Kircheninventar online unter dem Hammer

Trier · Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten - verkauft! Was einst die inzwischen entweihte Trier-Quinter Filialkirche Mariä Himmelfahrt schmückte, wird nun im Internet feilgeboten.

 Ein Holzkeuz ab 100 Euro und eine Orgel ab 20 000 Euro zählen zu dem Angebot der Kirche in Trier-Quint. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ein Holzkeuz ab 100 Euro und eine Orgel ab 20 000 Euro zählen zu dem Angebot der Kirche in Trier-Quint. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ein Weihwasserbecken im Schlafzimmer und eine Kirchenorgel in der guten Stube? Diese Vorstellung könnte vor Augen haben, wer auf der Internetseite der Trier-Ehranger Pfarrgemeinde St. Peter dem Link "Hier geht es zum Bieterportal" folgt. Denn dort können Gebote für das Inventar der Kirche Mariä Himmelfahrt in dem Trierer Stadtteil Quint abgegeben werden. Im November wurde das Gotteshaus als erste katholische Pfarrkirche der Moselstadt geschlossen, weil die Zahl der Kirchgänger immer weiter zurückgegangen und der Betrieb wirtschaftlich wie personell nicht mehr leistbar waren. Jetzt verkauft die Ehranger Kirchengemeinde St. Peter, zu der die entweihte Quinter Kirche gehört, das Innenleben.

Das mit Abstand teuerste Stück ist die Orgel: 1979 erbaut, neobarockes Klangbild, sieben Meter hoch. "Das Design ist recht originell", heißt es in der Beschreibung. Startgebot: 20 000 Euro. Ebenfalls zu haben ist ein Weihwasserbecken aus rotem, russischem Tuffstein - zum Schnäppchenpreis von 15 Euro aufwärts. Und selbst der Altar kommt unter den Hammer: für mindestens 2000 Euro.

Wären die Mikrofonanlage mit Wandlautsprechern und die Kirchenstühle, wahlweise mit Kniebänkchen, sogar noch zum Haus- oder Konzertgebrauch zu nutzen, passen Stücke wie das 1,60 Meter hohe und 1,20 Meter breite Holzkreuz mit Korpus, der Liedanzeiger oder der Kreuzweg in 14 Stationen wahrlich nicht in jeden Haushalt.

Und das müssen sie auch nicht, denn die Sache hat für private Interessenten einen Haken: Grundsätzlich könne zwar jeder mitbieten, "aber wir werden bei den ausdrücklich sakralen Gegenständen wie dem Altar darauf achten, dass sie nicht unwürdig verwendet werden", sagt der Ehranger Pastor Markus Nicolay. Im Internet müssen die Interessenten daher Formulare ausfüllen, damit die Gemeinde weiß, mit wem sie es zu tun hat. Online haben sich zwar noch keine Bieter registriert, aber die Projektverantwortliche Elisabeth Bettendorf hat bereits am Telefon Besichtigungstermine vereinbart.

Wie aber kam die Gemeinde auf die Idee einer Internetauktion? "Da es keinen Katalog mit Preisen für gebrauchtes Kircheninventar gibt, wussten wir nicht, was wir für die einzelnen Gegenstände ansetzen sollten", erklärt Pastor Nicolay. Außerdem sei es schwierig, in Trier an mögliche Interessenten zu kommen. Mit dieser Idee könnte die Gemeinde Vorreiter sein: Bistumssprecher Stephan Kronenburg ist eine derartige Aktion zumindest bislang noch nicht zu Ohren gekommen.

Noch bis Ende März soll die Auktion laufen, die durchaus mit etwas Wehmut verbunden ist, wie aus den Worten Bettendorfs herauszuhören ist: "Ich war ja damals schon dabei, als der Grundstein für die Kirche gelegt wurde. Daher bin ich schon sehr mit ihr verbunden." Extra Künftige Nutzung: Die Zukunft der Kirche Mariä Himmelfahrt ist noch ungewiss. Zu Beginn hatte die Stadt mit dem Gedanken gespielt, im Untergeschoss einen Kinderhort und im Kirchenraum eine Turnhalle einzurichten. Weil die Kosten zu hoch gewesen wären, wurde diese Idee aber fürs Erste verworfen. (uq)

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