Keine Scheu vor Bären und Löwen

Trier · Ein Hirsch an der Wand, ein Marder auf dem Fußboden - bei Tierpräparator Bernhard Schmitz reihen sich Tiertrophäen und Geweihe aneinander. Schmitz präpariert seit 1979 Tiere aus aller Welt. Als ein Löwe an der Reihe war, half ein Nachbar aus und stellte ihn bei sich unter.

Letzter Feinschliff am Weißkopfseeadler. Bernhard Schmitz bei der Arbeit. TV Foto: Stefan Himmer

Letzter Feinschliff am Weißkopfseeadler. Bernhard Schmitz bei der Arbeit. TV Foto: Stefan Himmer

Trier. Andere Geschäfte sind mit Prospekten gepflastert oder beherbergen blubbernde Wasserspender. Bei Bernd Schmitz, Tierpräparator in Trier, ist das anders: Keine Prospekte, kein Wasserspender - dafür Hirschgeweihe. "Moment, ich räume mal den Marder weg - der wird gleich abgeholt." Dann geht es in die Werkstatt. Ein Hirsch und etliche Vögel verfolgen still das Gespräch."Meine Familie war jagdbegeistert, und ich hatte schon als Kind viel mit Tieren zu tun", sagt Schmitz. Der gebürtige Wittlicher wurde nach der Schule auf eine Stellenanzeige aufmerksam und trat die vierjährige Lehre zum Tierpräparator in Trier an. Seit 1979 präpariert er in der Eberhardstraße vornehmlich Trophäen von Jägern aus aller Welt oder restauriert Ausstellungsstücke für das Musée du Luxembourg. Scheu oder Ekel empfindet er dabei nicht: "Die Tiere sind frischer als in manchem Supermarkt und werden direkt verarbeitet - das kostet mich keine Überwindung."Menschen ganz nah

Das früher gebräuchliche "Ausstopfen" gibt es heute nicht mehr. Schmitz stülpt Haut und Kopf des Tieres über eine Körperform aus Hartschaum und modelliert diese. "Das Modellieren und freie Gestalten macht mir am meisten Spaß." Dabei seien Details äußerst wichtig, sagt der 59-Jährige und schlägt einen Katalog mit zahlreichen Glasaugen auf: Für fast jedes Tier gibt es dort das passende Auge. "Die Augen müssen echt aussehen - da darf man nicht sparen."Die umherstehenden und -hängenden Marder, Hirsche und Vögel bestätigen dies: Sie sehen täuschend echt aus. "Jedes Tier muss mir am Ende auch selbst gefallen", sagt Schmitz.Ein Schneider passt die Kleider den Körpern seiner Kunden an - Schmitz macht es umgekehrt: Er passt den Körper dem Haar- oder Federkleid an und modelliert ihn. Meist benutzt er vorgefertigte Körperformen, selbst gießen sei zu aufwendig, sagt er. Für einen Hirsch brauche er etwa drei Tage. Einen Elefanten zu präparieren, würde deutlich länger dauern, dafür sei aber auch kein Platz in seinem Laden und seiner Werkstatt, sagt Schmitz. Einen Löwen habe er mal beim Nachbarn untergestellt.Bären, Mufflons, Gazellen und heimisches Wild hat Schmitz bisher präpariert. "Die Kunden kommen aus Russland, Afrika und der Region." Für ein erfolgreiches Geschäft sei jedoch ein fester Kundenstamm wichtig. Die meisten Privatpräparatoren scheiterten daran, sagt Schmitz.Neben Jägeranfragen erhalte er auch jede Woche Privatanfragen, erzählt er. "Aber Haustiere präpariere ich nicht." Davor ekle er sich, zudem könne das präparierte Tier niemals das verstorbene ersetzen. Er konzentriere sich lieber auf Jagdtrophäen und wissenschaftliche Zwecke wie Ausstellungen. Zurzeit sind Arbeiten von Schmitz bei der Ausstellung "Farbenfroh" im Natur Musée in Luxemburg zu sehen.

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