Karneval und Woodstock

Bernkastel-Kues · Die wohl schrillste Party an der Mittelmosel hat am Samstag ihren zehnten Geburtstag gefeiert. Vor allem aber feierten 1400 meist junge Leute beim Bernkastel-Kueser Pferdefest hauptsächlich den Sommer und sich selbst.

 Hoch über der Stadt geht die Party so richtig los. TV-Foto: Holger Teusch

Hoch über der Stadt geht die Party so richtig los. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Bernkastel-Kues. Karneval im Sommer? Woodstock an der Mosel? Egal, Touristen zücken am Samstagnachmittag am Bernkasteler Marktplatz ihre Kameras oder Smartphones, um den bunten Pferdefest-Umzug abzulichten. Weinköniginnen sieht man im romantischen Fachwerkstädtchen oft genug. Aber so etwas wie die bunt und schrill kostümierten rund 1400 Feierwütigen, die in der sengenden Hitze die Weinberge zur ehemaligen Jugendherberge hinauf tanzen, gibt es nur einmal im Jahr.Auf dem Festivalgelände mit Blick auf Mosel, Burg Landshut und Bernkastel-Kues warten sechs Bands unterschiedlichster Stilrichtungen, Zauberer, Artisten und eine Feuershow.Pferdefest, das ist ein bisschen Woodstock an der Mosel. "Guck dich um. Das sind nur verrückte Leute hier und ich bin einer der Verrückten", sagt Andre von der Mosel. "Die Individualität, die Verkleidungen und die Liebe. Alle Menschen sind nett zueinander. Es ist wunderbar", schwärmt Michaela. Die Triererin ist das erste Mal hinter dem laut dröhnenden Pferdefestwagen die Weinberge hinauf gegangen. "Runter geht's leichter", sagt die Endzwanzigerin lachend. Neben ihr auf dem Festivalgelände stehen Sebastian und Karol mit Dreizackhüten mit einem Waschbärenemblem auf dem Kopf. "Das sind die Waschbärpiraten", erklärt Michaela. Die tun keiner Fliege etwas zuleide, wissen sich aber zu verteidigen. Karol zeigt auf seine bunte Seifenblasenpistole. "Die braucht man", sagt der 35-Jährige und lässt noch ein paar Seifenblasen durch die Luft fliegen. Karol muss es wissen: "Ich bin ein altes Pferd", erklärt er.Erlaubt ist, was gefällt

Um sich als Pferdefestfan zu erkennen zu geben, schleppen viele Festivalbesucher kunterbunte Steckenpferde den Bernkasteler Burgberg hinauf. Andere ziehen Pferde- oder Einhornmasken über. Auch ein Weihnachtsmann-Quartett schwitzt in der Sommersonne. "Verkleidet? Wieso verkleidet? Jeder kleidet sich so, wie er will", erklärte eine junge Bernkastel-Kueserin, dass beim Pferdefest erlaubt ist, was gefällt - und ist schon wieder in der Masse verschwunden."Wir sind sehr zufrieden. Der Marktplatz war so voll, wie noch nie", sagt Michael Bastgen vom Pferdefest-Organisationsteam des Vereins für Kunst, Kultur und Inklusion. Dass pünktlich zum Festival der Sommer zurück ist, sei natürlich ein Glücksfall. Das übertrage sich auf die Stimmung. Und die ist so gut, dass beispielsweise aus Pferdefest-Debütantin Michaela mit ihren Waschbärpiraten ein Stammgast werden dürfte: "Ab jetzt jedes Jahr Pferdefest. Es gibt nichts Vergleichbares", sagt sieIm Internet Video und Fotos:volksfreund.de

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