Keine Zukunft für den Austausch

TRIER. Einem allseits anerkannten Schüleraustausch-Projekt zwischen Trier und der niederländischen Partnerstadt Herzogenbusch droht das endgültige Aus. Die Stadt hat kein Geld und hält sich für nicht zuständig - und für eine EU-Förderung sind die Fristen abgelaufen.

 Bei den obersten Repräsentanten klappt‘s noch, beim "Fußvolk" hakt es mit dem Austausch: Triers OB Helmut Schröer und sein Herzogenbuscher Alt-Kollege Verkuylen praktizieren Städtepartnerschaft. TV -Archiv/Foto: Sebastian Hille

Bei den obersten Repräsentanten klappt‘s noch, beim "Fußvolk" hakt es mit dem Austausch: Triers OB Helmut Schröer und sein Herzogenbuscher Alt-Kollege Verkuylen praktizieren Städtepartnerschaft. TV -Archiv/Foto: Sebastian Hille

Wäre alles gegangen wie geplant, dann würden heute in Herzogenbusch 50 Schüler aus Trier und der brabantischen Provinzhauptstadt gemeinsam über Drogenprobleme diskutieren. Die Sache schien unter Dach und Fach, die Privat-Quartiere bei niederländischen Familien waren "gebucht", die Schüler aus diversen Trierer Gymnasien freuten sich bereits auf die achte Auflage eines erfolgreichen Austauschprojekts. 1999 hatte alles begonnen. Die Lehrer Johannes Verbeek (Auguste-Viktoria-Gymnasium) und Walter Henning (Friedrich-Spee-Gymnasium) griffen eine Anregung auf und organisierten jährlich Besuch und Gegenbesuch. Kein Touri-Programm, sondern handfeste Themen standen im Mittelpunkt, von der EU-Osterweiterung über Holocaust und Nahost-Problematik bis zum landesspezifischen Umgang mit Minderheiten. Die Schüler lernten sich kennen, mussten mit der Konferenzsprache Englisch zurecht kommen, konnten wechselseitige Vorurteile abbauen. "Ein wirklich tolles, hoch qualifiziertes Programm", schwärmt Ruth Mereien-Gürke, im Rathaus für Städtepartnerschaften zuständig, noch heute. Die beiden Initiatoren wurden 2001 mit dem Ehrenamtspreis der Stadt ausgezeichnet, Oberbürgermeister Schröer nannte den Austausch "ein Projekt ganz nach dem Geschmack der Stadt". Nach dem Geschmack wohl, aber weniger nach dem Geldbeutel. Das Projekt stehe "vor dem Aus", bedauert Walter Henning. Die Stadt habe keine Gelder für das Programm, und mit dem Eigenanteil der Teilnehmer von 100 Euro sei "die Sache einfach nicht zu finanzieren". Bei den Herzogenbuscher Familien und den Trierer Schülern gebe es nach der Absage "eine große Enttäuschung". Auch sein Kollege Verbeek ist frustriert. Man habe den OB angeschrieben und insgesamt 10 000 Euro für das kommende Jahr beantragt - es gebe "bis heute keine Rückmeldung". Die Stadt habe sich "offenbar auf EU-Gelder verlassen, die nun nicht mehr fließen". Im Rathaus sieht man das anders. Man habe den Lehrern "früh Bescheid gesagt, dass sie einen EU-Antrag stellen sollen", sagt Mereien-Gürke. Die Mittelbeschaffung sei "letztlich Aufgabe dessen, der die Sache organisiert". In den letzten Jahren habe die Stadt, die für schulische Angelegenheiten dieser Art nicht zuständig sei, "stets versucht, zu helfen", auch durch Sponsoren-Suche. Aber das werde "immer schwerer". Im städtischen Haushalt ist ohnehin nicht viel zu holen. Für den Schüleraustausch im Rahmen von Städtepartnerschaften hat der Stadtrat exakt 400 (!) Euro vorgesehen, der gesamte Topf für Projekte mit allen Partnerstädten enthält 38 000 Euro. Da liege ein "sehr teures" Vorhaben wie der Herzogenbusch-Austausch "außerhalb der städtischen Möglichkeiten", bedauert die Protokoll-Chefin. Zudem liege im Rathaus "keine klare Kostenkalkulation vor". Dennoch solle man "für das nächste Jahr nochmal alle Möglichkeiten durchgehen", schlägt sie vor. "Einen neuen Anlauf aus der ziemlichen miesen Situation" hält auch Johannes Verbeek nicht für völlig ausgeschlossen - wollte man doch 2004 die Gartenschau in den Mittelpunkt des Programms stellen. Aber ob diese Blütenträume noch reifen, steht in Frage.

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