Keine Ruhe in Triers lautester Straße

Die Anwohner in Pallien und Trier-West wehren sich gegen den Schwerlastverkehr, der durch ihre Straßen braust. Die Stadt schließt eine LKW-Sperrung aus. Doch eine Lösung hat sie nicht parat.

Trier-West. Freitag Nachmittag, 15 Uhr: Bis zum Ortseingangsschild stauen sich die Autos und Schwerlastzüge stadteinwärts in der Bonner Straße. Nur ruckweise kommt Bewegung in die Blechschlange. Oben auf der Kaiser-Wilhelm-Brücke das gleiche Bild. Auto reiht sich an Auto. 27 000 Fahrzeuge quälen sich hier täglich über die Mosel. Erstaunlich: Die Mehrheit der PKW- und vor allem der LKW-Fahrer aus Richtung Biewer möchte nicht in die Innenstadt; sie fahren geradeaus weiter. Das hat das Rathaus auf TV-Anfrage bestätigt. Rund die Hälfte von ihnen rollt durch die Luxemburger Straße. Eike Neumann-Overholthaus kennt ihr Ziel: die Eurener Flur und das Industriegebiet Zewen - oft genug ist er ihnen nachgefahren.

Der Verkehr habe deutlich zugenommen, seit die neue B53 im vergangenen Jahr freigegeben wurde, klagt der 63-Jährige. Deshalb hat er mit sieben Mitbürgern aus Pallien und Trier-West eine Bürgerinitiative (BI) ins Leben gerufen (der TV berichtete). Ihre Ziele: raus mit dem Schwerlastverkehr aus dem Doppelstadtteil. Eine Forderung, der die Stadt nicht nachzukommen vermag. "Für eine LKW-Sperrung in Pallien fehlt es an alternativen Routen", erklärt der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf. Mit dem Lärmgutachten der Stadt ist Bewegung in die erstarrte Diskussion gekommen. "Es ist Balsam auf unsere Seelen", sagt Eike Neumann-Overholthaus.

Denn was die Anwohner ahnten, steht dort schwarz auf weiß: Die Bonner Straße ist die lauteste Straße in Trier, dicht gefolgt von der Bitburger und der Kaiser-Wilhelm-Brücke. Dazwischen, eingekeilt zwischen den Krachstraßen: die Anwohner von Pallien. Die haben auch nachts keine Ruhe. Und morgens ab sechs Uhr vibriere das ganze Haus, berichtet Neumann-Overholthaus, der in der Palliener Straße wohnt. Ein Grund: Der Unterbau der Bonner Straße sei für Schwerlastverkehr nicht geeignet. "Auch wenn vor rund drei Monaten der Asphalt abgefräst und neu aufgetragen wurde, längst sind wieder neue Risse da", sagt er. Doch ein Ausbau sei erst für 2012 geplant.

BI gibt nicht auf: Entlastung gefordert

Wegen der vielen Autos sei es für Fußgänger riskant, Bonner und Kölner Straße an den wenigen Überquerungshilfen zu kreuzen, sagt Laurence Neumann-Overholthaus, Eikes Frau. "An der Unterführung zum Moselradweg sind 25 Autos an mir vorbei gerast, bis ein Fahrer angehalten hat", berichtet die 59-Jährige. Gesicherte Überwege an den Haltestellen: Fehlanzeige. Die Verwaltung sieht keinen Handlungsspielraum für Fußgängerüberwege oder -ampeln. Laurence und Eike Neumann-Overholthaus sind enttäuscht: Eine Bürgerversammlung im November, 500 Unterschriften gegen den Schwerlastverkehr und ein Gespräch mit Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani - all dies habe nichts gebracht, sagen sie. "Die Stadt wehrt sich, die Straße für den Durchgangsverkehr unattraktiv zu machen", folgert Laurence Neumann-Overholthaus. Laut Frühauf sucht die Verwaltung nach Lösungen, "die möglichst ohne oder mit dem geringsten Eingriff in den Straßenverkehr auskommen".

Die BI gibt nicht auf. Sie fordert weiter, den Doppelstadtteil zu entlasten. Dabei wird sie vom Ortsbeirat unterstützt, der nach Angaben von Ortsvorsteher Klaus Blum Verständnis für ihre Forderungen zeigt. Nicht zuletzt könnte ihnen der Lärmaktionsplan der Stadt in die Hände spielen. Denn eine denkbare Maßnahme, hohe Geräuschemissionen zu verringern, besteht laut Rathaus in einer reduzierten Höchstgeschwindigkeit. Bei Tempo 30 oder 40, so hoffen die Anwohner, werde der Durchgangsverkehr die Strecke eher meiden. Dann werde es nicht nur ruhiger in Pallien, sondern auch sicherer. Extra TV-Verkehrsforum: Zum Abschluss seiner Verkehrsserie veranstaltet der TV eine öffentliche Forumsveranstaltung am Dienstag, 24. Juni, 20 Uhr, im großen Saal der Tuchfabrik über die "Tücken der Fortbewegung in Trier". Mit dabei sind Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani, Raimund Scholzen (VCD), Matthias Bellmann (ADFC), Lothar Herres (Polizeiinspektion Trier), Frank Birkhäuer (Stadtwerke-Verkehrs-GmbH) und Roland Eckert (BI gegen den Schwerlastverkehr in Trier-West/Pallien). Interessierte sind zum Mitdiskutieren eingeladen. (rm.)

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