Karl Marx - Das sagen die Volksfreund-Leser: Die einen schimpfen auf Kurt Beck, die anderen fordern Landrat Schartz zum Rücktritt auf

Trier · Viele Leser haben auf den Volksfreund-Artikel „CDU fordert: Keine Millionen für Marx“ (TV vom 16. Januar) reagiert. Nicht nur in den sozialen Netzwerken haben sie darüber diskutiert. sie haben auch Leserbriefe an den Trierischen Volksfreund geschrieben.

Hermann Görres, Trier: Bei allen gut gemeinten Anstrengungen wird der Erfolg eines Konstantin-Jahres nicht mehr zu wiederholen sein. Eine gut organisierte Sonderausstellung im Städtischen Museum würde dem Sohn unserer Stadt genüge tun. Wenn ich die Aussicht auf 5,6 Millionen Euro für die Stadtkasse hätte, würde ich diese in die Zukunft unserer Kinder investieren und Schulen, Turnhallen und Straßen sanieren. Damit könnte man sich auch nach außen hin positiv profilieren.

Konrad Theis, Trier: Die Aussage erinnert an Kirchtumspolitik vergangener Zeiten. Anstelle eine weltweit interessierende Karl-Marx-Ausstellung, mit hohem wirtschaftlichen Gewinn für die Region Trier, einschließlich Trier-Saarburgs, zu unterstützen, will Herr Schartz das Geld lieber kulturellen Vereinen zukommen lassen. Die Unterstützung der Vereine muss auf anderen Spielfeldern entschieden werden. Ich hätte von einem Landrat mehr Weitsicht und Wirtschaftskompetenz erwartet, da er anteilig für das Wohlergehen aller Bevölkerungsschichten, auch der Geschäftswelt, in seinem Kreis zuständig ist. Mit dieser Aussage outet er sich als lupenreiner Parteisoldat.

Ilse Hubert, Trier: Von mir kommt ein klares Ja für die 5,6 Millionen Euro Investition zu Karl-Marx' 200. Geburtstag, die nicht verschenkt oder verschleudert werden, wie Herr Landrat Schartz behauptet. Man denke an die Konstantinausstellung, die ein großer Erfolg für Trier war. Ich schließe mich 100 Prozent dem Artikel "Frühes Wahlkampfgepolter" an.

Frank Heidemann, Trier: Im TV vom 16. Januar, Seite 1: kleinere Schulklassen adé, würde sonst zehn Millionen Euro kosten (leider keine Angabe, auf welchen Zeitraum sich dies bezieht), Lehrer bemängeln: "Bildungsqualität leidet". Seite 4: Frankreich, im Zusammenhang mit Schülern, die mit den Attentätern sympathisieren: "Unsere Schüler leiden an Orientierungslosigkeit." Seite 7: Gelder für Karl Marx: 5,6 Millionen Euro, …, dass die Investition in das Karl-Marx-Jahr sich amortisieren kann und sogar ein Gewinn drin ist". Schaaade, dass Kinder und Schüler keinen Gewinn abwerfen, sonst könnte doch tatsächlich jemand auf die Idee kommen, die Gelder anders zu verteilen.

Dieter Everz, Trier: Die Einschätzung, dass Karl Marx der "einflussreichste Gelehrte" in Rheinland-Pfalz ist, sei einmal dahingestellt, ebenso wie die Bedenken gegen seine Lehren und die daraus resultierenden "Feldversuche". Die Ankündigung durch die Ministerpräsidentin bezüglich des Marx-Jahres 2018 und die damit verbunden Aktionen haben mich dennoch erschüttert: Das arme Land Rheinland-Pfalz und die noch ärmere Stadt Trier wollen sich dieses Spektakel 5,6 Millionen Euro kosten lassen. Eine enorme Summe, die sicherlich nützlicher und sinnvoller im Interesse der Bevölkerung in und um Trier investiert werden könnte. Frau Dreyer und der Oberbürgermeister der Stadt Trier als Hauptorganisatoren ignorieren beispielsweise den miserablen Zustand der meisten Trierer Straßen oder den schleichenden Verfall und die Schließung der Sporthallen in Trier. Es stellt sich zudem die Frage nach der Meinung des Stadtrates, denn ich bin der Auffassung, dass bei einer Ausgabe dieser Größenordnung ein OB einen Stadtratsbeschluss benötigt. Im letzten Jahr erreichte die Familienbildungsstätten in Rheinland-Pfalz die Mitteilung der Landesregierung, dass die finanzielle Förderung der Kurse um rund 20 Prozent geringer ausfalle als in den vorangegangenen Jahren. Diese Kürzung trifft vor allem finanzschwache Alleinerziehende und sozialschwache junge Familien, die sich dadurch die oft notwendigen Förderkurse ihrer Kinder nicht mehr leisten können. Ich persönlich bin der Auffassung, dass eine Investition und Förderung unserer Familien, in Bildung und die Vermittlung christlicher Werte in unserer heutigen Zeit notwendiger und sinnvoller wäre als die Verherrlichung eines Karl Marx.

