Kirche soll Urnen-Begräbnisstätte werden

Trier · Seit etwa zweieinhalb Jahren ist die Kirche "Christi Himmelfahrt" in Trier-Ehrang geschlossen. Das Dach muss saniert werden, was aber der Diözesan-Verwaltungsrat ablehnt. Die Kirche sei pastoral nicht mehr notwendig, so die Begründung. Der Verwaltungsrat der Pfarreiengemeinschaft St. Peter hat eigene Pläne und will das Gebäude in eine Urnen-Begräbnisstätte, ein Kolumbarium, umwandeln.

 Nach der Umwandlung in ein Kolumbarium könnten Trauernde ihre Verstorbenen in der Kirche Christi Himmelfahrt mit elektronischen Schlüsselkarten rund um die Uhr besuchen. TV-Foto: Rolf Lorig

Nach der Umwandlung in ein Kolumbarium könnten Trauernde ihre Verstorbenen in der Kirche Christi Himmelfahrt mit elektronischen Schlüsselkarten rund um die Uhr besuchen. TV-Foto: Rolf Lorig

Trier. Es war im April 2011, als die Gottesdienste in der Kirche "Christi Himmelfahrt" eingestellt werden mussten. "Wasser war in das Dach eingedrungen, und wir hatten Sorge, dass es zu größeren Schäden kommen könnte. Nicht zuletzt die Sorge um das Wohl der Menschen hat uns dann veranlasst, die Gottesdienste in dieser Kirche einzustellen", erinnert sich Pater Siegmund A. Pawlicki, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft.
Bis dahin fanden die Gottesdienste im Wechsel mit der Kirche St. Peter statt. Über eine mangelnde Beteiligung habe er sich in "Christi Himmelfahrt" nicht beklagen können: "Die Gottesdienste waren immer recht gut besucht", erinnert sich der Pfarrer.
Und er weiß, dass die Ehranger Bürger ihre Kirche nicht so ohne weiteres aufgeben wollen. Denn sowohl im Verwaltungsrat wie auch im Pfarrgemeinderat macht man sich dafür stark, die Kirche in ein Kolumbarium umzuwandeln.
Ein Kolumbarium ist eine Begräbnisstätte für Urnen. Dort finden Trauerfeiern und Beisetzungen sowie Eucharistiefeiern, Totengedenken und Requien statt. Für Pater Pawlicki, der mit Sorge Bestattungen mit dem anschließenden Verstreuen der Asche ("Das ist keine Bestattungskultur sondern eine Entsorgung unserer Toten") beobachtet, wäre dieser Umbau eine wünschenswerte Alternative: "Ein Ort der Begegnung, der Raum für Trauer, Erinnerung und Hoffnung bietet. Ruhe für die Verstorbenen und Besinnung für die Lebenden stehen im Vordergrund."
Dafür aber wären einige bauliche Veränderungen von Nöten. Die Kosten dafür wurden bereits ermittelt: rund 570 000 Euro, einschließlich der Dachsanierung. Auch einen wasserdichten Finanzierungsplan gibt es. Danach käme auf das Bistum ein Zuschuss in Höhe von 23 300 Euro zu, der Rest sei bereits durch den Verkauf der Kirche in Quint sowie eines alten Kindergartens gesichert, so Jürgen Schmitt, Vorsitzender des Verwaltungsrates St. Peter.
Bei 50 Urnengräbern pro Jahr, so die Rechnung des Verwaltungsrates, habe sich der Umbau in acht bis zehn Jahren refinanziert. Zahlen, von denen sich der Diözesan-Verwaltungsrat nicht beeindrucken ließ. Die Chance zur Genehmigung für den Umbau sei mehr als gering, hieß es.
Tatsächlich bauten die kirchlichen Richtlinien in der Vergangenheit hier hohe Mauern auf. Doch das könnte sich bald ändern. Bischof Stephan Ackermann hat die Einrichtung von Kolumbarien überdacht. Dazu sein Sprecher André Uzulis: "Es gibt im Bistum Trier ein neues Papier, das die Frage der Kolumbarien regelt. In diesem werden allerdings umfassende Kriterien formuliert, die erfüllt sein müssen, um die Umwandlung einer pastoral nicht mehr genutzten Kirche in ein Kolumbarium zu genehmigen."
Es gebe im Bistum Trier drei weitere Pfarrgemeinden, die entsprechende Anträge gestellt haben, so Uzulis. Wegen des Klärungsbedarfes sei das Bistum mit den Antragstellern in Kontakt.
Für Pfarrer Pawlicki ist das eine gute Nachricht: "Wir werden uns da nochmals auf den Weg begeben." Sinnbildlich tut das Gisela Born, die bis vor kurzem Vorsitzende des Pfarrgemeinderates war.
Zusammen mit Bernhardt Schmidt, Mitglied des Verwaltungsrates, wird sie Anfang des kommenden Jahres eine Umfrage in Ehrang starten. Pater Pawlicki hofft auf ein positives Ergebnis. "Wenn sich 200 Ehranger Bürger für die Einrichtung eines Kolumbarium aussprechen, wer sollte dem dann noch im Wege stehen?" fragt sich der Pfarrer. floExtra

Schon die Römer bauten Grabkammern mit reihenweise übereinander angebrachten Nischen zur Aufnahme von Urnen nach Feuerbestattungen. In Deutschland hielt diese Beisetzungsart mit der Einführung der Feuerbestattung ab 1879 Einzug. Vorteile: niedrige Bestattungskosten, keine Grabpflege. flo

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