Kirmes-Rückkehr verdrängt den neuen Markt

Trier · Der Samstags-Wochenmarkt feiert am 16. April Premiere, aber nicht auf dem angestammten Viehmarktplatz, sondern auf dem Domfreihof. Mit dieser Standort-Entscheidung hat die Stadt nicht nur die Kunden, sondern auch die Marktleute überrascht. Die Reaktionen sind gespalten.

Trier. Als am Montagnachmittag das Rathaus-Presseamt die Nachricht vom Samstagsmarkt auf dem Domfreihof verschickte, dachten nicht wenige Medienvertreter an einen verfrühten Aprilscherz. Vom Platz vor dem Dom war zuvor nie die Rede gewesen, sondern immer nur vom Viehmarkt. Dem Platz also, auf dem dienstags und freitags der Wochenmarkt über die Bühne geht.

Selbst die meisten Marktleute erfuhren erst aus der TV-Dienstagsausgabe vom neuen Standort und wunderten sich. Ja, das Informations-Timing sei nicht sehr glücklich gewesen, räumt Thomas Egger (FDP), der für den Markt zuständige Dezernent im Rathaus ein. Aber die Entscheidung pro Domfreihof sei ganz frisch, und die Zeit dränge. Schließlich ist die Samstagsmarkt-Premiere bereits Ende übernächster Woche.

Den Ortswechsel begründet Egger mit der jetzt schon gegebenen Überbeanspruchung des Viehmarkts: ADAC-Rallye, Internationales Fest, Altstadtfest und nicht zuletzt die Sommerkirmes (siehe Extra) - der Platz wird an vielen Samstagen nicht zur Verfügung stehen, und der als Ausweichort vorgesehene Augustinerhof vor dem Rathaus sei zu klein. Da sei die Ausweich-Alternative Domfreihof ins Spiel gekommen. "Und der Domfreihof ist doch viel zu schade, um nur als Verlagerungsstandort zu dienen", meint Egger. So sei die Idee entstanden, den Samstagsmarkt dort dauerhaft zu etablieren. Nur wenn der Domfreihof belegt ist, ist auch samstags auf dem Viehmarkt Markt. Dankenswerterweise" habe Bischof Stephan Ackermann zugestimmt. "Und somit können wir einen attraktiven Samstagsmarkt an einem der schönsten Plätze abhalten mit dem Doppel-Weltkulturerbe Dom und Liebfrauenkirche als Kulisse", frohlockt Egger.

Das Wochenmarkt-Angebot auf dem Viehmarkt gestalten zwischen 15 und 25 Marktbeschicker. Zwölf von ihnen sind künftig auch samstags mit von der Partie - und reagieren überwiegend skeptisch auf den neuen Standort. "Ich habe mich für den Samstagsmarkt beworben ohne zu ahnen, dass der nicht auf dem Viehmarkt stattfindet. Den Domfreihof halte ich schon wegen der Anlieferung für problematisch. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll, wenn samstags morgens gleichzeitig 30 Stände aufgebaut werden sollen. Und wo sollen bis zum Abbau am Nachmittag die Lieferfahrzeuge hin?", fragt Angela Scherf (55) aus Newel-Butzweiler, die Obst, Gemüse und Pflanzen verkauft. Sie wolle nun "erst einmal sehen, wie sich das Ganze vor dem Dom entwickelt. Wenn's nicht läuft, steige ich da wieder aus." Um Ersatz müsste sich Ordnungsamts-Chef Jörg Elsen keine Gedanken machen: "Wir haben weitaus mehr qualifizierte Bewerber als Platz und mussten deshalb leider einige Absagen erteilen." Elsen zeigt sich sicher, dass der von 9 bis 15 Uhr stattfindende Samstagsmarkt "d e r Renner" wird. Das Angebot an den etwa 30 Ständen gehe weit über das des Wochenmarkts an Dienstagen und Freitagen hinaus: "Die 16 neu hinzukommenden Markbeschicker bieten unter anderem Keramik, Glaskunst, Gewürze, Seifen, Öle oder Schmuck aus eigener Herstellung an. Außerdem wird es ein Kaffee-Mobil geben und einen Imbissstand der Lebenshilfe-Werkstatt. Insgesamt ein sehr reizvoller Mix."

Logistik-Probleme erwartet Elsen nicht: "Wir haben alle Markt-Teilnehmer für kommenden Dienstag, 14 Uhr, zu einem Vor-Ort-Gespräch gebeten. Da kann auch über alle noch vermeintlich offenen Fragen gesprochen werden."

UMFRAGE"ICH BIN SICHER: DER NEUE SAMSTAGSMARKT WIRD D E R RENNER" ORDNUNGSAMTS-LEITER JöRG ELSEN EXTRA: PETER & PAUL-MESSE



Ich hätte dem Samstagsmarkt lieber auf dem Viehmarkt gesehen, freue mich aber, dass es überhaupt einen geben wird. Ich werde ihn auf jeden Fall nutzen und hoffe, dass er viele regionale Produkte bietet. Markt am Samstag - da kann man endlich mal zu zweit hingehen und sich bis 15 Uhr Zeit lassen. Aber den Domfreihof halte ich nicht für optimal. Ich frage mich, wie sich der Markt mit den Touristenströmen verträgt. Als Autofahrer kann ich den Markt auf dem Domfreihof nicht positiv sehen. Vom Viehmarkt aus kann ich meine Einkäufe direkt in die Tiefgarage ins Auto bringen. Ich bin seit 1965 Stammkundin auf dem Wochenmarkt und großer Fan des Standorts Viehmarkt. Vom Markt auf dem Domfreihof halte ich nicht viel. Der ist eher was für Touristen. rm. TV-Fotos (4): Roland Morgen

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Triers traditionelle Sommerkirmes steigt nach zwei Jahren Rindertanzplatz-Exil wieder auf dem Viehmarkt. Schausteller und Stadt einigten sich auf den Termin 10. bis 19. Juni, also deutlich vor dem Patronatsfest Peter und Paul (29. Juni). Vom 24. bis 26. Juni ist der Viehmarkt bereits vom Altstadtfest belegt. "Wir sind froh, dass die Stadt uns die Rückkehr ermöglicht. Auf dem Rindertanzplatz hatten wir gravierende Umsatzeinbrüche", sagt Schausteller-Sprecher Werner Weeber. Auf dem Viehmarkt wollen seine Kollegen und er eine attraktive Kirmes mit zwei Dutzend Fahrgeschäften anbieten. Auf dem beengten Rindertanzplatz sei das nicht möglich gewesen. rm.

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