Kaiserliche Landschaft für königliche Flotte

Sie sind die einzigen Privatiers, die die niederländische Krone im Wappen und auf der Flagge tragen dürfen: der Königlich-Niederländische Motorboot-Club (KNMC) bereist derzeit mit 15 prachtvollen Jachten Rhein, Mosel und Saar.

 Unterwegs zurück in die Niederlande: Jachten des Königlich-Niederländischen Flottenverbands auf der Mosel. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Unterwegs zurück in die Niederlande: Jachten des Königlich-Niederländischen Flottenverbands auf der Mosel. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Pölich. Die frühe Morgensonne kämpft sich verstohlen-beharrlich durch den herbstlichen Nebelschleier, der die Mosel bei Pölich sanft zudeckt. Die 15 holländischen Kapitäne stehen im Kreis und beraten mit der Pölicher Hafenmeisterin Gisela Sailler, ob und wie die Chancen stehen, überhaupt wieder auf dem Wasser zurück in die Niederlande zu kommen.

Die meisten Häfen liegen trocken, die Einfahrten sind versandet, der Rhein führt kaum mehr Wasser. "Es kann gut sein, dass wir auf der Mosel liegen bleiben müssen. Ob wir überhaupt noch nach Ehrenbreitstein kommen, ist fraglich", orakelt Chef-Organisator Hermann Heiden, der die vierwöchige Tour seines Clubs geplant und arrangiert hat. 1000 Kilometer von den Niederlanden bis Merzig, 1000 Kilometer, 26 Schleusen, 30 Häfen und eine Landschaft, die sich kein Maler schöner pinseln kann.

Mart V. Diemen, der abends gern zum Akkordeon greift und auch auf dem Leiwener Bimmelbähnchen schon musikalisch gut eingeheizt hat, schwärmt von einer der schönsten Touren des Königlich-Niederländischen Motorboot-Clubs, der immerhin schon 102 Jahre alt ist und 600 Mitglieder zählt.

Pölicher Hafen als Taum-Liegeplatz



"Natur wie auf einer Kinoleinwand. Das entschädigt für alles. Auch fürs Liegenbleiben."

Die Niederländer nehmen's erstaunlich gelassen. Wasserleute eben, die so schnell nichts aus der Fassung bringt. Außer vielleicht das stundenlange Warten vor den Schleusen, weil "die mit der roten Fahne", der Plan- und Berufsverkehr, Vorfahrt haben. So lässt sich am Morgen schwer abschätzen, wo und ob man am Abend überhaupt anlegen kann.

Der Pölicher Hafen war der Traum-Liegeplatz schlechthin, weil hier das Wasser 10 Meter tief ist und die 15 Yachten bequem im Hafen einen Platz fanden. Immerhin sind einige davon an die 20 Meter lang. "Wir würden ja viel lieber im Sommer auf Tour gehen", gesteht Hermann Heiden, "aber da winken alle Häfen ab, wenn ein Flottenverband auftaucht. Also weichen wir in den Herbst aus. Und jetzt macht uns das Niedrigwasser einen Strich durch die Rechnung." Die gute Laune lassen sich die 15 Kapitäne samt ihren Frauen indes nicht vermiesen. Sie könnten auch das Angebot der Pölicher Hafenmeisterin annehmen und bleiben. Ganz umsonst. "Wir versuchen es trotzdem!" ermuntert Fred Vollebrecht die Truppe, und weiter geht's. Während die Morgensonne langsam die Mehringer Schweiz durchflutet, formiert sich der Flottenverband mit der niederländischen Krone im Wappen auf der Mosel Richtung Schleuse Detzem und versucht sein Glück, irgendwann doch noch auf dem Wasser nach Hause zu kommen.

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