Bodo Giertz, Köln: Ich frage mich, ob Herr Schartz sich auch so engagiert gegen so eine Ausstellung ausgesprochen hätte, wenn es um irgendeinen preußischen König gehen würde. Obwohl die Repressionen in diesem Staat ungefähr denen des Unrechtsstaates DDR entsprechen …

Dankwart Mallmann, Trier: In seinen Schriften zum Lebensentwurf von Karl Marx "Was Marx a satanist" und "Das andere Gesicht des Karl Marx" geht Richard Wurmbrand der Frage nach, ob Marx sich wie andere Zeitgenossen in die falsche, sprich ausdrücklich satanische, Zielsetzung verstrickte, und kommt, nachdem er in solchem Sinne eine erstaunliche Fülle an überliefertem Material zusammengetragen hat, zu dem sich tatsächlich aufdrängenden Ergebnis, dass dem halt so war. Die Ausführungen Wurmbrands wirken somit alles in allem sehr überzeugend. Marx war eben trotz aller gegenteiligen Beteuerungen gerade nicht religionslos. Er war "religiös", nur auf seine Art. Man sollte deshalb in Trier, seiner Geburtsstadt, auch wegen der sich mit dem Marx'schen Namen unweigerlich verbundenen Jahrtausendblutspur, ein Gedenken an Karl Marx deutlich herunterfahren und die Verehrung dieses Philosophen Nordkorea und den hier und da versprengten Altkommunisten überlassen.

Hans Mommsen, Trier: Herr Schartz sollte sich einen Rücktritt überlegen. Sein Einwurf schadet der Region massiv. Er ist völlig "out of line", wie die Briten sagen würden. Er sollte nur mal seine Hoteliers fragen (also die aus Trier-Saarburg), wie sie zu der Konstantinausstellung standen. Eine Neuauflage mit Karl Marx ist für die Region von außerordentlicher Bedeutung, nicht nur primär touristisch, sondern von allgemeiner Bedeutung für das Erscheinungsbild der Region (Standortfaktor!). Meine Familie zum Beispiel: Wir haben uns 2007 aus Brüssel und Pforzheim kommend in Trier zur Konstantinausstellung getroffen. Die Stadt und Region haben uns gefallen, und als wir 2010 einen Wohnort in Deutschland suchten, wurde dies Trier. Hier haben wir ein Haus gekauft und seitdem viel Geld in Stadt und Umland gelassen. Sie sehen die Bedeutung von Ausstellungen!

Manfred Müller, Saarburg: Herr Schartz spricht mir aus der Seele. Wo Kurt Beck dabei ist, werden Unsummen verschwendet zum Beispiel am Nürburgring oder König Kurt's Schloss in seiner Pfalzheimat, wo Millionen in den Sand gesetzt wurden. Dass zum Jubiläum was getan werden muss, ist klar, aber nicht für so viele Millionen. Mich wundert, dass die Landesregierung unter Frau Dreyer hier ihr Ok gab - wären die Gelder in einer anderen Stadt auch so geflossen? Ich bin der Meinung es gibt wichtigere Dinge im Zeichen der klammen Haushaltskassen zu finanzieren als eine Karl-Marx-Ausstellung für insgesamt 5,6 Millionen Euro. Ich bin parteilos, aber Herrn Schartz stimme ich in allen Punkten zu.

Egon Sommer, Tawern: Wie vermutlich alle Christlich-Konservativen im Lande muss auch Landrat Schartz der "Ehrenerweisung" des weltweit einflussreichsten Theoretikers des sozialistischen Denkens entgegentreten. Dass seine Chefin Klöckner in Mainz ihn in den Kampf schickt, ist von dieser ein geschickter Schachzug, bei dem sie selbst außen vor bleibt. Wie die im TV nachlesbare Stimmung deutlich macht, liegt der Landrat mit seinem nicht überzeugenden Standpunkt deutlich daneben. Oberbürgermeister Jensen hat die Investition mit positiven Zahlen untermauert; Ministerpräsident a.D., Kurt Beck, hat das gesagt, was auch mir zum Schartz-Standpunkt einfällt: Fremdschämen! Zu guter Letzt schreibt auch Jörg Pistorius in seinem Meinungsbeitrag vom frühen Wahlkampfgepolter zur falschen Zeit am falschen Platz und in der falschen Sache. Die Stadt Trier hat nun mal das Glück, dass die Wiege des größten aller sozialpolitischen Philosophen in seinen Mauern stand. Keine konservativ-kapitalistische Idee wird jemals eine solche Ausbreitung erreichen; es sei denn durch Gewalt, wie uns der Alltag in Vergangenheit und Gegenwart zeigt.
(Anmerkung der Redaktion: der Autor ist SPD-Gemeindeverbandsvorsitzender)

Weitere Leser-Reaktionen lesen Sie am Montag im Trierischen Volksfreund.

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