Kaleidoskop intimer Erfahrungen

Die "Vagina Monologe" sind intime weibliche Bekenntnisse von Lust- bis Gewalterfahrungen, die die amerikanische Journalistin und Dramaturgin Eve Ensler gesammelt und zu einem Stück zwischen Lesung und Theater zusammengefügt hat. In diesem Jahr wird es zum siebten Mal in der Trierer Tufa aufgeführt, mit einem neuen Ensemble teils prominenter Frauen, darunter Bürgermeisterin Angelika Birk.

 Eine Mischung aus Lesung und Theater – das sind die Vagina Monologe, die demnächst in der Tufa aufgeführt werden. Foto: Tuchfabrik

Eine Mischung aus Lesung und Theater – das sind die Vagina Monologe, die demnächst in der Tufa aufgeführt werden. Foto: Tuchfabrik

Trier. "Vagina Monologe", diesen Titel findet Angelika Birk schon schwierig: "Er kostet einen Überwindung." Doch was dahinter steckt, findet ihre ungeteilte Zustimmung: "Es ist ein tolles Stück, mit Texten, die ansprechen und nach wie vor aktuell sind." Außerdem diene es einer guten Sache, die sie unterstützen wolle.

Basis der 1996 erstmals am Off-Broadway gespielten Vagina Monologe sind Interviews, in denen die amerikanische Frauenrechtlerin und Theaterautorin Eve Ensler sexuelle Erfahrungen von Frauen aus allen Kulturkreisen gesammelt hat. Seitdem Ensler 1998 dazu den ersten V(agina)-Day als Aktionstag gegen Gewalt an Frauen initiierte, wird es jährlich rund um dieses Datum, den Valentinstag am 14. Februar, weltweit an 1000 Orten gespielt. Die Erlöse fließen in Projekte gegen Gewalt an Frauen. So auch in Trier, wo der Frauennotruf seit Anfang der 2000er Jahre für die Organisation verantwortlich ist.

Jedes Jahr steht ein neu besetztes Laienensemble auf der Bühne. Ingrid Gödde vom Frauennotruf erklärt, warum: "Die Grundidee ist, sozial relevante Themen möglichst über Frauen zu transportieren, die in der Öffentlichkeit stehen oder auch aus ihrer Warte Frauenpolitik betreiben können." Noch wichtiger als Prominenz sei jedoch, Frauen aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen zu gewinnen.

In diesem Jahr reicht das Spektrum der 19 Darstellerinnen von der Verwaltungsfachangestellten über Ärztin, Informatikerin bis hin zur stellvertretenden Museumsleiterin. Manche servieren Heiteres, manche Nachdenkliches, einige müssen schwere Kost vortragen, zum Beispiel den Bericht einer Bosnierin über Kriegsvergewaltigung. "Das verlangt innere Distanz", sagt Ingrid Gödde. Sie selbst spricht zum ersten Mal einen Monolog, ausgerechnet über das Wort "Fotze", was sie anfangs Überwindung kostete. "Ich finde es überhaupt nicht erotisch, es drückt tiefe Abwertung aus." Doch im Dialog gehe es darum, sich das Wort zurückzuholen und positiv zu besetzen, dadurch habe sie Abstand gefunden.

Dass keine Darstellerin überfordert oder zu peinlich berührt wird, dafür sorgt zum einen Regisseurin Florence Absolu mit sorgfältiger Auswahl jeweils passender Parts. Zum anderen erleichtern Vorgaben die Distanz: Texte und Abfolgen stehen fest, freie Interpretation ist nicht erwünscht. "Wir haben es als gestandene Frauen auch nicht nötig, ein Betroffenheitsstück zu machen", sagt Angelika Birk. In ihrem Beitrag würdigt sie eine beim Erdbeben von Haiti umgekommene Frauenrechtlerin, allerdings nur in der zweiten Aufführung. Bei der Premiere übernimmt Tufa-Chefin Teneta Beckers diesen Teil, der dem diesjährigen aktuellen Schwerpunktthema gewidmet ist. Entsprechend kommt ein Teil des Erlöses den Erdbebenopfern in Haiti zugute.

Die Vagina Monologe werden am 12. und 13. März jeweils um 20 Uhr als Benefizveranstaltung für den Frauennotruf Trier im großen Saal der Tufa aufgeführt, Informationen und Tickets unter www.frauennotruf-trier.de und Telefon 0651/49777.

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