Keine Rettung für die Schwanenküken

Leiwen · Hartmut Liehr hat sich die Finger wund gewählt, um Schwanenküken vor dem Hochwassertod zu bewahren. Am Ende waren alle Bemühungen vergebens - niemand fühlte sich zuständig. Jetzt regt Liehr an, dass sich ein Verein oder ein "Schwanenvater" um die Moselschwäne kümmert.

Leiwen. Hartmut Liehr wohnt noch nicht lange in Leiwen. Er liebt die Idylle im Moselort und den schönen Blick auf den Fluss und die Weinberge zwischen Leiwen und Trittenheim. Im vergangenen Jahr hat der 73-Jährige mit großem Vergnügen ein Schwanenpaar beobachtet, das in seiner Nachbarschaft lebt. Als er mitbekam, dass die Schwänin von einem Auto angefahren worden war, wollte er sie einfangen, was jedoch misslang. Das Tier schaffte es noch bis zur Mosel, wo es abgetrieben und nicht mehr gesehen wurde.
Der Erpel habe sich schwergetan, eine neue Partnerin zu finden, berichtet Liehr, doch in diesem Frühjahr habe es geklappt. Auch mit dem Nachwuchs. Doch kaum seien die Baby-Schwäne auf der ufernahen Insel nahe dem Dhrontalkraftwerk geschlüpft, da sei auch schon der Moselpegel aufgrund der starken Regenfälle am Wochenende rapide gestiegen. Der Nistplatz war nicht mehr sicher, das wusste Liehr, auch wenn das Schwanenpaar sich fieberhaft um den Bau eines neuen, höher gelegenen Nestes bemühte.
Am vergangenen Montag versuchte Hartmut Liehr noch zu retten, was zu retten war. Er rief die Wasserschutzpolizei an, die ihn an die Polizei Schweich verwies. Dort habe man Verständnis für die Situation gezeigt, aber gleichzeitig auf die Nicht-Zuständigkeit verwiesen. Auch der von der Polizei vermittelte Kontakt zur Feuerwehr erwies sich als Sackgasse, was allerdings nachvollziehbare Gründe hat. Man habe nun wahrlich genug mit dem Auspumpen von überfluteten Kellern zu tun, bekam Liehr zur Antwort. In seiner Verzweiflung wählte er sogar die Nummer des Tiernot rettungsdienstes. Vergeblich.
Als Liehr am Dienstagmorgen aus dem Fenster schaute, war das Gelege samt der vermutlich noch nicht schwimmfähigen Küken verschwunden. Das Hochwasser hatte alles weggespült. Liehr glaubt, dass die Schwäne trotz ihrer stattlichen Erscheinung und der positiven Auswirkungen auf den Tourismus keine Lobby an der Mosel haben. Ein Schwanenvater, wie es ihn in Trier über Jahre gab - bis hin zu gerichtlichen Auseinandersetzungen wegen der Haltungs- und Fangbedingungen (der TV berichtete) - existiert an der Mosel nicht mehr. Auch gibt es keine Organisation, die sich um die Habitat- und Lebensbedingungen der Schwäne kümmert oder zumindest in Notfallsituationen wie bei Hochwasser ein Boot einsetzen könnte.
"Ich bin zu alt dafür, sonst würde ich es machen", sagt der Neu-Leiwener Hartmut Liehr. Er könnte sich auch vorstellen, dass eine prominente Persönlichkeit eine Patenschaft für die Vögel übernimmt und damit das Image der Moselschwäne positiv nach außen trägt. Mit so einer Unterstützung sei es dann auch einfacher, an Spenden zu kommen. Etwa für schwimmende Gelege, die hochwassersicher sind und jedes Jahr zum Brüten neu bezogen werden könnten.Meinung

Hamburg und die Queen machen's vor
Im Vergleich zu ihren Artgenossen anderenorts fristen Moselschwäne eher ein Schattendasein. Okay, sie sind schön anzusehen, werden auch schon mal gefüttert und bestaunt, meist von Touristen, aber das war's auch schon. Sie leben hier, mehr aber auch nicht. Hamburg beispielsweise zelebriert seine Schwäne, sie sind ein Wahrzeichen der Hansestadt. Da wird ein großes Fest gefeiert, wenn der Schwanenvater die Tiere im März zu ihren Revieren an der Außenalster schippert. Kein Geringerer als der Innensenator ist für die Schwäne zuständig. In Großbritannien ist es sogar die Queen höchstpersönlich. Sie ist Eigentümerin aller frei lebenden Schwäne im Land. Beamte zählen jedes Jahr den Bestand. Mein lieber Schwan, so ein Aufwand müsste an der Mosel ja nicht sein. Aber mehr Beachtung und Fürsorge hätten die stolzen Vögel schon verdient. Es wäre ja auch nicht zum Schaden der Fremdenverkehrsregion. a.follmann@volksfreund.de

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