Katholische Priesterin feiert Messe in Trier

Trier/Irsch/Saar · Oranna Naudascher-Wagner ist eine von acht Priesterinnen der alt-katholischen Kirche in Deutschland. Die 55-Jährige aus Irsch/Saar lebt inzwischen in Hamburg und feiert am Sonntag, 11. August, ihren ersten Gottesdienst in Trier.

 Oranna Naudascher-Wagner (links) mit einer Kommunionhelferin bei ihrer Priesterweihe in Mannheim. Foto: privat

Oranna Naudascher-Wagner (links) mit einer Kommunionhelferin bei ihrer Priesterweihe in Mannheim. Foto: privat

Trier/Irsch/Saar. Irgendwas ist anders. Ein ganz entscheidender Punkt sogar, genau genommen hat es so etwas in Trier wohl noch nie gegeben: Wenn am Sonntag um 11 Uhr in der Willibrordkapelle im Stift St. Irminen der Vereinigten Hospitien in Trier der Gottesdienst beginnt, dann steht dort eine katholische Priesterin hinter dem Altar.
Ihr Name: Oranna Naudascher-Wagner. Die 55-Jährige hat in Münster und Bonn römisch-katholische Theologie studiert und im Anschluss als Ökumene-Referentin im Rheinland gearbeitet.Im Jahr 2004 konvertiert


2004 wechselte Naudascher-Wagner in die alt-katholische Kirche. Der Grund: "Ich habe gespürt, dass ich den Spagat zwischen der offiziellen Lehrmeinung und meinen eigenen Überzeugungen nicht mehr leisten konnte", erklärt sie. Daher kann sie nun neben ihrem Beruf als Fachkraft in der Altenpflege ehrenamtlich als alt-katholische Priesterin arbeiten. "In der alt-katholischen Kirche werden seit den 1990er Jahren auch Frauen zu Diakoninnen und Priesterinnen gewählt", erklärt die gebürtige Irscherin (Saar).
Die alt-katholische Kirche (siehe Extra) entstand in der Zeit nach dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) aus dem Protest von Katholiken gegen die neuen Lehren von der Unfehlbarkeit und obersten Richtergewalt des Papstes. "Wir sind daher unabhängig vom Papst", berichtet Naudascher-Wagner. "Aus diesem Grund waren bei uns beispielsweise Reformen wie die Abschaffung des Zölibats möglich."
Trotzdem sei das Erstaunen meist groß, wenn sie davon berichte, dass sie der alt-katholischen Kirche angehöre. "Oft kommt dann die Frage auf, ob Alt-Katholiken etwas mit den Piusbrüdern zu tun haben", erzählt Naudascher-Wagner. Sie betone dann stets, dass der Name alt-katholisch nichts mit traditionalistischen Werten zu tun habe, sondern im Gegenteil: "Die alt-katholische Kirche ist synodal verfasst", erläutert die 55-Jährige. "Das heißt, dass die Kirchenmitglieder ihre Pfarrer direkt wählen und über in Synoden (Versammlungen) entsandte Vertreter auch die Bischöfe bestimmen können." Es gehe also basisdemokratisch zu.
Die verheiratete Mutter von drei Töchtern lebt und arbeitet in Hamburg. Nach sechs Jahren als Diakonin an der Elbe wurde sie am 29. Juni durch Bischof Matthias Ring in Mannheim zur alt-katholischen Priesterin geweiht. Mit einem weiteren Priester betreut sie eine 83 Mitglieder umfassende Gemeinde in Hamburg. Der Gottesdienst am Sonntag in Trier ist ihre Heimatprimiz, die erste von ihr geleitete Eucharistiefeier in ihrer Heimat. "Ich besuche gerade meine Eltern in Irsch für ein paar Tage. In diesem Rahmen halte ich die Primiz in Trier", erklärt Naudascher-Wagner. Die alt-katholische Gemeinde in Trier umfasst rund 40 Mitglieder.
Das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche beschreibt die Wahl-Hamburgerin als angespannt. So schätze sie Papst Franziskus sehr, doch glaube sie nicht daran, dass sich beispielsweise in Sachen Frauenordination unter ihm etwas verändern werde.Extra

Die alt-katholische Kirche entstand aus dem Protest von Katholiken aus den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz gegen die neuen Lehren von der Unfehlbarkeit und obersten Richtergewalt des Papstes (verkündet vom Ersten Vatikanischen Konzil) und ist bischöflich-synodal verfasst. Nach ihrer Gründung hob die neue Kirche unter anderem das Zölibat auf. Geschiedene, die wieder heiraten, werden nicht von der Eucharistie ausgeschlossen. Zum einzigen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland mit Sitz des Bischofs in Bonn gehören 54 Pfarreien mit 15 594 Mitgliedern und 70 Filialgemeinden. Die alt-katholische Gemeinde für die Region Trier wird von Priester Helmut Kraus betreut. Sie feiert jeden zweiten Sonntag im Monat eine Eucharistiefeier in der Willibrordkapelle. mfr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort