den rollenden Verkehr - und da ist es auch schwierig festzustellen, ob es sich um Liefer- oder Privatverkehr handelt." Mit dem Verkehr würden Gewinneinbußen für die ansässigen Gastrobetriebe einhergehen. "Es will doch niemand dort essen, wo so viele Autos vorbeirauschen", sagt Brittnacher. Ganz ungefährlich sei die Angelegenheit auch nicht: "Die Fußgänger wiegen sich in der Innenstadt in trügerischer Sicherheit und unsere Kellnerinnen, die auf der Terrasse bedienen, mussten auch schon häufiger fix zur Seite springen." Seit Jahren verspreche die Stadtverwaltung, dass etwas geschehen werde - zum Beispiel mit versenkbaren Pollern, die nur noch Berechtigten die Zufahrt ermöglichen würden - passiert sei bisher allerdings noch nichts. "Für uns wäre es ok, wenn die Lieferzeiten auf den Vormittag beschränkt würden. Dann müssten zwar auch wir uns umorganisieren, aber die Situation wäre endlich mal klar geregelt."

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