Erziehung Schach matt, Mama und Papa!

Im Kinderhort Trier-Heiligkreuz lernen schon Sechsjährige das Spiel der Könige. Dabei nehmen auch die Eltern eine wichtige Rolle ein.

 Hortleiterin Marion Heintz (links) und Erzieherin Marion Köhnen sind stolz auf die kleinen Schachspieler.

Hortleiterin Marion Heintz (links) und Erzieherin Marion Köhnen sind stolz auf die kleinen Schachspieler.

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Trier Knifflig, undurchschaubar, strategisch, fordernd, komplex und kinderleicht zugleich. Schach ist nicht nur für Erwachsene. Der Kinderhort Heiligkreuz Trier beweist es. Große, helle Räume, eine Vielfalt an Spielmöglichkeiten und offene Erzieherinnen bieten den Kindern eine familiäre Atmosphäre. Das Besondere in diesem Hort: der Schachtreff.

Schachtreff Nach einer Fortbildung rief die Erzieherin Marion Köhnen das Projekt „Schach für Kids“ ins Leben und gründete eine Schach-AG. Aus ihr folgte der Schachtreff. Kinder und Eltern werden dazu eingeladen, sich wöchentlich bei einem Eltern-Kind-Schachturnier zu vergnügen und ihr Können unter Beweis zu stellen. Der Treff ermöglicht einen Austausch zwischen Eltern und Kindern, Kindern und Erziehern, Kindern und Kindern sowie zwischen Eltern und Eltern. „Für die grauen Zellen kann das nur gut sein“, sagte ein Vater, der knapp gegen einen jungen Schachspieler verlor. Daraufhin bemerkt Marion Heintz, die Leiterin des Horts: „Aber für Jung und Alt.“

Methoden Marion Köhnen vermittelt den Kindern mit spielerischen, bildhaften, pädagogischen und kindgerechten Methoden die Regeln des Schachs. Spezielle Übungshefte ermöglichen den Kindern, sich selbstständig mit den Regeln und dem Strategiespiel auseinanderzusetzen.

Um die Komplexität nachvollziehen zu können, werden die Zugmöglichkeiten der einzelnen Figuren schrittweise vermittelt. Schablonen bilden die Wege ab. Bevor das richtige Schachspiel beginnt, können einzelne Spiele ausprobiert werden, wie beispielsweise das sogenannte Pferdeäpfeln, das die Züge des Pferdes vermittelt.

Motivation: Was genau ist die Motivation der Kinder, solch ein Strategiespiel so früh zu lernen und zu beherrschen? Laut Köhnen tragen die „Diplome“ dazu bei, die am Ende der Schach-AG an jedes Kind verliehen werden. Außerdem sei die Motivation der Kinder anders, wenn sie das Spiel mit gleichaltrigen Kindern erlernen und spielen. Ist ein Erfolg zu erkennen, steige selbstverständlich auch die Motivation, beim Schachtreff gegen die eigenen Eltern anzutreten. Zudem hat der Hort kürzlich ein Schachturnier veranstaltet, das die Kinder selbstständig organisierten.

Warum Schach?: Gibt es nicht zahlreiche Spiele, die man mit Eltern und Freunden spielen, sich gegenseitig beibringen oder selbstständig erlernen kann? Bei der Besonderheit des Schachs sind sich die Hortleiterin Marion Heintz und Erzieherin Marion Köhnen einig: „Schach ist kein Glücksspiel!“. Demnach hänge der Erfolg im Spiel nicht vom Glück ab, sondern allein das eigene Nachdenken sei ausschlaggebend.

Außerdem fördere Schach die Konzentration und Ausdauer der Kinder, wobei sich die Kinder oft eine bestimmte Spielstrategie ausdenken und Geschichten entwickeln, die sie während des Spiels begleiten. Zusätzlich gefalle es den Kindern, dass sie gegen jeden spielen können.

„Das Schöne am Schach ist, dass es internationale Regeln hat und es keine Grenzen gibt. Jeder kann miteinander spielen, egal wo, welches Alter oder Geschlecht. Unter den Vätern sind beispielsweise ein Isländer, ein Schwede und ein Kanadier“, sagt Köhnen. Auch die Kinder sind begeistert: „Schach macht Spaß, weil man immer neue Wege suchen muss und weil es knifflig ist“, sagt eine junge Schachspielerin, die erst wenige Male gespielt hat.

Lernprozess: Es ist erstaunlich, wie schnell die Kinder die ersten Grundlagen des Schachs erlernen. Bereits nach dem ersten Spiel können sie ihr Wissen an andere Kinder weitergeben. Zu sehen ist, dass es nicht immer nur ums Gewinnen geht, sondern auch um das gemeinsame Lösen von Problemen. Die entspannte und angenehme Spielatmosphäre fördert die Bereitschaft der Kinder, sich auszutauschen und miteinander sowie voneinander zu lernen.

Der Schachtreff kombiniert die Förderung der Lernfähigkeit der Kinder mit Spaß, Freude und Interesse. Er bringt Kinder, Eltern und Erzieher zusammen. Er fordert auf zum Lachen, Reden, Rätseln, Nachdenken und Lernen. Schach nur für Erwachsene? Nein, auch Kinder sind ernste Gegner, weiß Heintz: „Wenn irgendwann keine Eltern mehr kommen, wissen wir, dass unsere Kinder zu gut geworden sind.“

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