Kein Geld für Kohlen - Kriminelle Geldeintreiber legen Geständnisse ab

Trier · Mit weitgehenden Geständnissen der Angeklagten hat vor dem Trierer Landgericht am Montag, 5. November, der Prozess gegen vier Polen und einen Deutschen begonnen. Sie sollen zwei Bauunternehmer wegen ausstehender Löhne bedroht haben.

Kein Geld für Kohlen - Kriminelle Geldeintreiber legen Geständnisse ab
Foto: Armin Weigel (dpa)

Es geht gerade einmal um 7000 Euro. Diese Summe sollen zwei Kröver Geschäftsleute über einen deutschen Subunternehmer vier polnischen Subsubunternehmern schulden. Weil das Geld angeblich nicht floss, fuhr das Quintett Mitte August zur Heimatadresse des Unternehmerpärchens und löste am Ende einen Polizeigroßeinsatz aus.
Seit heute wird den fünf Angeklagten wegen erpresserischen Menschenraubs der Prozess gemacht. Wenn es schlecht für sie läuft, werden die zwischen 31 und 41 Jahre alten Männer die nächsten Jahre hinter Gittern verbringen.
Dabei machen sie nicht den Eindruck, als säßen da ausgebuffte Profis auf der Anklagebank. Eher im Gegenteil. Der 31-jährige Robert muss sich gleich mehrfach die Tränen aus dem Gesicht wischen, als der Vorsitzende Richter ihn nach seinen Lebensumständen fragt. Während Robert in Deutschland in Untersuchungshaft sitzt, hat seine Frau in Polen ein Baby bekommen. "Ich habe meinen Sohn noch nicht gesehen", lässt er die Dolmetscherin übersetzen, "und mit meiner Frau noch nicht telefonieren können."
Roberts Vita gleicht in vielen Punkten der der anderen polnischen Angeklagten: Er hat in seiner Heimat einen Beruf gelernt, ist dann ab irgendeinem Zeitpunkt nach Deutschland gependelt, weil es hier Arbeit gibt und der Verdienst besser ist. Robert hat ein Kleingewerbe angemeldet, arbeitet überwiegend als Verputzer und Trockenbauer und verdient nach eigenen Angaben zwischen 1500 und 2000 Euro netto monatlich. 340 Euro gehen für sein Ein-Zimmer-Appartement im Rhein-Main-Gebiet drauf, dazu kommen noch die Kosten für Essen und Trinken. Was übrig bleibt, schickt Robert zu seiner Familie nach Polen, die er selbst nur alle drei Monate für zwei Wochen besuchen fährt. Dann geht es wieder zurück nach Deutschland - zum Geld verdienen. Wenn das Geld, aus welchem Grund auch immer, mal nicht ausreichend oder gar nicht fließt, beginnen daheim rasch die Probleme.

Pavel lebt mit seiner Frau und der acht Monate alten Tochter noch bei seinen Eltern, die eine kleine Landwirtschaft haben. Was angebaut wird, landet auf dem Tisch daheim, für den Verkauf langt die Ernte nicht. Ohne Pavels Job in der Ferne wüsste die Familie nicht, wie sie über die Runden kommen soll. "Jetzt kommt der Winter, und es ist kein Geld da, um Kohlen zu kaufen", sagt der 34-Jährige und weint.
Die Polen haben für einen deutschen Subunternehmer gearbeitet, der wiederum einen Vertrag mit den Kröver Unternehmern gehabt haben soll. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft fuhr das Quintett Mitte August nach Kröv, um den angeblich zahlungsunwilligen Firmenchefs ein wenig Druck zu machen. Einer der Angeklagten hatte eine Gaspistole dabei, mit der er einen der Überfallenen bedroht haben soll. "Ich habe sie ihm gezeigt und dachte, dass er sich erschreckt und dann das Geld rausrückt", räumte der ebenfalls 34-jährige Familienvater in einer früheren Vernehmung bei der Polizei ein.
Die Sache ging jedenfalls gründlich schief. Einer der Überfallenen türmte, als er vorgab, Geld bei einer Wittlicher Bank abheben zu wollen. Wenig später wurden die fünf Angeklagten von der Polizei gestoppt und überwältigt.Der Prozess wird am Dienstag in zwei Wochen fortgesetzt. Für den nächsten Verhandlungstag sind auch die Opfer als Zeugen geladen.

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