Keine Raser-Bremse für Longen

Longen · Durch ihren Ort werde zu schnell gefahren, beschweren sich die Bewohner des Moselörtchens Longen. Die Forderung nach einer Verkehrsinsel oder einer Schikane zur Beruhigung des Verkehrs auf der B 53 aus Richtung Mehring lehnt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) jedoch ab.

Longen. Longen, mit knapp 100 Bewohnern die kleinste Gemeinde in der Verbandsgemeinde Schweich, hat ein großes Problem: die Bundesstraße 53. Sie trennt den Ort in zwei Hälften und reicht teilweise so nah an die Häuser heran, dass eine Person gerade noch so den Streifen betreten kann, der den Namen Bürgersteig nicht verdient. Die Straße ist nicht nur eng, sie hat auch einen tückischen Verlauf. Mitten im Ort liegt der höchste Punkt.
Nähert man sich Longen mit dem Auto, weiß man erst spät, was einen auf der anderen Seite der Kuppe erwartet. Das gilt vor allem für diejenigen, die (zu) schnell fahren. Einsehbar ist die B 53 weder aus Fahrtrichtung Mehring, noch wenn man aus Longuich kommt.
Die Longener fühlten sich unsicher, sagt Ortsbürgermeister Hermann Rosch. "Seit zehn Jahren kämpfen wir schon für eine Verkehrsberuhigung. Geklappt hat es leider nur auf einer Seite." In der Tat wurden die seit dem Jahr 2003 zu vernehmenden Hilferufe aus Longen 2008 erhört. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) verlegte eine provisorische Verkehrsinsel, damit der Verkehr aus Richtung Schweich gebremst wird.
Der Erfolg war so gut, dass aus dem Provisorium eine dauerhafte Lösung wurde. Rund 70 Prozent aller Fahrzeuge seien vorher zu schnell unterwegs gewesen, erinnert sich Ortsbürgermeister Rosch, nach dem Inselbau habe sich die Situation spürbar verbessert.LBM: Kein Unfallschwerpunkt


Damals hieß es, man wolle auch gegen die Raser aus der anderen Richtung eine Lösung finden, doch die scheint heute weiter entfernt denn je.
Kürzlich gab es einen herben Rückschlag. Die von der Gemeinde initiierten Tempomessungen hätten keine Ergebnisse gebracht, die für die Wirksamkeit von geschwindigkeitsdämpfenden Maßnahmen sprechen würden, antwortete der LBM in einem Schreiben an den Ortsbürgermeister. 85 Prozent aller Fahrzeuge seien in der 50-Kilometer-Zone langsamer als 64 Stundenkilometer gefahren, das sei nicht alarmierend.
Gemessen wurde Anfang 2013, zwischen dem 10. Januar und dem 1. Februar. Unterwegs waren da um die 2000 Fahrzeuge pro Tag, in Spitzenzeiten im Sommer können es mit den Touristen schon mal um die 15 000 werden.
Fast zwei Drittel der Fahrzeuge bewegten sich im Korridor zwischen 30 und 57 Stundenkilometer, etwas mehr als ein Viertel zwischen 57 und 65 und immerhin noch rund ein Sechstel zwischen Tempo 65 und 80. Etwa ein Prozent raste mit mehr als 80 durch den Ort.
Nach Auskunft des LBM liegen die in Longen gemessenen Geschwindigkeiten knapp unter denen, die landesweit für die Rechtfertigung einer Verkehrsberuhigung herangezogen werden. Auch andere Kriterien ziehen nicht: Longen sein kein Unfallschwerpunkt, sagt Klaus Wagner vom LBM. Außerdem bedeute eine Verkehrsberuhigung auch automatisch mehr Lärm, weil Fahrzeuge abstoppen und anfahren. Kürzlich habe man in Irmenach (bei Traben-Trarbach) auf Drängen von Bürgern eine Schikane wieder entfernen müssen, obwohl diese eine gefordert hatten.
Ein Gefährdungspotenzial für Fußgänger erkennt Wagner in Longen nicht. Das sieht Ortsbürgermeister Rosch anders: "Unsere Kinder müssen über die Straße zum Bus, das ist sehr gefährlich."
Chancen auf einen Zebrastreifen oder eine Ampel seien gleich null. Rosch will demnächst eine Bürgerversammlung einberufen und dazu auch LBM-Vertreter einladen. Denen hat Rosch schon vorgeschlagen, in Höhe der Fahnen vor dem Ortseingang aus Richtung Mehring eine Barriere einzubauen. Dort gebe es genügend Platz dafür. Zu teuer und zu weit vor dem Ort, um eine Wirkung zu erzielen, meint dazu der LBM.
Wenn er es dürfte, würde Hermann Rosch am liebsten eine Radaranlage im Ort aufstellen. Seine Prognose: "Die wäre lukrativer als ein Windrad."Meinung

Einseitige Angelegenheit
Die Longener haben schon einmal Erfolg gehabt, indem sie in Sachen Verkehrsberuhigung am Ball geblieben sind. Die Insel aus Richtung Schweich steht seit vier Jahren und hat sich bewährt. Zu schnell gefahren wird jedoch auch aus Mehring, der anderen Richtung. Deshalb ist es nicht nachvollziehbar, warum sich die Straßenplaner mit einer weiteren Barriere, die zum langsam Fahren zwingt, so schwer tun. Vermutlich aus Kostengründen, denn die Tempomessungen könnten genau so gut pro Verkehrsberuhigung ausgelegt werden. Auch sieht ein Blinder mit Krückstock das hohe Gefahrenpotenzial im Ort. Dass lange kein schwerer Unfall passiert ist, ist Glückssache. Das Lärmargument des LBM sticht in Longen nicht. Wenn hundert Meter vor dem Ort an einer Schikane runter- und hochgeschaltet wird, können das die lärmerprobten Longener vermutlich gut verkraften. Doch zunächst heißt es für sie, weiter zu bohren - auch wenn die Bretter dick sind. a.follmann@volksfreund.de

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