Kein Straßenstrich in der Trierer Metternichstraße

Trier · Rund 15 Bordelle und bordellartige Betriebe gibt es in Trier und laut Ordnungsdezernent Thomas Egger rund 120 Prostituierte. Dass das Rotlicht-Milieu sich nicht weiter ausweitet, will der Stadtvorstand mit einer neuen Verordnung sicherstellen. Die Verlegung des Straßenstrichs in die Metternichstraße ist außerdem vom Tisch.

 Seit sich 2011 ein Straßenstrich in Trier-Nord angesiedelt hat (unser Foto zeigt eine Szene in einer anderen Stadt), ist das Thema im Fokus von Öffentlichkeit und Politik. symbolFoto: Don Bayley/istock

Seit sich 2011 ein Straßenstrich in Trier-Nord angesiedelt hat (unser Foto zeigt eine Szene in einer anderen Stadt), ist das Thema im Fokus von Öffentlichkeit und Politik. symbolFoto: Don Bayley/istock

Trier. Unter jeder Straßenlaterne auf der kleinen Brücke an der Bitburger Straße, Nähe Hochschule Trier, habe damals, als er 1990 nach Trier gekommen sei, eine Prostituierte gestanden. "Und vom Parkplatz ein wenig unterhalb winkte einem auch immer eine zu", erzählt Ordnungsdezernent Thomas Egger. Als das Eros-Center in der Luxemburger Straße eröffnet wurde, habe es keinen Aufschrei gegeben. Und auch die Etablissements in der Karl-Marx-Straße seien akzeptiert. "Prostitution hat es in Trier immer gegeben und wird es immer geben", fasste Egger beim Pressegespräch am Mittwoch die Lage zusammen.
Als sich im Sommer 2011 in der Ruwerer Straße ein neuer Straßenstrich ansiedelte, stand der käufliche Sex allerdings plötzlich im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Beruhigt hat sich das Thema seitdem nicht: 2012 wurde eine Sexsteuer für Prostituierte und Bordellbetreiber eingeführt. Seit zweieinhalb Jahren bastelt die Stadt an einem Konzept, das Bordellansiedlungen, Sperrgebietsgrenzen und auch die Ausweitung des Beratungsangebots für die Damen regeln soll. Der Sachstand:

Straßenstrich: Das Vorhaben Eggers, den Straßenstrich von der viel befahrenen Ruwerer Straße in die ruhigere Metternichstraße zu verlegen, ist vom Tisch. Anlieger hatten sich massiv gegen diese Pläne gewehrt (der TV berichtete). Egger hatte daraufhin alle Ortsbeiräte um alternative Vorschläge gebeten. "Nur Euren und Zewen haben darauf reagiert und die Niederkircher Straße als neuen Standort für den Straßenstrich vorgeschlagen", berichtete Egger. "Zwei Wochen später hatte ich auch von den dortigen Anliegern einen Stapel Einwendungen auf dem Tisch."
Tatsächlich sei die Niederkircher Straße laut Egger nicht geeignet. "Allerdings sind wir gesetzlich verpflichtet, Straßenprostitution im Stadtgebiet zuzulassen - und zwar nicht im hintersten, dunklen Winkel." Welche Straße infrage kommt, stehe allerdings noch nicht fest. Unter anderem prüft die Stadt das Hafengebiet in Ehrang.

Bordelle: Die Stadt will die Zahl der Bordelle, bordellartigen Betriebe und die gewerbliche Zimmervermietung an Prostituierte zumindest auf dem jetzigen Niveau einfrieren und womöglich reduzieren. Eine neue Verordnung soll dabei helfen. "Wir wollen über eine Art Bedarfsanalyse politisch festlegen, wie viele Bordelle, bordellartige Betriebe und Wohnungsprostitution Trier verträgt und eine Höchstzahl definieren. Diese planungsrechtliche Verordnung gibt uns dann die Möglichkeit, Bauanträge für Bordelle abzulehnen und auch die Ausweitung gewerblicher Zimmervermietungen an Prostituierte zu unterbinden", erklärte Egger.
In der Stadt Freiburg habe dieser Weg, Prostitution einzudämmen, funktioniert. "Mir ist keine erfolgreiche Klage gegen die Stadt Freiburg in dieser Sache bekannt", sagte Egger. "Wir wollen das Freiburger Modell daher auch einführen, und zwar nicht nur auf Prostitution bezogen, sondern auch auf Glücksspiel." Neben der Zahl der Bauanträge für Bordelle, waren auch Anträge für die Einrichtung neuer Spielhallen in den vergangenen Jahren in Trier hoch.
Wann das Gesamtkonzept Prostitution vorliegen soll, ließ Dezernent Egger offen. "Neben meinem Dezernat sind auch noch das Sozial- und das Baudezernat beteiligt. Dazu kommt, dass Prostitution nicht das dringendste Arbeitsfeld ist - das macht es schwierig, einen fixen Zeitpunkt zu nennen."Extra

Nach den Erkenntnissen der Stadt und auch laut Polizei und Gesundheitsamt seien in Trier in Sachen Prostitution "derzeit keine besonders schwierige Situationen erkennbar", sagte Egger. Die Zahl der Straßenprostituierten habe sich bei fünf verstetigt und sei nicht weiter gewachsen. Kriminalität sei im Zusammenhang mit Prostitution in Trier die Ausnahme. Außerdem habe sich das Gesundheitsamt in den Etablissements umgesehen. "In den Bordellen läuft offenbar tatsächlich alles recht ordentlich ab", sagte Egger. Dass Frauen sich in Trier auch unter Zwang prostituieren, sei natürlich nicht auszuschließen. "Grauzonen gibt es in dieser Branche immer", betonte Egger. Deshalb will die Stadt ihr Hilfe- und Beratungsangebot ausweiten und dafür eine halbe Stelle für eine pädagogische Kraft schaffen. woc

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