Kirchen-Autoritäten kritisch beleuchtet

Die Positionen der Kirche kritisch beleuchten und Autoritäten hinterfragen: Das sind zwei Ziele, die sich der Verein "Theologisches Quartett Trier" gesetzt hat. Seit dem Jahr 2000 sind die Sonntagsmatineen des Vereins im Palais Walderdorff ein Forum für konstruktive Kirchenkritik.

Trier. An einem kommt keiner vorbei, wenn es um das "Theologische Quartett Trier" (TQT) geht: Hermann Münzel. Der bekannte Priester ist zwar 2006 gestorben, sein kritischer Geist weht aber nach wie vor im TQT. Er ist sozusagen die Leitfigur des Vereins. "Meine Motivation, mich im TQT zu engagieren ist, die Ideen von Hermann Münzel weiterzutragen", sagt Peter Kappenstein, Vorstandsmitglied des Vereins.

Auch Münzels kritische Perspektive will das TQT nicht missen lassen. "Wir arbeiten unabhängig als Verein, weil wir nicht am Tropf der Kirche hängen wollen", sagt Lothar Adenauer, der ebenfalls zum Vorstand gehört. Und so spricht der Verein bei seinen offenen Podiumsdiskussionen während der Sonntagsmatineen Themen an, über die innerhalb der Kirche nur wenige reden - zum Beispiel Homosexualität und Priestertum, Missbrauchsfälle in der Kirche oder Kritik am Zölibat. Damit will das TQT eine konstruktive Diskussion auch innerhalb der Kirche anregen.

"Das Charisma, das Hermann Münzel hatte, haben wir nicht", sagt Adenauer. Das ist einer der Gründe, warum das TQT seit dem Tod Münzels als Verein organisiert ist. Diese Form ist laut Adenauer nicht mehr so personalisiert wie zuvor.

Der Verein zählt zurzeit 30 Mitglieder, von denen sieben den Vorstand bilden. Neben Kappenstein und Adenauer gehören die Vereinsgründer Winfried Blasweiler, Willi Klein, Jutta und Heribert Lehnert sowie Martina Morawietz dazu.

Entscheidung zwischen Himmelreich und Hölle



Die Vorstandsmitglieder entscheiden über die Themen der Sonntagsmatineen. Das Programm entsteht laut Adenauer und Kappenstein im Kollektiv. Als Zugpferde sind neben interessanten Themen auch bekannte Namen wichtig. So verfügt der Verein schon über einen erlesenen, internationalen Referentenkreis. Dazu gehören unter anderem der politisch engagierte Ex-Bischof Jacques Gaillot und der kritische Theologe Hubertus Halbfas, dem Ende der 1960er Jahre die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wurde. Andere Referenten reihen sich laut Kappenstein gerne in diese Reihe ein.

Thematisch orientiert sich das TQT an einem Vierklang: innerkirchliche Themen, Gesellschaft und Wirtschaft, Frauen in der Kirche sowie Humor und Kultur. Mit dieser Themenmischung ziehen die Sonntagsmatineen jedesmal etwa 100 Zuhörer und Diskutierfreudige an. Bei den Veranstaltungen wird aber nicht nur geredet. Um die musikalische Untermalung und Auflockerung kümmert sich das Jazz-Trio "Rhythm-a-Nink" unter der Leitung von Bernhard Nink. Trotz der Kirchenkritik "im Schatten des Trierer Domes" hat sich bisher laut Adenauer und Kappenstein noch niemand vom Bistum beschwert.

Eine schöne Episode gibt es zur Auswahl des Weines, den die Referenten als kleines Dankeschön bekommen. So konnte das TQT entscheiden zwischen den Weinen "Wiltinger Hölle" und "Graacher Himmelreich", die die Vereinigten Hospitien als Sponsor zur Verfügung stellten. "Wir haben uns für die Hölle entschieden, weil der Wein einfach besser schmeckt", sagt Kappenstein. Extra Auch im Februar und im März finden in Kooperation mit der Volkshochschule um 11 Uhr Sonntagsmatineen im Palais Walderdorff in Trier statt. Die Theologin Helen Schüngel-Straumann spricht am 15. Februar über feministische Gottesbilder in der Bibel bei ihrem Vortrag "Gott bin ich und kein Mann". Am 22. März folgt ein Vortrag von Wilhelm Bruners über poetische Texte und Gott. Der Eintritt kostet sechs Euro, ermäßigt vier. (cmk)

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