Kaum ein Tag ohne Gewalt in Trier
Trier · Einer Frau wird beim Aussteigen der Wagen geraubt, einem Ehepaar vom Autorücksitz die Tasche gestohlen. Auch Schlägereien und sonstige Raubüberfälle scheinen sich in Trier zu mehren. Die Polizei will vor einer Bewertung der Lage Vergleichszahlen heranziehen.
Trier. Gewaltsame Übergriffe im öffentlichen Raum gibt es in Trier seit Wochen immer wieder. Kein Wochenende vergeht ohne Polizeimeldungen über Tätlichkeiten verschiedenster Art. Mal kennen die Beteiligten sich und werden auf offener Straße handgreiflich. Mal schlagen unbekannte Täter Passanten und rauben sie aus (siehe Chronik).
Der jüngste Fall ist außergewöhnlich: Mit vorgehaltenem Messer bedroht ein Unbekannter am Donnerstag gegen 20.15 Uhr eine 51-Jährige. Er verlangt den Autoschlüssel und sagt, er müsse dringend nach Köln. Die Frau, die ihren grauen VW Kombi mit dem Kennzeichen WIL - EM 330 gerade in der Fritz-Quandt-Straße (Trier-Feyen) geparkt hat, gibt dem Mann den Schlüssel und rennt weg. Kurios: Einen gepflegten, ordentlichen Eindruck habe der Täter gemacht, sagt das Opfer später bei der Polizei aus.Motiv des Täters unklar
"Ich erinnere mich nicht, dass wir einen solchen Fall schon mal in Trier hatten", sagt Polizei-Pressesprecher Karl-Peter Jochem auf TV-Anfrage. Bei dem VW Kombi handele es sich nicht um ein besonders wertvolles Auto. "Was die Motive des Mannes waren, und ob er tatsächlich nach Köln wollte, können wir nicht einschätzen", ergänzt Jochem.
Ebenfalls am Nikolausabend um 18 Uhr tricksen Unbekannte im Kaufhof-Parkhaus im Margaretengässchen ein älteres Ehepaar aus. Einer der Täter tut so, als sei etwas mit dem linken Vorderrad am Auto seines Opfers nicht in Ordnung. Als der 79-jährige Fahrer daraufhin anhält, öffnet ein Komplize die rechte Hintertür des Wagens und stiehlt eine auf dem Rücksitz liegende Handtasche und eine Lederjacke. Die beiden unbekannten Männer flüchten mit ihrer Beute.
Der Eindruck verfestigt sich: In Trier ist die Gefahr derzeit groß, überfallen zu werden. Ob die Zahl der Fälle tatsächlich ungewöhnlich hoch ist, will die Polizei weder bestätigen noch verneinen. "Um darüber eine Aussage treffen zu können, müssen erst die Monatsstatistiken ausgewertet werden. Diese liegen allerdings noch nicht vor", erklärt Karl-Peter Jochem. Eine Rolle spielten für eine solche Auswertung auch die Tatumstände und ob die Fälle zusammenhängen, also etwa die Täter die gleichen sind.Extra
Dienstag, 4. Dezember: Ein 42-Jähriger beleidigt in der Dasbachstraße einen 24-Jährigen rassistisch und schlägt ihn nach einem Streit zu Boden. Samstag, 30. November: Sechs Männer schlagen am frühen Morgen in der Langstraße einen 19-Jährigen zusammen und rauben ihm Handy und Bargeld. Freitag, 29. November: Zwei Männer wollen gegen 20 Uhr eine 16-Jährige in der Merianstraße ausrauben. Das Mädchen wehrt sich. Die Männer schlagen und treten so heftig auf es ein, dass das Opfer erhebliche Verletzungen im Gesicht davonträgt. Montag, 25. November: Eine 31-jährige Frau schlägt am Hauptbahnhof eine 20-Jährige mehrfach ins Gesicht. Sonntag, 24. November: Ein Mann schlägt im Stadtgebiet eine 55 Jahre alte Frau mehrfach ins Gesicht, beleidigt und bedroht sie. Samstag, 23. November: Ein 21-Jähriger wird in der Olewiger Straße von einem zwischen 16 und 20 Jahre alten Unbekannten geschlagen und ausgeraubt. Ein junger Mann wird in Nähe der Porta Nigra zusammengeschlagen und -getreten. In der Fleischstraße prügeln fünf junge Männer so brutal auf einen anderen jungen Mann ein, dass dieser zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden muss. redExtra
Autoräuber: Der Mann, der das Auto in der Fritz-Quandt-Straße geraubt hat, ist etwa 1,80 Meter groß und schlank. Er trug eine längere, dunkle Jacke sowie eine Strickmütze und sprach akzentfreies Deutsch. Jackendiebe: Von den beiden Männern, die das Ehepaar bestohlen haben, ist einer etwa 25 bis 30 Jahre alt und etwa 1,70 Meter groß. Er hat kurzes, dunkles Haar, eine normale Figur, trug helle Kleidung und sprach mit osteuropäischem Akzent. Sein Komplize ist ebenfalls 25 bis 30 Jahre alt, etwa 1,65 Meter groß und hat dunkle Haare. Hinweise an die Kripo Trier, Telefon 0651/9779-2290. red