KIRCHE

Zum Bericht "Kirche will mehr religiöse Erziehung" (TV vom 1. August):

In den Bildungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz sind elf Bildungsbereiche benannt, darunter die Bereiche "Religiöse Bildung" sowie "Interkulturelles und interreligiöses Lernen". Jede Kita in Rheinland-Pfalz sollte den Kindern also religiöse Bildung vermitteln. Die Kommentierung von TV-Redakteurin Christiane Wolff, wer religiöse Inhalte vermitteln wolle, solle doch seine Kitas selber bezahlen, ist also irreführend. In katholischen Kitas wird Religion nicht nur theoretisch vermittelt, sondern gelebt. Es wird also nicht nur darüber informiert, dass Menschen beten, sondern es wird im Sinne eines handlungsorientierten Lernens mit den Kindern gebetet. Als Pastoralreferent fördere ich die Auseinandersetzung der Erzieherinnen mit Glaubensfragen. Sie sollen so befähigt werden, authentisch, glaubwürdig und überzeugend religiöse Inhalte an die Kinder zu vermitteln. Das hat aber nichts mit zwanghafter Missionierung wie in der Kolonialzeit zu tun. Im immer wichtigeren Bereich interreligiöse Bildung sind die christlichen Kitas sogar führend. Meine Erfahrungen in Trier bestätigen das: Gerade Eltern anderer Religionen schicken gerne ihre Kinder in christliche Kitas, weil dort über Gott, Nächstenliebe, Barmherzigkeit und andere religiöse Themen geredet wird. Während früher Kinder in eine religiöse Welt automatisch hineinwuchsen, ist dies heute nicht mehr der Fall. Religiöse Inhalte können in einer säkularisierten Welt nur vermittelt werden, wenn sie ausdrücklich zum Thema gemacht werden. In diesem Sinne "will Kirche mehr religiöse Erziehung", als dies früher zu volkskirchlichen Zeiten üblich war. Gewundert habe ich mich über die Zahlenangaben. Es gibt 66 Kitas in Trier, von denen 41 katholische Träger haben. Mit Ausnahme von Ehrang/Pfalzel gibt es überall nichtkatholische Träger in erreichbarer Nähe als Alternative. Frau Wolff verschweigt, dass die anderen freien Träger häufig fast zu 100 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert werden, während die Kirche bei ihren Kitas immerhin 9,5 Prozent der Personalkosten und 35 Prozent der Baukosten selber trägt. Thomas Kupczik, Trier, Pastoralreferent im Dekanat Trier

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