Kein ECE-Vertrag mehr vor der Sommerpause

Trier · Der Beschluss, ob Trier bei der Aufstellung eines Entwicklungskonzepts für die City mit dem Einkaufscenter-Investor ECE zusammenarbeitet, fällt nicht wie geplant in der Stadtratssitzung am 3. Juli. Oberbürgermeister Jensen will den Fraktionen mehr Beratungszeit einräumen.

 Pressekonferenz zu den Shopping-Center-Plänen in Trier mit dem Stadtvorstand. Oberbürgermeister Jensen (zweiter von links) weist zurück, dass bereits alles beschlossen ist.

Pressekonferenz zu den Shopping-Center-Plänen in Trier mit dem Stadtvorstand. Oberbürgermeister Jensen (zweiter von links) weist zurück, dass bereits alles beschlossen ist.

Foto: Michael Schmitz

Nur in einer Sache will Klaus Jensen sich in Sachen neues Einkaufscenter bislang festlegen: Ein monolithischer, abgeriegelter Riesenkasten - ähnlich wie das ECE-Center in Ludwigshafen - mit 25 000 Quadratmetern Verkaufsfläche "wird es in Trier nur über meine Leiche geben!", erklärte Triers Oberbürgermeister am Freitagmittag in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz. Ansonsten sei allerdings noch alles offen.

"Behauptungen, der Bau eines Shoppingcenters sei bereits eingetütet und die ECE hätte die Stadtverwaltung auf ihrer Seite, sind Unsinn und vergiften die Gesprächsatmosphäre", sagte Jensen. Insbesondere der Vorwurf der Grünen, der Chef des städtischen Amtes für Stadtentwicklung agiere bereits wie "ein ECE-Angestellter" verbittet Jensen sich: "Diesen eindeutigen Vorwurf der Korruption akzeptiere ich nicht!"

Die Diskussion über die Zukunft der Trierer City müsse sachlich geführt werden. "Schließlich haben wir alle das gleiche Ziel: eine gute Entwicklung unserer Stadt!" Um den zeitlichen Druck aus der Angelegenheit zu nehmen, wird der Stadtrat nicht wie zuletzt geplant am 3. Juli die Entscheidung treffen, ob und in welche Form bei der Aufstellung eines Entwicklungskonzepts mit dem Einkaufscenter-Investor ECE zusammengearbeitet werden soll. Um alle offenen Fragen zu klären, soll nach den Sommerferien eine bislang nicht geplante Arbeitsgruppe gegründet werden. "Nur mit Mitgliedern des Stadtrats und der Verwaltung und ohne Beteiligung von ECE und Einzelhandel", betonte Jensen. Themen sollen unter anderem sein, wie der Bürgerwille in die Neukonzeption eingebunden werden kann, welche Gutachten für das Entwicklungskonzept benötigt werden oder auch die Ausformulierung des potenziellen Vertrags mit der ECE. "Es gab da zum Beispiel Befürchtungen, dass die Klausel, nach der die Stadt jederzeit aus den Verhandlungen aussteigen kann, juristisch nicht ausreichend eindeutig formuliert ist", sagte Jensen.

Ganz von der ECE verabschieden will sich der Stadtvorstand bei der Planung eines City-Entwicklungskonzepts nicht. "Die ECE waren die ersten, die konkret auf uns zugekommen sind, ich sehe keinen Grund, das von vorneherein abzulehnen", sagte Jensen. Auch Wirtschaftsdezernent Thomas Egger betonte: "Wenn wir völlig autark ein Konzept aufstellen, dann kann es sein, dass wir für unsere Ideen später keinen Investor finden, der diese umsetzt." Der Umkehrschluss sei allerdings nicht, dass man sich von der ECE fernsteuern lasse. "Im Gegenteil, es kann sein, dass der ECE die Eckpunkte, die die Arbeitsgruppe setzen wird, nicht gefallen und der Investor dann aussteigt", sagte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Das wäre nicht das erste Mal: Die ECE hatte vor mehr als zehn Jahren auch Interesse am jetzigen Standort der Trier-Galerie. Weil dort aber nicht die von der ECE avisierte Menge an Verkaufsfläche zur Verfügung stand, sprang die Hamburger Gesellschaft ab.
Einen zeitlichen Rahmen, bis wann die Arbeitsgruppe ihre Beratungen abgeschlossen haben soll, wollte Jensen nicht nennen. "Es dauert so lange, wie es braucht, um einen möglichst breiten Konsens zu finden. Allen recht machen werden wir es allerdings wohl auch dann nicht - ganz egal, wie unsere Entscheidung ausfällt", sagte Jensen.

Die ECE ist über die zeitliche Verzögerung nicht erfreut, akzeptiert aber die neue Situation: "Wir haben einen langen Atem", erklärte ECE-Projektleiter Gerd Wilhelmus auf TV-Anfrage. "Allerdings würden wir es begrüßen, wenn sich der Stadtrat im September, spätestens im Oktober entscheiden würde."Extra

 Verträgt Trier neben der Trier-Galerie (im Bild) noch ein zweites oder gar drittes Einkaufscenter? Diese Frage soll ein Entwicklungskonzept entscheiden – das allerdings noch nicht auf den Weg gebracht ist. TV-Foto: Friedemann Vetter

Verträgt Trier neben der Trier-Galerie (im Bild) noch ein zweites oder gar drittes Einkaufscenter? Diese Frage soll ein Entwicklungskonzept entscheiden – das allerdings noch nicht auf den Weg gebracht ist. TV-Foto: Friedemann Vetter

Mehr Zeit zum diskutieren - diesem Wunsch kommt auch der TV entgegen: Am Dienstag, 25. Juni, 20 Uhr veranstalten wir in der Aula des Humboldt-Gymnasiums ein Leserforum mit dem Titel: "City vor dem Ausverkauf? Die Zukunft der Einkaufsstadt Trier". Oberbürgermeister Klaus Jensen wird dabei sein, Gerd Wilhelmus von der ECE und Vertreter des Einzelhandels. Mehr Details dazu: nächste Woche im TV.

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