Kein Fingerspitzengefühl

Zum Artikel "Keine Schwarzarbeit im Weinberg des Herrn (TV vom 14./15. Oktober):

Der Artikel hat den Winzern die Zornesröte ins Gesicht getrieben. Die Wut der Winzer ist berechtigt. So etwas ist wohl auch nur in Deutschland möglich. Die Winzer in den anderen europäischen Weinbauländern der EU wie Frankreich, Österreich, Luxemburg und Italien könnten hierüber nur müde lächeln oder mitleidig den Kopf schütteln. Die ganze Geschichte erhält eine besondere Dimension durch die speziellen Umstände des Jahres 2006. Gemeint sind hier die Quotenregelung bei der Beschäftigung von osteuropäischen Aushilfskräften und die besonders aufwändige Traubenlese in diesem Herbst. Während sich die Winzer mit den Wetterkapriolen abfinden, schließlich arbeiten sie in der offenen Werkstatt der Natur, sind die anderen Probleme hausgemacht und unnötig. Die Schuldigen hierfür sitzen in Berlin in der Bundesregierung. Die permanent von allen Verbänden an Bundesarbeitsminister Müntefering herangetragenen Forderungen, die Fehlentscheidung Quotenregelung aufzuheben, blieben ungehört. Aber damit nicht genug. Nun werden auch noch Zollbeamte im Dienste der "Obrigkeit" während einer aufgrund des Reifefortschritts dramatischen Erntesituation auf die Winzerbetriebe losgelassen. Im TV-Artikel wird das sogar noch beschönigt. Zitat der Einsatzleiters: "Die Zeiten, als wir ganze Weinberge umstellen mussten, um Fluchtversuche von Verdächtigen zu verhindern, sind vorüber". Winzer, die in diesem Jahr kontrolliert wurden, wissen aber anderes zu berichten. Die betroffenen Winzer und ihre Erntehelfer müssen sich schon wie Schwerverbrecher vorkommen, wenn plötzlich ein gutes Dutzend Zollbeamte auftauchen, mit Maschinenpistolen bewaffnet, und nach den Papieren der im Weinberg arbeitenden Menschen fragen. Selbstverständlich ärgern sich die Betroffenen über die Kontrollen. Sie kosten Zeit und Geld. Und sie sind unnötig, ja eigentlich skandalös. Wer hat schon sämtliche in diesem unseren ja so liberalen Lande notwendigen Papiere mitten in der Weinlese zur Hand? Durch die Vorgehensweise der Behörden und verantwortlichen Politiker werden Betriebe massiv geschädigt. Worte zur Erhaltung des Steillagenweinbaus von Seiten bestimmter Politiker klingen fast wie Hohn. Es geht nicht darum, massiv angewendete Schwarzarbeit zu beschönigen. Ausufernde Schwarzarbeit gibt es gar nicht im Weinbau. Gerd Knebel Geschäftsführer Weinbauverband Mosel-Saar-Ruwer

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