Kirsch GmbH in Trier: "Entsetzt und wütend"

Trier · Die Kirsch GmbH wurde "systematisch kaputt gewirtschaftet" - das sagt der Betriebsratsvorsitzende Thomas Meyer. Während die Sozialplanverhandlungen laufen, interessieren sich bereits Firmen für die Kirsch-Mitarbeiter.

 Klare Worte: Mit solchen Plakaten kritisiert die IG Metall die Vorgänge bei der Kirsch GmbH und deren Mutterkonzern Prettl. TV-Fotos (2): Thomas Zeller

Klare Worte: Mit solchen Plakaten kritisiert die IG Metall die Vorgänge bei der Kirsch GmbH und deren Mutterkonzern Prettl. TV-Fotos (2): Thomas Zeller

Foto: (h_st )

Die geplante Schließung der Kirsch GmbH durch den Mutterkonzern Prettl ist "unnötig und ein Skandal", sagt Christian Schmitz von der IG Metall Trier. Die Prettl-Gruppe aus Baden-Württemberg, die Kirsch energy systems 2008 übernommen hatte, hält den Standort Trier laut eigener Aussage für "nicht mehr wettbewerbsfähig" und hat Mitte März die Schließung für Ende August angekündigt (der TV berichtete).

Aktuell laufen die Sozialplanverhandlungen, aber sie laufen offenbar nicht gut. Die nächste Verhandlungsrunde steht am Donnerstag an. "Wir sind noch weit auseinander", sagt der Betriebsratsvorsitzende Thomas Meyer im Gespräch mit dem TV. Ebenso wie Christian Schmitz nutzt auch Meyer harte Worte. Kirsch sei systematisch kaputt gewirtschaftet worden, betont er. "Das Kind ist in den Brunnen gefallen, aber jeder sieht, dass es nicht so weit hätte kommen müssen."

Mit der Schließung fallen 90 Arbeitsplätze weg. Das hat offensichtlich die Konkurrenz sowohl in Trier als auch im benachbarten Luxemburg hellhörig werden lassen, Thomas Meyer bestätigt TV-Informationen, nach denen einige Kirsch-Mitarbeiter bereits konkrete Angebote erhalten haben. "Die eine oder andere Firma hat sich in der Tat gemeldet."

Meyer und Schmitz blicken zurück: "Die guten Zeiten der Kirsch GmbH liegen weit zurück, dennoch wurde es seit der Übernahme durch die Prettl-Gruppe nicht besser, im Gegenteil", erklärt Schmitz. Innerhalb von acht Jahren habe Prettl neun Geschäftsführer nach Trier geschickt. Deren Ziel sei es aber nie gewesen, ein Sanierungskonzept zu erstellen. Es ging laut Schmitz immer darum, "in kurzer Zeit schwarze Zahlen zu produzieren".
Die Folge sei jeweils ein kurzfristiger Personalabbau gewesen, der jedoch Umsatz- und Renditeeinbußen nach sich gezogen habe. "Die Abwärtsspirale konnte nicht gestoppt werden, sie verfestigte und beschleunigte sich", sagt der Mann von der IG Metall. "An den Strukturen wurde nie etwas geändert, es wurde letztlich immer noch schlimmer." Gewerkschaftssekretär Michael Cramer ergänzt: "Die Beschäftigten sind entsetzt und wütend über diese Willkür und offensichtliche Planlosigkeit."

Christian Schmitz fordert: "Der Arbeitgeber hat angekündigt, sozial verantwortlich im Sinne der Mitarbeiter zu handeln. Wir fordern Prettl unmissverständlich auf, diesen Worten auch endlich Taten folgen zu lassen. Die Mitarbeiter von Kirsch haben es verdient."
Die Prettl Produktions Holding GmbH ist eine Unternehmensgruppe mit 19 Firmen und fast 10 000 Mitarbeitern in 25 Ländern. Ihr Hauptsitz liegt in der Kleinstadt Pfullingen am Fuß der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg. Ein zuständiger Sprecher der Gruppe, der die Vorwürfe aus Trier hätte kommentieren können, war gestern nicht erreichbar.

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