KIRCHE

Zum Bericht "Sie redet, wenn andere schweigen" (TV vom 1. Mai):

Jutta Lehnert erhält also den Preis für "aufrechten Gang" von der sogenannten Basisbewegung "Kirche von unten". Gratulation - offenbar gelingt Frau Lehnert ihre gewollte Inszenierung als alleinige Freiheitskämpferin gegen die so unaufgeklärte katholische Kirche. Leider fehlt ein wichtiges Faktum. Die von ihr geforderte Nulltoleranz-Forderung für straffällige Priester gibt es längst deutschlandweit. Offenbar wird die durch Bischof Stephan Ackermann von Frau Lehnert erbetene Zurückhaltung in diesem Artikel ganz bewusst in ein schlechtes Licht gerückt. Denn auch hier übersehen wir ein elementares Problem: Nicht jeder, der nicht sofort mit dem "verbalen Atomkrieg" in die Öffentlichkeit zieht, ist automatisch blind für die Realität. Es gibt auch andere Formen des "Protests": Das Gebet im Verborgenen und das ganz persönliche Vorleben der Botschaft Jesu im Vertrauen, dass die, die Leitungsgewalt in der Kirche innehaben, die Geschicke auch richtig lenken. Und auch wenn Frau Lehnert sich da überschätzt: als Pastoralreferent hat man keine Leitungsgewalt. Das obliegt bisher eben "nur" den geweihten Personen der Kirche. Das Schlimme am unverschämten Auftreten von Frau Lehnert ist, dass mit ihren plakativen Auftritten der Eindruck entsteht, in der Kirche tue sich nichts, oder noch weiter - die Kirche bestehe aus Menschen, die bewusst Böses wollten. Ich bin es satt, immer die gleichen falschen Äußerungen einzelner Kirchengegner zu hören, die auch noch glauben, für eine schweigende Mehrheit zu sprechen. Ja, wir haben verstanden, dass es offenbar pädophile Priester in der Kirche gibt. Aber wir wollen bei aller Kritik doch bitte nicht vergessen: Keine Institution wie die Kirche kooperiert so konsequent bis an die Grenzen des Datenschutzes mit den Behörden. Und, es klingt überraschend, der Großteil der Priester hat nicht missbraucht. Könnte Frau Lehnert nicht auf die wahren Probleme der Welt hinweisen wie Christenverfolgungen, den heutigen Holocaust, Familientrennungen, Altersarmut und so weiter? Das ist nur leider nicht so populär, und es dient nicht der eigenen Inszenierung. Viel Spaß mit dem Preis! Yannic Hassbach, Trier

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