Kaseler Hauptstraße bleibt Streitobjekt

KASEL. Die Hauptstraße in Kasel leidet stark unter ortsfremdem Durchgangsverkehr und müsste daher ausgebaut werden. Da es sich aber baurechtlich um eine Ortsstraße handelt, käme dies den Anliegern teuer zu stehen. Abhilfe brächte die Heraufstufung zur Kreisstraße. Doch bisher sind alle Versuche in diese Richtung gescheitert.

Holprig wie ein Flickenteppich schlängelt sich die Hauptstraße quer durch Kasel den Berg hinauf. Das Problem ist, dass sie im Tal in die L 149 von Waldrach nach Trier-Ruwer mündet und oben auf der Höhe in die K 140, die direkt zur B 52 führt. Dank dieser Anschlüsse gilt die Kaseler Hauptstraße für rund 8000 Bewohner des Ruwertals als kürzeste Verbindung zur A 602 und damit nach Luxemburg, den Raum Trier-Ehrang/Schweich und zur A 1 Koblenz/Saarbrücken. Besonders morgens und abends macht sich dieser Transiteffekt bemerkbar. Hinzu kommen täglich rund 80 Linienbusdurchfahrten. Vier Mal hat die Ortsgemeinde seit 1998 den täglichen Verkehrsdurchfluss untersuchen lassen. Die Zahlen sprachen für sich: Bei der ersten Zählung durchquerten am Tag rund 1400 Fahrzeuge den Ort, davon 62 Prozent im Durchgangsverkehr. 1999 wurden 1500 Fahrzeuge gezählt, von denen "nur" 48 Prozent die Straße als Abkürzung nutzten. Bei der nächsten Zählung 2001 waren von rund 1500 Fahrzeugen 53 Prozent auf der "Durchreise" und bei der jüngsten Untersuchung im November 2006 wurden 2000 Fahrzeuge gezählt, von denen 66 Prozent unter die Kategorie "reiner Durchgangsverkehr" fielen. Seit 1998 bemüht sich die Ortsgemeinde um eine Einstufung ihrer Hauptstraße zur Kreisstraße, denn dadurch würden die Anliegerbeiträge für den längst überfälligen Ausbau entfallen. Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Ewald: "Weder die Gemeinde noch die Anlieger sehen ein, dass sie für den Ausbau einer Straße zahlen sollen, die vorwiegend von Ortsfremden als Durchgangsstrecke genutzt und kaputtgefahren wird." Der erste Antrag von 1998 auf Umwandlung zur Kreisstraße wurde von der Kreisverwaltung Trier-Saarburg zurückgewiesen. Danach köchelte das Problem bis 2001 vor sich hin. Ewald: "Da haben wir den Antrag von 1998 reaktiviert." Kasel erhielt wieder einen Ablehnungsbescheid mit der Begründung, die Straße besitze nach wie vor "keine überörtliche Bedeutung" und die Verkehrsströme hätten sich seit 1998 nicht geändert. Allerdings wurde dieses Mal die Möglichkeit eingeräumt, gegen die Ablehnung vor Gericht zu ziehen. Der Ortsbürgermeister: "Auch auf kommunalpolitischer Ebene blieb das Thema nun im Gespräch. Im Kreisausschuss überwogen zunächst die ablehnenden Stimmen. 2005 schien die Stimmung im Ausschuss zu Gunsten von Kasel zu kippen - es zeichnete sich eine Mehrheit für die Aufstufung zur Kreisstraße ab." "Dann kam der K.o.-Schlag aus Mainz"

Dann jedoch sei aus Mainz über den Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) der große K.o.-Schlag gekommen. Man habe dem Ausschuss mitgeteilt, dass der Kreis Trier-Saarburg, sollte er die Aufstufung zur Kreisstraße verwirklichen, im Falle eines Ausbaus mit keinerlei Landeshilfe rechnen dürfe. "Damit stand das negative Votum des Kreisausschusses fest. Wie hätte der in dieser Situation auch anders entscheiden sollen", sagt Ewald. Derweil verschleißt die Kaseler Hauptstraße unter der steigenden Belastung. Ihr Ausbau würde rund 1,4 Millionen Euro kosten - derzeit vorwiegend zu Lasten der Ortsgemeinde und der Anwohner. Auf rund sieben Euro pro Quadratmeter schätzt der Ortsbürgermeister die Belastung der Grundstückseigentümer an der Hauptstraße. "Da brauche ich erst gar keine Bürgerversammlung mehr einzuberufen", sagt Ewald. Im Frühjahr 2006 zog die Gemeinde mit ihrem Widerspruch gegen den jüngsten Ablehnungsbescheid vor das Trierer Verwaltungsgericht und wartet nun auf eine Entscheidung. Ewald: "Wenn die gegen uns ausfällt, geht es weiter vor dem Oberverwaltungsgericht. Das ist beschlossene Sache."

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