Katholische Büchereien am Scheideweg
Trier · Zeiten des Umbruchs für die katholischen öffentlichen Büchereien (KöB) in Trier: Das Bistum spart, und es wird schwieriger, ehrenamtliche Helfer zu finden. Es drohen tiefgreifende Veränderungen. Dabei sind die sieben Trierer KöB ein wichtiger Treffpunkt für Jung und Alt.
Trier. Kinder lachen und wühlen in der Bilderbuchkiste. Im Regal nebenan stöbern die Eltern nach Romanen. Es ist Ausleihtag in der katholischen öffentlichen Bücherei St. Agritius. Rund 200 regelmäßige Leser hat die KöB im Trie rer Osten. Die Resonanz ist positiv. Dennoch sorgt sich Helferin Renate Langenbach am Schalter um die Zukunft der Einrichtung.
Der Grund: Das Bistum Trier spart bei seiner Fachstelle für Büchereiarbeit. Die wichtige Anlaufstelle für KöB muss in drei Jahren 120 000 Euro einsparen. Das sind rund ein Drittel ihres Gesamtetats. "Wir befinden uns derzeit in einem Klärungsprozess", sagt Dorothee Steuer, Leiterin der Fachstelle. "Wo genau gespart werden soll, wird gerade diskutiert." Ziel sei, fachlich sinnvoll zu sparen.
Die größte Sorge der Ehrenamtlichen vor Ort sind Kürzungen bei der Ergänzungsbibliothek der Fachstelle. Dort leihen sich die KöB aktuelle Bücher oder CDs aus, um ihren Bestand zu ergänzen. Bücher müssen so nicht selbst gekauft werden. "Für uns ist das unheimlich wichtig", betont Langenbach. Nur so könne die Bücherei aktuell und attraktiv bleiben.
Unklar ist bislang auch, wie sich die Einsparungen der Pfarrgemeinden auf die KöB auswirken werden. "Die Gemeinden als Träger der KöB müssen überlegen, wie es weitergeht", erklärt Steuer. Den KöB könnten Zusammenlegungen und Raumverluste drohen. Steuer sieht das Sparen jedoch auch positiv: "Es ist eine Chance für Veränderungen."
Sorgen gibts auch in Sachen Ehrenamt: "Es wird für uns immer schwieriger, Helfer zu finden", beklagt Pia Jäger, Leiterin der KöB St. Peter in Ehrang. Gerade für längerfristige Hilfe könne man kaum noch jemanden gewinnen. Fachstellenleiterin Steuer sagt: "Große Nachwuchsprobleme sehe ich bislang nur punktuell. Doch geht es etwa um Aufgaben wie die Bücherei-Leitung, ist die Freiwilligenliste oft kurz."
Trotz trüber Aussichten: Die sieben KöB in Trier sind erfolgreich. Rund 8200 Besucher zählten sie im vergangenen Jahr. Besonders beliebt sind die Büchereien bei Familien: "Wir kommen regelmäßig her, wegen der vielen Kinderbücher", sagt Mutter Anita Loskill. Abgerundet wird das KöB-Angebot für Kinder durch Lesenachmittage, Märchenstunden und den Büchereiführerschein. Lesen wird so zum Event: "Das ist wichtig, nur so kann man Kinder fürs Lesen begeistern", betont Gabriele Seul von der KöB St. Agritius.
Doch auch Senioren sind unter den Besuchern. Sie kommen nicht nur zum Ausleihen: "Viele wollen hier Leute treffen und reden", sagt Helferin Silvia Strick. KöB seien damit ein Stück lebendiges Gemeindeleben. Ein Markenzeichen, das in Zukunft helfen kann, wie die Verantwortlichen hoffen: Sind KöB in den Gemeinden verwurzelt und aktiv, liefern sie gute Argumente für ihren Erhalt und machen sich für Spender interessant - damit auch künftig der KöB-Slogan "Lesen, spielen, Leute treffen" keine leere Floskel bleibt.
Zahlen und Fakten Bestand (gesamt): 17 323 Medien Ausleihen pro Jahr: 32 480 Medien Anzahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter: 38 Veranstaltungen: 67 (2010) Öffnungsstunden: 3000/Jahr. jer