Kaum Burn-out, große Zufriedenheit

Trier-Zewen · Vor dem Hintergrund sinkender Bewerberzahlen und einem steigenden Fachkräftebedarf in der Region ist die Nachwuchsarbeit für das Tischlerhandwerk lebensnotwendig. Der neue Vorstand der Schreinerinnung Trier-Saarburg möchte deshalb das Ansehen des Berufsstandes und die Ausbildungsqualität verbessern.

 Kevin Hamami sägt mit der Tischkreissäge einen Türrahmen aus einer Holzplatte. Der Schreiner-Azubi im Betrieb von Tischlermeister Carlo Kirsch in Trier-Zewen macht im Sommer seine Gesellenprüfung. TV-Foto: Christian Moeris

Kevin Hamami sägt mit der Tischkreissäge einen Türrahmen aus einer Holzplatte. Der Schreiner-Azubi im Betrieb von Tischlermeister Carlo Kirsch in Trier-Zewen macht im Sommer seine Gesellenprüfung. TV-Foto: Christian Moeris

Trier-Zewen. Kevin Hamami aus Trier-Zewen bohrt gerne dicke Bretter. Der 19-jährige Schreiner-Azubi hat Gefallen an den schweren Maschinen in seiner Ausbildungswerkstatt, der Schreinerei von Carlo Kirsch in Trier-Zewen. Mit der Tischkreissäge sägt er aus dicken Holzplatten die Bretter für einen Türrahmen. An der computergesteuerten CNC-Fräse programmiert Hamami die Bohrlöcher und Nuten, die ein Roboter nachher in eine Haustüre bohren und fräsen soll. Seinen Beruf schätzt und liebt der Auszubildende im dritten Lehrjahr. "Holz ist ein warmer Werkstoff, nicht so wie Metall. Er lässt sich gut verarbeiten und man hat viele kreative Möglichkeiten", sagt Hamami. Auch wenn der Umgang mit Maschinen und Computern im Tischlerhandwerk inzwischen zum Alltag gehört. Hamami arbeitet ebenso gerne mit der Handsäge: "Dabei muss man sich besser konzentrieren, weil man auf die Genauigkeit achten muss." Seine Freude am Schreinerhandwerk erklärt er sich selbst ganz einfach. "Am Ende des Tages sehe ich am Holz, was ich geleistet habe." Auch die Zufriedenheit, die Kunden meist ausstrahlen würden, wenn sie ein fertiges Werkstück sähen, würde sich aufs Gemüt übertragen. Über ein Praktikum hat der junge Zewener den Weg in seine Ausbildungsstätte bei Carlo Kirsch gefunden. Doch leider würden sich immer weniger Jugendliche nach der Schule für einen handwerklichen Beruf entscheiden, sagt Rainer Adams, Obermeister der Schreinerinnung Trier-Saarburg. "Dabei bietet das Tischlerhandwerk im Gegensatz zu manchem Studium wesentlich bessere Entwicklungs- und Einkommensmöglichkeiten", sagt Adams. Leider sei auch verloren gegangen, dass das Handwerk ein beliebter Beruf sei. "Unsere Angestellten leiden im Vergleich zu Akademikern kaum an Burn-out oder Stress und gehen am Abend meist zufrieden nach Hause." Dass Eltern ihre Kinder nach der Berufsschul- und mittleren Reife immer noch bevorzugt auf weiterführende Schulen schicken würden, sagt der stellvertretende Obermeister der Innung Karl-Heinz Thesen, sei noch ein Relikt aus den 1990er Jahren. Dabei sei es jedoch ein Fehler zu denken, als Akademiker habe man ein sichereres und höheres Einkommen als ein Handwerker.Auch in der Bildungspolitik spiele das Handwerk nicht die Rolle, die ihm gebühre, sagt Thesen. Wirtschaftlich sei man schließlich von hoher Bedeutung. Der Werkunterricht in den Schulen sei hingegen in den vergangenen Jahren im Durchschnitt von vier auf nur eine Stunde in der Woche gesunken. "Deshalb kommen handwerklich begabte Schulabgänger oft ohne Erfolgserlebnisse und jedes Selbstvertrauen von der Schule", sagt Thesen "im ersten Lehrjahr müssen wir sie dann im Betrieb erst mal aufpäppeln."Den Stellenwert des Handwerks im Kopf der Schulabgänger und Erziehungsberechtigten, die bei der Berufswahl meist ein Wörtchen mitreden, möchte die Schreinerinnung nachhaltig verbessern. Damit sich Jugendliche und Erziehungsberechtigte ein Bild von den Möglichkeiten des Berufs machen können, lädt die Innung zum Beispiel vom 15. bis zum 26. Juli zur Ausstellung "Gute Form". Dort zeigen die frischgebackenen Schreinergesellen ihre Arbeiten. Gespräche und Diskussionsforen mit Schulen sowie soziale Projekte stünden ebenso in den Startlöchern, erklärt Obermeister Adams.tischlerhandwerk.deExtra

 Sie machen sich stark für das Schreinerhandwerk (von links): Edwin Steffen (Leyendecker Holzland), Elmar Blasius und Franz-Josef Michels (Hees & Peters), Peter Böhm, Karl-Heinz Thesen, Rainer Adams, Landrat Günther Schartz, Norbert Friedrich (Volksbank Trier). TV-Foto: Christian Moeris

Sie machen sich stark für das Schreinerhandwerk (von links): Edwin Steffen (Leyendecker Holzland), Elmar Blasius und Franz-Josef Michels (Hees & Peters), Peter Böhm, Karl-Heinz Thesen, Rainer Adams, Landrat Günther Schartz, Norbert Friedrich (Volksbank Trier). TV-Foto: Christian Moeris

782 Mitarbeiter arbeiten derzeit in den 93 Betrieben der Schreinerinnung Trier-Saarburg. Darunter sind 118 Auszubildende. Obermeister: Rainer Adams; Stellvertretender Obermeister: Karl-Heinz Thesen; Lehrlingswart: Peter Böhm; Beisitzer: Alois Annen. cmo

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