Keine neue Verkehrsführung fürs Gartenfeld

Trier · Zwei- bis dreitausend Autos rollen täglich über die Bergstraße in Trier-Ost, die Hälfte davon ist Durchgangsverkehr. Anwohner fordern seit Jahren ein neues Verkehrskonzept. In einem zweiten Workshop haben die Verkehrsplaner des Darmstädter Büros R+T dazu ein Maßnahmenpaket vorgestellt. Ein ruhiges Trier-Ost ohne viel Verkehr, bleibt allerdings ein Traum.

 Könnten sich die Stadtplaner gut als verkehrsberuhigte Zone vorstellen: die Egbertstraße. Hier diskutieren die Anwohner Angelika Zimmer, Hanne Molitor und Gerd Zimmer (von links) über die derzeit laufenden Ausbauarbeiten der Stadtwerke. TV-Foto: Friedemann Vetter

Könnten sich die Stadtplaner gut als verkehrsberuhigte Zone vorstellen: die Egbertstraße. Hier diskutieren die Anwohner Angelika Zimmer, Hanne Molitor und Gerd Zimmer (von links) über die derzeit laufenden Ausbauarbeiten der Stadtwerke. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Gespannt haben rund 40 Anwohner des Stadtteils Trier-Ost und Gartenfeld die Vorschläge des Darmstädter Büros R+T verfolgt, das im Auftrag der Stadt Trier ein Verkehrskonzept für das Viertel erstellen soll. Nach dem ersten Planungscafe im Februar folgte nun ein zweiter Workshop im Pfarrsaal Sankt Agritius mit Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Der ganz große Wurf blieb zwar aus, denn "zaubern können wir nicht" wie Verkehrsplaner Tobias Franke sagte, aber viele der vorgestellten Maßnahmen seien bereits in anderen Städten erprobt. Was die tatsächliche Umsetzung angeht, machte Kaes-Torchiani den Anwohnern allerdings keine großen Hoffnungen. Das überarbeitete Konzept geht nun in die städtischen Gremien. Die Details: Motorisierter Individualverkehr: An die Tempo-30-Vorgabe im Stadtviertel, halten sich viele Autofahrer nicht. Geschwindigkeitsmessungen der Verkehrsplaner bestätigten, dass etwa in der Agritiusstraße und der oberen Bergstraße 85 Prozent der Autos zu schnell unterwegs sind. Die Verkehrsmengen mit zwei- bis dreitausend Autos in der Bergstraße pro Tag seien zwar hoch, aber nicht so hoch, dass es ein echtes Problem wäre. Als Maßnahmen schlugen die Planer vor: Weitere Engstellen wie vorgezogene Gehwege schaffen, die Schlauchwirkung der Bergstraße auflösen, eine bessere ÖPNV-Anbindung, Anbringen von Geschwindigkeitsdisplays und Verkehrsüberwachung. Alternativen wie Einbahnstraßenregelung oder die Sperrung der Bergstraße verwarfen die Experten, da der Verkehr dann zum einen auf die ohnehin stark belastete Olewiger Straße ausweichen müsste und Einbahnstraßen wiederum zu höherer Durchfahrtsgeschwindigkeit verleiteten. Ruhender Verkehr: Wer suchet, der findet vielleicht einen Parkplatz in Trier-Ost. Um diese Misere zu beheben, raten die Experten zu Anwohnerparken. Die Vorteile: Auch nachts werde so Spielraum geschaffen. Leute mit Garagen und Stellplätzen, die ihre Autos dennoch an die Straße stellten, würden sich diese Angewohnheit schnell abgewöhnen Fuß- und Radverkehr: Die Fußgänger klagen über zu schmale Bürgersteige und fehlende Querungshilfen an diversen Kreuzungen, die Radfahrer über kaputte Straßenbeläge und mangelnde Disziplin bei der Einhaltung von Verkehrsregeln. Die Darmstädter Verkehrsplaner empfehlen die Umgestaltung des Knotenpunktes an der Sparkasse, den Erhalt beziehungsweise Neubau der gesperrten Hermesbrücke und die Schaffung von verkehrsberuhigten Bereichen wie etwa in der Egbertstraße. Das sagen die Bürger: Die Vorschläge der Planer nahmen die Anwohner durchaus positiv auf. Der Konsens war groß, einige zusätzliche Ideen und Wünsche nahmen die Experten noch mit. Sorgen machte einigen die Tatsache, dass die Höhenstadtteile weiter bebaut werden, was wiederum zu noch mehr Durchgangsverkehr führen werde. Eine Gesamtlösung sei notwendig. Das sagt die Baudezernentin: Dass die Stadt kein Geld habe, wüssten alle, stellt Simone Kaes-Torchiani fest. Auch die Personalsituation im Baudezernat sei prekär. "Wir müssen Dinge angehen, die möglich wenig kosten. Aber jetzt wissen wir, wovon wir reden. Sobald das Konzept vorliegt, müssen wir Prioritäten setzen." Und: "Sie können viele Dinge selber machen, indem sie langsam fahren, und vom Auto aufs Fahrrad umsteigen und zu Fuß gehen." Das sagt der Ortsvorsteher: "Ich habe diese Ergebnisse zum ersten Mal gehört", sagt Dominik Heinrich. "Es ist nicht gesagt worden, welche Lösung die beste ist. Ich werde mich allerdings dafür einsetzen, dass Anwohnerparken kommt. Das ist ein gültiger Stadtratsbeschluss aus den 90er Jahren und kostet nicht so viel Geld. Außerdem bin ich für Geschwindigkeitskontrollen und die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten. Meinung

Wo ein Wille, da kein WegJahrelang sind die Anwohner des Stadtviertels Trier-Ost/Gartenfeld beim Thema Verkehr in ihrem Wohn- und Lebensumfeld vertröstet worden. Im Februar dieses Jahres gab es plötzlich einen ersten Lichtblick: Verkehrsplaner luden im Auftrag der Stadt zu einem neuartigen Planungscafe mit Bürgerbeteiligung ein und bestätigten den Anwohnern das, was sie schon lange heftig kritisiert hatten: Zu viel Verkehr, zu wenig Parkraum im Viertel. Nun beim zweiten Treffen haben die Experten konkrete Maßnahmen vorgelegt und fragten die Bürger wiederum nach ihrer Meinung. Doch die durchaus konstruktive Diskussion fand ein abruptes Ende, als Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani die Ergebnisse kommentierte. Es sei kein Geld da, kein Personal und überhaupt: Trier-Ost sei nur ein kleiner Teil in einem riesigen Stadtgefüge. Da fragten sich einige Anwohner zu Recht, warum die Stadt Tausende Euro für ein Verkehrskonzept ausgibt, nur um es nach ein paar fruchtlosen Diskussionen gleich wieder in die Schublade zu legen. Wenn letztendlich von dem umfangreichen Konzept nur das Anwohnerparken übrig bleibt, ist das zwar für viele Anwohner besser als nichts, doch allein dafür hätte man vermutlich kein externes Planungsbüro beschäftigen müssen. v.kerl@volksfreund.de

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