Kein Bedarf zum Handeln?

Die Belastung der Trierer Luft mit Schadstoffen wie Feinstaub und Stickstoffoxid überschreitet die gesetzlichen Grenzwerte nicht. Deshalb sieht die Stadtverwaltung keinen Anlass, über die Einrichtung verkehrsberuhigter Umweltzonen nachzudenken. Doch 2010 sinken die Grenzwerte - die Stadt könnte dann wieder einmal zum schnellen Reagieren statt vernünftigem Agieren gezwungen sein.

Trier. "Kein Anlass" besteht laut Stadtverwaltung, über die Einrichtung von verkehrsberuhigten Umweltzonen auch nur nachzudenken. Für Überlegungen zu "Abgrenzung, Zeitschiene, Kosten etc." für solche Zonen, in denen nur schadstoffarme Fahrzeuge unterwegs sein dürfen, gebe es "keine Rechtfertigung", heißt es in einem amtlichen Bericht zu Triers Luftqualität. Tatsächlich liegen die in Trier gemessenen Luft-Schadstoffmengen unterhalb der gesetzlichen Höchstwerte - wenn auch teilweise nur knapp.

Niedrigere Grenzwerte ab 2010

Und solange die gesundheitsschädlichen Stoffe - Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Kohlenmonoxid sowie Blei, Benzol und Feinstaub - unter den Grenzwerten bleiben, sind die Kommunen nicht zu Maßnahmen wie besagten Umweltzonen verpflichtet.

Doch für 2010 hat die Europäische Union eine Senkung der Grenzwerte angekündigt: Für Feinstaub mit einem Durchmesser von zehn Mikrometern und weniger (PM10) gilt dann zwar noch der zulässige Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Überschritten werden darf dieser Grenzwert fortan allerdings nicht mehr an 35 Tagen pro Jahr, sondern lediglich an sieben. Ein Wert, den Trier vielfach überschreitet: 2005 waren es an der Messstation in der Ostallee 26 Tage, 2006 stolze 28 Tage und 2007 immerhin 14 Tage, an denen im Mittel mehr als 50 Mikrogramm PM10 gemessen wurden.

Über Triers Luftqualität forscht Geograf Jürgen Junk bereits seit Jahren, seine Doktorarbeit schreibt er über das Klima in der Moselstadt. Junk rechnet mit der Einführung einer weiteren Messgröße durch die EU: Einem Grenzwert für PM2,5 - Feinstaub mit einem Durchmesser von nur 2,5 Mikrometern und weniger. "Die EU bereitet eine Vorlage vor, nach der das PM2,5-Jahresmittel nicht über 20 Mikrogramm liegen darf", erklärt Junk. In der Trierer Kaiserstraße wird das für die Lunge schädliche PM2,5 seit Beginn des Jahres gemessen: 13 Mal wurde seitdem bereits die 20-Mikrogramm-Grenze gerissen. "Um sinnvoll agieren zu können, wenn die neuen Grenzwerte gültig werden, sollte Trier frühzeitig handeln", erklärt Junk.

Denn die Problemlage ist komplex: "Um Ursachen für Feinstäube abzustellen, muss man erstmal prüfen, woraus dieser besteht", erklärt er. Zurzeit wird beim Feinstaub nämlich lediglich die Menge gemessen, nicht aber die Zusammensetzung. Inwieweit etwa tatsächlich der Verkehr durch Verbrennungsrückstände und Reifenabrieb oder natürlich Ursachen wie Saharasand und Meersalz den Feinstaub ausmachen, könnte nur durch entsprechende Analysen festgestellt werden.

"Umweltzonen machen nur mit Planung Sinn"

"Es ist allerdings davon auszugehen, dass in Trier der Verkehr die Hauptursache ist", erklärt Junk. Umweltzonen seien daher sinnvoll - allerdings nur, wenn sie aufgrund wissenschaftlicher Grundlagen geplant sind. "Es reicht nicht, einfach Straßen zu sperren. Man muss per Computer-Simulation berechnen, wie die Verkehrsströme sind und wie groß die Zonen sein müssten", erklärt Junk. Bis aus solchen Simulationen ein Ergebnis vorliege, benötige es ein Jahr Arbeit. Viel Zeit bleibt also nicht, wenn rechtzeitig zum neuen Gesetz bis 2010 sinnvolle Planungsgrundlagen vorliegen sollen. Den amtlichen Sachstandsbericht, der keinen Handlungsbedarf sieht, legt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani ihrem Ausschuss am Donnerstag "zur Kenntnis" vor.

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